Deutsche Tageszeitung - Bei der Lufthansa sind rund 11.000 Stellen in Deutschland zuviel

Bei der Lufthansa sind rund 11.000 Stellen in Deutschland zuviel


Bei der Lufthansa sind rund 11.000 Stellen in Deutschland zuviel
Bei der Lufthansa sind rund 11.000 Stellen in Deutschland zuviel / Foto: ©

Tausende Stellen in Deutschland stehen bei der Lufthansa wegen der Corona-Krise auf der Kippe. Von voraussichtlich 22.000 dauerhaft überzähligen Vollzeitstellen weltweit entfällt rund die Hälfte auf Deutschland, wie die Airline am Montagabend mitteilte. Der Personalüberhang verteilt sich demnach "auf alle Geschäftsfelder und nahezu alle Unternehmen der Gruppe". Personalvorstand Michael Niggemann kündigte "schmerzhafte Restrukturierungen" an.

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Der Konzern präsentierte Gewerkschaften und Betriebsräten nach eigenen Angaben "konkrete Zahlen der personellen Überkapazitäten": Bei der Kernfluggesellschaft Lufthansa sind demnach rechnerisch knapp 5000 Stellen überflüssig. "Nach unseren aktuellen Annahmen über den Geschäftsverlauf der kommenden drei Jahre haben wir allein bei Lufthansa perspektivisch keine Beschäftigung für jeden siebten Piloten und jeden sechsten Flugbegleiter sowie zahlreiche Mitarbeiter am Boden", erklärte Niggemann.

Ebenfalls betroffen sind laut Lufthansa 1400 Stellen in den Zentralen der Kernairline und anderen Konzerngesellschaften. Lufthansa Technik hat den Angaben zufolge weltweit einen Personalüberhang von rund 4500 Stellen, davon 2500 in Deutschland. Im Catering-Geschäft der LSG Group seien weltweit 8300 Stellen betroffen, davon 1500 in Deutschland.

Die Tochter "Eurowings verringert die Personalkapazität in der Verwaltung um 30 Prozent und streicht dafür 300 Stellen", teilte die Lufthansa weiter mit. Für die Tochter Austrian Airlines bezifferte sie den Überhang auf 1100 Stellen, bei Brussels Airlines seien 1000 Stellen und bei Lufthansa Cargo 500 Stellen überflüssig.

"Diese Überkapazitäten könnten sogar noch ansteigen, wenn wir nicht einen Weg finden, mit wettbewerbsfähigen Personalkosten durch die Krise zu kommen", warnte Niggemann. Er versicherte, die Lufthansa wolle "möglichst viele Kolleginnen und Kollegen über die Krise hinweg an Bord halten" und betriebsbedingte Kündigungen vermeiden.

Dafür müsse es aber eine Einigung auf Krisenvereinbarungen mit den Gewerkschaften geben. Die Verhandlungen sollen nach Konzernangaben bis zum 22. Juni zum Erfolg und womöglich zu weiterer Kurzarbeit, "kollektiven Vereinbarungen zur Absenkung der Wochenarbeitszeit oder anderen kostensenkenden Maßnahmen" führen.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) kritisierte indes scharf, dass die Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW) als Partnerairline von Eurowings infolge einer Auftragskündigung vor dem Ruin stehe und ihren Angestellten zum Juli kündigen wolle. "Während bei den direkten Lufthansa-Tochterfirmen über den Erhalt der Arbeitsplätze verhandelt wird, fällt die LGW-Belegschaft ohne Sicherung in die Arbeitslosigkeit", erklärte die Gewerkschaft. VC-Präsident Markus Wahl forderte "Beschäftigungsperspektiven" auch für die Mitarbeiter von Partnerfirmen.

Die Lufthansa verbuchte und verbucht immer noch massive Umsatzrückgänge wegen der Corona-Pandemie. Der Konzern und die Bundesregierung einigten sich deshalb auf ein neun Milliarden Euro schweres Stützungsprogramm, das einen vorübergehenden Einstieg des Staates mit 20 Prozent bei dem Konzern vorsieht.

(N.Loginovsky--DTZ)