
Zahlreiche Airlines meiden vorerst Luftraum über Iran und Irak

Zahlreiche Fluggesellschaften weltweit haben am Mittwoch ihre Flüge über den Iran und den Irak vorerst gestoppt, auch die Lufthansa. Grund sind die iranischen Raketenangriffe auf internationale Militärstützpunkte im Irak. Die US-Luftfahrtaufsicht verbot Airlines aus den USA den Überflug über die gesamte Golfregion.
Ein Lufthansa-Sprecher sagte, die Flüge über den Irak und Iran würden umgeleitet - das werde sich auf die Dauer der betroffenen Flüge auswirken. Details stünden noch nicht fest. Die Airline strich ihren für Mittwoch geplanten Flug von Frankfurt am Main nach Teheran sowie eine für Samstag angesetzte Verbindung nach Erbil im Nordirak.
Auch ein von Austrian Airlines durchgeführter Lufthansa-Flug von Wien nach Teheran wurde zunächst gestrichen. Nachdem sich die Lufthansa aber nach eigenen Angaben "mit nationalen und internationalen Behörden ein genaues Bild der Lage vor Ort" machte, sollte der Flug am Abend mit rund sechs Stunden Verspätung doch noch starten. Ab Donnerstag will auch die Lufthansa selbst wieder die iranische Hauptstadt anfliegen.
Derzeit sieht die Fluggesellschaft den Korridor für Starts und Landungen im Gegensatz zum übrigen Luftraum als sicher an, "nachdem der Flughafen Teheran offen ist und es für die Anflugsroute sowie den Bereich um den Flughafen keine Sicherheitseinschränkungen gibt". Weiterhin werde aber "auf Tagesbasis über die Durchführung der Flüge sowie deren Organisation" entschieden.
Auch die französische Fluggesellschaft Air France stoppte als "Vorsichtsmaßnahme" bis auf weiteres Überflüge über den Iran und den Irak, ebenso die Schwestergesellschaft KLM aus den Niederlanden.
Die polnische LOT hatte bereits am Wochenende ihre Flüge umgeleitet, um den iranischen Luftraum zu meiden. Emirates aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Flydubai erklärten am Mittwoch, sie hätten ihre Flüge nach Bagdad aus "operationellen Gründen" gestrichen.
Auch Qantas aus Australien, Singapore Airlines, Malaysia Airlines und die indischen Airlines Air India und Air India Express teilten mit, sie hätten ihre Flüge über der Region bis auf weiteres umgeleitet. Vietnam Airlines, ANA und JAL aus Japan sowie Cathay Pacific mit Sitz in Hongkong fliegen nach eigenen Angaben nicht über den Iran und Irak.
Die US-Luftfahrtbehörde FAA teilte in der Nacht zum Mittwoch (MEZ) mit, sie habe US-Passagiermaschinen den Überflug über den Irak, den Iran, den Persischen Golf sowie den Golf von Oman untersagt. Sie werde die Ereignisse in der Golfregion "weiter genau verfolgen". Ihr russisches Pendant, die Luftfahrtbehörde Rosaviatsia, riet Airlines wegen "Risiken für die Sicherheit internationaler Fahrgastflüge" zum Umfliegen derselben Region, einem wichtigen Korridor für Flüge zwischen Europa und Asien.
Der Iran hatte in der Nacht zwei international genutzte Militärstützpunkte im Irak mit zahlreichen Raketen beschossen. Deutsche Soldaten, die im angegriffenen nordirakischen Erbil stationiert sind, kamen nicht zu Schaden, wie ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr sagte.
Teheran hatte nach der gezielten Tötung des iranischen Generals Kassem Soleimani durch einen US-Drohnenangriff im Irak am vergangenen Freitag Vergeltung angekündigt. Mehrere Fluggesellschaften in der Region sagten schon kurz darauf ihre Flüge in den Irak ab. Die Eskalation des Konflikts zwischen Washington und Teheran hat international Sorgen wegen einer drohenden militärischen Konfrontation beider Staaten bis hin zu einem Krieg geweckt.
(O.Tatarinov--DTZ)