Deutsche Tageszeitung - Ölpreisstreit zwischen Saudi-Arabien und Russland eskaliert

Ölpreisstreit zwischen Saudi-Arabien und Russland eskaliert


Ölpreisstreit zwischen Saudi-Arabien und Russland eskaliert
Ölpreisstreit zwischen Saudi-Arabien und Russland eskaliert / Foto: ©

Saudi-Arabien legt im Ölpreisstreit mit Russland nach: Der staatliche Ölkonzern Saudi Aramco kündigte am Mittwoch eine Produktionserhöhung an, kurz darauf folgte der Verbündete, der Adnoc-Konzern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der Ölpreis, der am Dienstag wieder leicht gestiegen war, fiel erneut. Der russische Präsident Wladimir Putin gab sich gelassen - die russische Wirtschaft könne "gestärkt" aus dem Streit hervorgehen, sagte er.

Textgröße ändern:

Saudi-Arabien, mächtiges Mitglied der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec), hatte sich vergangene Woche in Verhandlungen der Opec mit ihren Partnern nicht mit dem Wunsch durchsetzen können, die Fördermenge weiter zu drosseln und so den Preis zu stabilisieren. Vor allem Russland, zweitgrößter Förderer der Welt, sperrte sich.

Daraufhin senkte Aramco seinen Ölpreis am Sonntag auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren - im internationalen Handel brach der Ölpreis zu Wochenbeginn dramatisch ein. Am Dienstag erholte er sich etwas und legte und rund vier Prozent zu.

Diese Entwicklung stoppte Saudi-Arabien mit der Ankündigung vom Mittwoch. Die Produktion werde von derzeit zwölf auf 13 Millionen Barrel täglich hochgefahren, teilte Aramco mit. Der Konzern setze damit eine Anordnung des Energieministeriums um. Kurz darauf kündigte der Adnoc-Konzern in Abu Dhabi an, er sei bereit, die Förderung von vier Millionen Barrel täglich im April auf fünf Millionen Barrel anzuheben. Die Vereinigten Arabischen Emirate sind der viertgrößte Produzent in der Opec.

Bis zum Nachmittag sank der Ölpreis um mehr als drei Prozent. Die Nordseesorte Brent kostete 35,99 Dollar pro Barrel (ein Barrel sind 159 Liter), die US-Sorte WTI 33,20 Dollar pro Barrel.

Der russische Präsident Putin sagte in Moskau, "Prozesse wie dieser schaffen Probleme, aber umgekehrt schaffen sie auch neue Möglichkeiten". Die russische Zentralbank und die russische Regierung hätten "ausreichend Instrumente und Ressourcen, um die Stabilität zu wahren".

Russland ist der zweitgrößte Ölförderer der Welt und hängt stark ab von den Einnahmen aus dem Export des Rohstoffs. In den vergangenen Jahren wurde ein staatlicher Fonds aufgebaut, um Ölpreisschwankungen aufzufangen. Laut Finanzministerium sind darin 150 Milliarden Dollar, was ausreichen würde, Mindereinnahmen wegen eines Ölpreises von 25 bis 30 Dollar für sechs bis zehn Jahre auszugleichen.

Der niedrige Ölpreis, eigentlich eine gute Nachricht für die Wirtschaft, verstärkt derzeit die Sorgen vor einem wirtschaftlichen Niedergang wegen der Ausbreitung des Coronavirus. Die Opec erklärte am Mittwoch, sie rechne wegen der Epidemie mit einer sinkenden Nachfrage. Sie werde weltweit um rund 0,9 Millionen Barrel auf 99,7 Millionen Barrel täglich heruntergehen.

(L.Møller--DTZ)