Deutsche Tageszeitung - AOK fordert weitere Maßnahmen gegen steigende Arzneimittelpreise

AOK fordert weitere Maßnahmen gegen steigende Arzneimittelpreise


AOK fordert weitere Maßnahmen gegen steigende Arzneimittelpreise
AOK fordert weitere Maßnahmen gegen steigende Arzneimittelpreise / Foto: © AFP/Archiv

Die AOK dringt auf weitere Maßnahmen gegen steigende Arzneimittelpreise. Die Mehrzahl neuer Medikamente sei gegenüber Vergleichstherapien ohne Zusatznutzen für Patienten, erklärte Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK am Donnerstag zur Vorstellung des neuen sogenannten Arzneimittelkompasses.

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Die Nettoausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für Arzneimittel stiegen demnach im vergangenen Jahr um 8,8 Prozent auf 50,2 Milliarden Euro. Überdurchschnittliche Umsatzsteigerungen erzielten wie schon in den Vorjahren patentgeschützte Arzneimittel, sogenannte Orphan Drugs zur Behandlung seltener Erkrankungen sowie biologische Arzneimittel. In allen drei Bereichen werde "sehr viel Geld für wenige Medikamente aufgebracht", von denen letztlich wenige Menschen profitierten, kritisierte Schröder.

Im vergangenen Jahr erzielten patentgeschützte Arzneimitteln in der gesetzlichen Krankenversicherung einen Umsatz von 27,5 Milliarden Euro. Damit wurde mehr als jeder zweite Euro der Arzneimittelkosten in diesem Bereich ausgegeben - gemessen an verordneten Tagesdosen entfielen jedoch nur sechseinhalb Prozent der Versorgung auf patentgeschützte Medikamente. "Seit nunmehr zehn Jahren treiben damit insbesondere neue Arzneimittel das Umsatzwachstum, tragen aber gleichzeitig immer weniger zur Versorgung bei", heißt es in der Analyse.

Das vor kurzem beschlossene Gesetz zur finanziellen Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung, das unter anderem einen höheren Zusatzbeitrag und Einsparungen bei Arzneimitteln vorsieht, sieht die AOK zwar als Schritt in die richtige Richtung. Insgesamt greife es aber zu kurz. Die Kasse bekräftigte die langjährige Forderung nach einem Ende der freien Preissetzung für Arzneimittel durch die Pharmaunternehmen. Der verhandelte Erstattungsbetrag müsse rückwirkend zum Markteintritt gelten. Auch eine Absenkung der Mehrwertsteuer für Arzneimittel auf sieben Prozent hält die AOK nach wie vor für nötig.

(L.Møller--DTZ)