Deutsche Tageszeitung - Beispielloser Sportler-Boykott in den USA nach Polizeischüssen auf Schwarzen

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Beispielloser Sportler-Boykott in den USA nach Polizeischüssen auf Schwarzen


Beispielloser Sportler-Boykott in den USA nach Polizeischüssen auf Schwarzen
Beispielloser Sportler-Boykott in den USA nach Polizeischüssen auf Schwarzen / Foto: ©

Mit einem beispiellosen Boykott haben zahlreiche US-Sportler ein Zeichen gegen die anhaltende Polizeigewalt in dem Land gesetzt. Wenige Tage nach Polizeischüssen auf den 29-jährigen Afroamerikaner Jacob Blake stellten sich Basketballer, Baseballer, Fußball- und Tennisspieler demonstrativ gegen Polizeigewalt und Rassismus. US-Präsident Donald Trump entsandte nach gewalttägigen Protesten Bundespolizisten nach Wisconsin. Unterdessen wurde bekannt, dass der durch sieben Schüsse in den Rücken schwer verletzte Blake ein Messer in seinem Auto hatte.

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Die Basketball-Liga NBA verschob drei für Mittwoch geplante Spiele. Die Liga-Verantwortlichen reagierten damit auf einen Spiel-Boykott der Mannschaft Milwaukee Bucks. Die Mannschaft aus Wisconsin hatte die geplante Partie gegen Orlando Magic boykottiert, um gegen die Polizeischüsse gegen Blake zu demonstrieren. Andere Teams sprachen sich gar für einen kompltten Abbruch der Spielsaison aus.

Tennisstar Naomi Osaka erklärte, sie verzichte aus Protest auf ihre Teilnahme am Halbfinale bei den Western & Southern Open in New York. Die Veranstalter der Generalprobe für die US Open sagten daraufhin alle Spiele am Donnerstag ab.

In der Protestbewegung Black Lives Matter (Das Leben von Schwarzen zählt) spielen afroamerikanische Sportstars wie der Basketballer LeBron James eine wichtige Rolle. Sie nutzen ihre Prominenz, um Rassismus in der US-Gesellschaft anzuprangern.

Der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Wisconsin erklärte derweil, Ermittler hätten auf der Fahrerseite on Blakes Wagen auf dem Boden ein Messer gefunden. Auch Blake selbst habe den Besitz eines Messers eingeräumt.

Unklar war zunächst, ob der 29-Jährige das Messer bei der Auseinandersetzung zu irgendeinem Zeitpunkt in seiner Hand gehalten hatte. Der Generalstaatsanwalt sagte, weitere Waffen seien in dem Fahrzeug nicht gefunden worden. Den Namen des Schützen gab das Justizministerium von Wisconsin mit Rusten Sheskey an.

Blake war am Sonntag in der Stadt Kenosha von einem Polizisten aus nächster Nähe mit sieben Schüssen in den Rücken schwer verletzt worden, als er gerade die Fahrertür zu seinem Auto öffnete, in dem drei seiner Kinder saßen.

Generalstaatsanwalt Josh Kaul sagte nun, eine Frau habe die Polizei am Sonntag alarmiert und berichtet, dass sich ihr Freund gegen ihren Willen auf ihrem Grundstück aufhalte. Die eintreffenden Beamten hätten Blake vor Ort festnehmen wollen und dabei vergeblich einen Elektroschocker eingesetzt. Blake sei um sein Auto herumgegangen, habe die Fahrertür geöffnet und sich nach vorne gebeugt.

Sheskey habe ihn daraufhin am T-Shirt gepackt und ihm sieben Mal mit seiner Dienstwaffe in den Rücken geschossen, sagte Kaul. "Kein anderer Beamter hat seine Waffe abgefeuert."

Die Anwälte von Blakes Familie hatten angegeben, er habe einen Streit zwischen zwei Frauen schlichten wollen. Wegen der schweren Verletzungen ist der Familie zufolge unklar, ob der 29-Jährige jemals wieder wird laufen können.

Die Polizeischüsse auf Blake haben drei Monate nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis die Empörung über Polizeigewalt gegen Afroamerikaner erneut angeheizt. Seit Tagen wird Kenosha von teils gewaltsamen Protesten erschüttert. Am Rande der Proteste wurden am Dienstagabend zwei Menschen erschossen, als Tatverdächtiger wurde ein 17-Jähriger festgenommen und des Mordes beschuldigt.

US-Präsident Donald Trump kündigte die Entsendung von Bundespolizisten und zusätzlichen Nationalgardisten nach Kenosha an. "Wir werden Plünderungen, Brandstiftung, Gewalt und Gesetzlosigkeit auf amerikanischen Straßen nicht hinnehmen", schrieb Trump auf Twitter. "Gesetz und Ordnung" sollten wiederhergestellt werden.

Der Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Joe Biden, rief zur Ruhe auf. Er erklärte in einer Videobotschaft, mit Blakes Familie gesprochen und ihr "Gerechtigkeit" versprochen zu haben. "Was ich in dem Video (von den Polizeischüssen) gesehen habe, widert mich an." Ein Mal mehr sei ein Schwarzer am helllichten Tag von Polizisten niedergeschossen worden.

(V.Sørensen--DTZ)

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