Deutsche Tageszeitung - Schweizer stimmen für Beteiligung an Frontex-Ausbau

Schweizer stimmen für Beteiligung an Frontex-Ausbau


Schweizer stimmen für Beteiligung an Frontex-Ausbau
Schweizer stimmen für Beteiligung an Frontex-Ausbau / Foto: © AFP/Archiv

Die Schweiz kann sich am Ausbau der EU-Grenzschutzbehörde Frontex beteiligen. In einer Volksabstimmung votierte am Sonntag eine klare Mehrheit dafür, den von der EU beschlossenen Ausbau mitzutragen und sich finanziell und personell stärker an Frontex zu beteiligen. In weiteren Referenden stimmten die Schweizerinnen und Schweizer für eine Neuregelung der Organspende und ein neues Filmgesetz, das Streamingdienste wie Netflix zu Investitionen in Schweizer Film- und Serienproduktionen verpflichtet.

Textgröße ändern:

Die Schweiz ist zwar kein EU-Mitglied, aber als Teil des Schengenraums seit 2011 an Frontex und damit an der Kontrolle der Schengen-Außengrenzen beteiligt. Die EU hatte 2019 beschlossen, Frontex mit mehr Geld und Personal auszustatten. Der Jahresbeitrag der Schweiz soll von zuletzt 24 Millionen Franken (23 Millionen Euro) auf 61 Millionen Franken steigen, statt sechs soll die Schweiz künftig rund 40 Frontex-Mitarbeiter stellen.

Die Schweizer Regierung und das Parlament hatten bereits entschieden, die EU-Verordnung zum Ausbau von Frontex mitzutragen. Ein Bündnis aus Flüchtlingsorganisationen und linken Parteien, das Frontex Menschenrechtsverletzungen vorwirft, erzwang jedoch die Volksabstimmung.

Bei der Abstimmung am Sonntag stellten sich laut Prognosen des Meinungsforschungsinstituts gfs.bern 72 Prozent hinter die Position der Regierung. Die Regierung hatte im Vorfeld des Referendums gewarnt, bei einer Ablehnung der Frontex-Reform drohe der Schweiz der Ausschluss aus dem Schengenraum.

Die Gegner des Frontex-Ausbaus verwiesen vor dem Referendum auf Anschuldigungen, wonach Frontex illegal Flüchtlinge ohne Asylverfahren abschiebt oder zumindest wegschaut, wenn nationale Behörden solche "Pushbacks" an den Grenzen vornehmen.

In einer weiteren Volksabstimmung stimmten die Schweizerinnen und Schweizer für eine finanzielle Beteiligung von Streaming-Plattformen wie Netflix an Schweizer Filmen und Serien und eine Quote für europäische Produktionen. Laut den Prognosen votierte eine Mehrheit von 58 Prozent für das als "Lex Neflix" bekannte neue Filmgesetz, welches das Parlament im Oktober verabschiedet hatte.

Seit 2007 sind Schweizer Fernsehsender verpflichtet, vier Prozent ihres Umsatzes in Schweizer Filmproduktionen zu investieren. Nun müssen auch Streaming-Plattformen wie Netflix, Amazon Prime oder Disney+ vier Prozent ihres in der Schweiz erzielten Umsatzes im Land reinvestieren. Laut dem neuen Filmgesetz müssen zudem mindestens 30 Prozent der Filme und Serien auf den Streaming-Plattformen aus Europa stammen. Eine solche Quote gibt es auch schon in der EU.

Ein Ja gab es auch bei einer Volksabstimmung zur Organspende: Laut den Prognosen votierte eine Mehrheit von 59 Prozent für eine Reform des Transplantationsgesetzes, das statt einer Zustimmungs- künftig eine Widerspruchslösung vorsieht. Damit gilt in der Schweiz künftig jeder Mensch als Organspender, der dies zu Lebzeiten nicht ausdrücklich abgelehnt hat.

In der Schweiz, die 8,6 Millionen Einwohner hat, standen laut der Stiftung Swisstransplant Ende 2021 mehr als 1400 Menschen auf einer Warteliste für ein Spenderorgan. 72 Menschen, die auf der Warteliste standen, aber kein Organ erhielten, starben demnach im vergangenen Jahr. In Deutschland war im Jahr 2020 ein Vorstoß des damaligen Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU) zur Einführung der Widerspruchslösung gescheitert.

(W.Budayev--DTZ)

Empfohlen

Biden äußert sich zu Krebsdiagnose: "Die Prognose ist gut"

Der ehemalige US-Präsident Joe Biden hat sich in Bezug auf seine Krebserkrankung optimistisch gezeigt. "Nun, die Prognose ist gut. Wir arbeiten an allem. Es geht voran. Ich fühle mich gut", sagte der 82-Jährige am Freitag nach einer Veranstaltung im Bundesstaat Delaware. Es waren die ersten öffentlichen Äußerungen des Ex-Präsidenten seit dem Bekanntwerden seiner Krebsdiagnose.

US-Behörde kündigt Millionenvertrag über Vogelgrippe-Impfstoff mit Moderna

Das US-Gesundheitsministerium hat einen Vertrag über 590 Millionen Dollar (525 Millionen Euro) zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Vogelgrippe mit dem US-Pharmakonzern Moderna aufgekündigt. Das Ende der Finanzierung sorge "für Ungewissheit", das Unternehmen werde nun neue Möglichkeiten zur Finanzierung des Impfstoffs prüfen, erklärte Moderna-Chef Stéphane Bancel am Mittwoch (Ortszeit). Der Millionenvertrag war am 17. Januar verkündet worden - drei Tage vor dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump.

Virologe Streeck ist neuer Drogenbeauftragter der Regierung

Der Virologe und CDU-Bundestagsabgeordnete Hendrik Streeck ist neuer Drogenbeauftragter der Bundesregierung. Das Kabinett ernannte den 47-Jährigen am Mittwoch auf Vorschlag von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU), wie das Ministerium anschließend mitteilte. Streeck löst den SPD-Politiker Burkhard Blienert ab.

AOK-Bundesverband sieht Aufholbedarf bei HPV-Impfungen in Deutschland

Der AOK-Bundesverband hat eine höhere Impfaktivität gegen Humane Papillomviren (HPV) angemahnt. Deutschland müsse schleunigst aufholen und "dringend einige Gänge hochschalten", teilte der AOK-Bundesverband am Mittwoch in Berlin mit. Deutschland sei noch weit vom erklärten Ziel der Weltgesundheitsorganisation entfernt, bis zum Jahr 2030 eine Impfquote von 90 Prozent bei den 15-jährigen Mädchen zu erreichen.

Textgröße ändern: