Deutsche Tageszeitung - Kritik an Stopp der Mietzahlungen durch Handelsketten

Kritik an Stopp der Mietzahlungen durch Handelsketten


Kritik an Stopp der Mietzahlungen durch Handelsketten
Kritik an Stopp der Mietzahlungen durch Handelsketten / Foto: ©

Die Ankündigung großer Handelsketten, wegen der Ladenschließungen in der Corona-Krise ihre Mietzahlungen einzustellen, hat empörte Reaktionen hervorgerufen. Der Spitzenverband der Immobilienwirtschaft (ZIA) nannte das Vorgehen "rechtlich und moralisch bedenklich". Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CDU) übte scharfe Kritik am Sportartikel-Hersteller Adidas.
 
"Es hat uns überrascht, dass es so schnell und heftig kommt", sagte Gordon Gross vom Eigentümerverband Haus & Grund nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview. "Die Vermieter bekommen es jetzt knallhart um die Ohren gehauen." Auch der Zentrale Immobilienausschuss (ZIA) übte Kritik. Die Filialisten seien wirtschaftlich gesund. Das "einseitige Vorpreschen" sei daher "wenig partnerschaftlich".
 
"Ich bin enttäuscht von Adidas. Ich bin sehr enttäuscht", sagte Scheuer am Freitag der "Bild"-Zeitung. Die Ankündigung des Unternehmens, die Mietzahlungen vorerst einzustellen, sei "eine völlig inakzeptable Botschaft". Adidas habe große Gewinne gemacht, betonte Scheuer. "Es sind ja nicht nur die großen Immobilieneinrichtungen, sondern auch kleine, die als Privatpersonen an Adidas vermieten - und die bleiben dann auf ihren Kosten sitzen."
 
Der CSU-Politiker kritisierte das Vorgehen des Konzerns als unsolidarisch. "Das Signal ist nicht das Unterhaken, das man von jedem Bürger verlangt", sagte Scheuer. "Wir geben die Botschaft an die Bürgerinnen und Bürger: ’Seid vernünftig!’ Da müssen große Konzerne aber auch vernünftig sein."
 
Adidas hatte wegen der Corona-Pandemie seine Geschäfte schließen müssen und dies als Begründung dafür genannt, ab April vorerst keine Miete mehr für die Filialen zu zahlen. Auch andere Konzerne wie Deichmann, Puma und H&M wollen Berichten zufolge die Mietzahlungen aussetzen.
 
Der Bundestag hatte in dieser Woche ein Gesetz verabschiedet, wonach Mieter wegen Zahlungsrückständen infolge der Pandemie drei Monate lang nicht gekündigt werden können. Die Regelung bezieht sich auf Wohn- und Gewerbemieten und gilt zunächst bis Ende Juni.  (M.Dorokhin--DTZ)