Deutsche Tageszeitung - Hans-Böckler-Stiftung: Lohnwachstum darf wegen Corona nicht gebremst werden

Hans-Böckler-Stiftung: Lohnwachstum darf wegen Corona nicht gebremst werden


Hans-Böckler-Stiftung: Lohnwachstum darf wegen Corona nicht gebremst werden
Hans-Böckler-Stiftung: Lohnwachstum darf wegen Corona nicht gebremst werden / Foto: ©

Die Hans-Böckler-Stiftung hat davor gewarnt, in der Corona-Krise an Löhnen zu sparen. Es wäre "verheerend", mit Verweis auf eine scheinbare Gefährdung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit ein dauerhaft schwaches Lohnwachstum zu akzeptieren, erklärte die Stiftung am Mittwoch. Laut ihres Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) stiegen die Arbeitskosten in der deutschen Privatwirtschaft 2019 um 2,8 Prozent auf 35,90 Euro pro Stunde.

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Angesichts "des jahrelangen wirtschaftlichen Booms" und der positiven Arbeitsmarktentwicklung sei das noch verhältnismäßig wenig, betonten die Forscher. Deutschland liegt demnach bei den Arbeitskosten EU-weit auf dem sechsten Platz hinter Dänemark, Luxemburg, Belgien, Schweden und Frankreich mit Kosten von bis zu 46 Euro pro Stunde. Der Durchschnitt im Euroraum beträgt 31,30 Euro.

Zu den Arbeitskosten zählte das IMK in seiner Studie neben dem Bruttolohn die Arbeitgeberanteile an den Sozialbeiträgen, Aufwendungen für Aus- und Weiterbildung sowie als Arbeitskosten geltende Steuern. Im Verarbeitenden Gewerbe betrugen die Kosten im vergangenen Jahr der Studie zufolge durchschnittlich 40,90 Euro pro Arbeitsstunde und lagen damit deutlich über dem Euroraum-Durchschnitt von 33,70 Euro. Im privaten Dienstleistungssektor lagen die deutschen Stundenkosten demnach mit 33,40 Euro ebenfalls leicht über dem Durchschnitt im Euroraum von 30,40 Euro.

Das Institut führte das hauptsächlich auf die unterschiedliche Entwicklung in Deutschland und den Krisenländern Südeuropas in der Vergangenheit zurück - und sieht in Deutschland trotz Krise "gute Voraussetzungen" für steigende Löhne. Es sei auch "zu verkraften", wenn durch weitverbreitete Kurzarbeit die Arbeitskosten im Verhältnis zum Arbeitsvolumen vorübergehend stärker steigen.

„Wir sehen gute Voraussetzungen dafür, dass der Effekt auf Arbeits- und Lohnstückkosten auch in der Corona-Krise nur kurzfristig sein wird“, erklärte IMK-Direktor Sebastian Dullien. "Der lange, binnenwirtschaftlich fundierte Aufschwung hat die öffentlichen Kassen gut gefüllt", der Staat könne nun seinen Spielraum nutzen und Unternehmen von Sozialabgaben in der Kurzarbeit entlasten.

(W.Budayev--DTZ)