Deutsche Tageszeitung - Samsung will künstliche Avatare wie echte Menschen wirken lassen

Samsung will künstliche Avatare wie echte Menschen wirken lassen


Samsung will künstliche Avatare wie echte Menschen wirken lassen
Samsung will künstliche Avatare wie echte Menschen wirken lassen / Foto: ©

Samsung will digitale Avatare dank künstlicher Intelligenz (KI) künftig menschlicher wirken lassen. Die KI-Tochter Star Labs des südkoreanischen Technologieriesen stellte auf der Technikmesse CES in Las Vegas am Dienstag ihr Projekt Neon vor: Computeranimierte Geschöpfe, die bislang etwa in Computerspielen, Filmsequenzen oder in Apps häufig noch künstlich und steif wirken, sollen wie echte Menschen "eine Unterhaltung führen und mitfühlen" können, wie Star Labs mitteilte.

Textgröße ändern:

Der im US-Bundesstaat Kalifornien ansässigen Samsung-Tochter zufolge basiert die neue Technik auf Fortschritten bei der Entwicklung intelligenter Algorithmen, künstlicher neuronaler Netzwerke und der Computerberechnung von Modellen. Die "Neons" genannten Avatare sollen demnach künftig etwa als TV-Nachrichtenmoderator, als Sprecher von Unternehmen und Behörden oder als Schauspieler eingesetzt werden - oder auch als "Gefährten und Freunde".

"Neons werden unsere Freunde sein, unsere Mitarbeiter und Begleiter", sagt Star Labs-Chef Pranav Mistry. Dabei könnten sie "kontinuierlich dazulernen" und aus ihren Interaktionen eigene Erinnerungen entwickeln. Dem Unternehmen zufolge sollen die Avatare so lebensecht wirken, dass sie beim Anblick kaum von Menschen aus Fleisch und Blut zu unterscheiden sind und mit einer Latenz von wenigen Millisekunden reagieren.

Die Ankündigung von Samsung fällt zusammen mit wachsenden Befürchtungen vor sogenannten Deepfakes im Internet - also Videos, die täuschend echt aussehen, aber tatsächlich mittels KI zu Manipulationszwecken verfälscht oder geschaffen wurden.

Die von Samsung vorgestellte Entwicklung habe potenziell "große Auswirkungen" auf viele Bereiche - vom Kundenservice über Beratungsstellen bis hin zum Unterhaltungsbereich, glaubt Analyst Jack Gold. Die Technik berge allerdings auch die Möglichkeit, um menschliche Interaktionen "für schlechte oder illegale Absichten zu fälschen", gibt er zu bedenken.

Avi Greengart von Techsponential hält die Avatare sowohl für realistisch als auch für "gruselig", wie er sagt. "Wenn man beiseitelässt, wie beeindruckend die Technologie ist, wird Neon auf eine Art und Weise benutzt, die die Leute mögen, die sie tolerieren oder sogar aktiv hassen?", fragt er.

Bei der CES in Las Vegas stellen derzeit zahlreiche Hersteller ihre Neuheiten vor. Samsung präsentierte auch einen Roboterball names "Ballie", der seinen Besitzer daheim auf Schritt und Tritt als Assistent begleiten und zugleich Schnittstelle für die Bedienung von Smart-Home-Geräten sein soll.

Der chinesische Elektronikkonzern TCL stellte ein 5G-Smartphone vor, das zum Verkaufsstart in diesem Jahr weniger als 500 Dollar (umgerechnet 447 Euro) kosten soll. LG aus Südkorea präsentierte einen Fernseher, mit dem es für Konsumenten möglich sein soll, in Windeseile Käufe zu tätigen - und etwa das Outfit, das eine Schauspielerin trägt, direkt zu shoppen.

Der japanische Autobauer Toyota stellte seine Pläne für eine "verwobene Stadt" vor. Diese "Woven City" soll als Modellstadt für rund 2000 Menschen am Fuße des Berges Fuji entstehen und komplett mit Energie aus Brennstoffzellen versorgt werden. Dort sollen dann zahlreich neue Technologien in der Praxis erforscht werden, unter anderem zum autonomen Fahren.

Für Aufsehen sorgte auch der Elektronikkonzern Sony: Er zeigte den Prototyp "Vision-S" eines elektrisch betriebenen Autos, das mit zahlreichen Sensoren und allerlei Technik aufwartet.

(W.Budayev--DTZ)

Empfohlen

EU-Kommission ebnet Weg für Defizitverfahren gegen Österreich

Die EU-Kommission hat den Weg für ein Defizitverfahren gegen Österreich geebnet. Das Land halte die europäischen Schuldenregeln in diesem Jahr nicht ein, teilte die Kommission am Mittwoch mit. Die EU-Finanzminister müssen diesem Schritt noch zustimmen. Österreich drohen damit im äußersten Fall hohe Geldbußen. Bisher wurden solche Sanktionen allerdings nie verhängt.

Finanztip: Extremer Dollar-Kursverfall hätte Auswirkungen auf Sparpläne

Ein extremer Kursverfall des Dollar hätte einer Studie zufolge Auswirkungen auf die Sparpläne vieler Anlegerinnen und Anleger. Ein Wertrückgang des Dollars von 0,91 Euro auf 0,70 Euro würde rechnerisch zu einem Einbruch des äußerst beliebten, jedoch sehr US-lastigen Aktienindex MSCI World von bis zu 16,3 Prozent führen, erklärte das Verbraucherportal Finanztip am Mittwoch. Es handele sich allerdings um ein Worst-Case-Szenario. Die Auswirkungen in der Praxis wären laut Finanztip wohl geringer.

Wohlstandsbericht: Deutschland hat 41.000 Millionäre weniger

Deutschland hat im vergangenen Jahr 41.000 Millionäre verloren, in ganz Europa ging die Zahl um 2,1 Prozent zurück. Das Beratungsunternehmen Capgemini begründete diese Entwicklung in seinem Weltwohlstandsbericht vom Mittwoch vor allem mit der "wirtschaftlichen Stagnation in den größten europäischen Ländern". Zugleich stieg demnach allerdings die Zahl der ultravermögenden Privatpersonen in Europa um 3,5 Prozent. Capgemini sprach einer "zunehmenden Vermögenskonzentration".

Mehr Neuzulassungen im Mai - E-Autos weiter stark im Aufwind

Die Zahl der Neuzulassungen von Pkws hat im Mai zugelegt. Mit 239.297 wurden 1,2 Prozent mehr Neuwagen zugelassen, als im Vorjahresmonat, wie das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg am Mittwoch mitteilte. Besonders die Zahl neuer E-Autos und Hybriden legte demnach ein weiteres Mal stark zu, während deutlich weniger Diesel und Benziner verkauft wurden.

Textgröße ändern: