Deutsche Tageszeitung - Unabhängigkeitsbefürworter zeigen in Katalonien größere Präsenz als ihre Gegner

Unabhängigkeitsbefürworter zeigen in Katalonien größere Präsenz als ihre Gegner


Unabhängigkeitsbefürworter zeigen in Katalonien größere Präsenz als ihre Gegner
Unabhängigkeitsbefürworter zeigen in Katalonien größere Präsenz als ihre Gegner / Foto: ©

Bei Großdemonstrationen für und gegen die Unabhängigkeit Kataloniens sind am Wochenende wieder hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen. An einer Demonstration der Unabhängigkeitsbefürworter nahmen am Samstag in Barcelona rund 350.000 Menschen teil, an einer Gegenkundgebung am Sonntag rund 80.000 Anhänger der staatlichen Einheit Spaniens.

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Auch zwei Wochen nach der Verhängung langjähriger Haftstrafen gegen prominente Politiker der Unabhängigkeitsbewegung ist die Empörung in Katalonien groß. Bei der Kundgebung am Samstag schwenkten die Demonstranten katalanische Flaggen und riefen "Freiheit für die politischen Gefangenen". Am Abend lieferten sich tausende Unabhängigkeitsbefürworter gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Die Katalanische Nationalversammlung (ANC) und die Kulturvereinigung Omnium hatten zu der Großdemonstration aufgerufen, um gegen "die Unterdrückung durch den spanischen Staat" und für die "Freiheit" zu demonstrieren. Am 14. Oktober hatte Spaniens Oberster Gerichtshof Haftstrafen von bis zu 13 Jahren gegen führende Vertreter der Bewegung verhängt. Seither kam es in Katalonien wiederholt zu Massenprotesten und heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei, fast 600 Menschen wurden verletzt.

Nach dem friedlichen Protestmarsch am Samstag, der vom Hafen Barcelonas zur weltberühmten Gaudí-Kathedrale Sagrada Família führte, beteiligten sich am Abend noch mehrere tausend Menschen an einer zweiten Demonstration, zu der das Verteidigungskomitee der Republik (CDR), eine Gruppe radikaler Unabhängigkeitsbefürworter, aufgerufen hatte.

Nach Polizeiangaben versammelten sich rund 10.000 Demonstranten vor dem Polizeipräsidium. Sie riefen "Besatzungstruppen raus" und beschimpften die Einsatzkräfte als "Söhne Francos". Damit spielten sie auf den Diktator Francisco Franco an, der Spanien bis 1975 mit harter Hand regiert hatte.

Laut Umfragen sind die Katalanen in der Frage einer Unabhängigkeit von Spanien tief gespalten. Zuletzt äußerten sich rund 44 Prozent der Befragten für eine Loslösung von Spanien, während mehr als 48 Prozent dagegen waren.

Vor zwei Jahren hatte die Unabhängigkeitsbewegung an Fahrt aufgenommen, nachdem am 1. Oktober 2017 gegen den Willen Madrids ein Referendum abgehalten und für kurze Zeit sogar die Unabhängigkeit Kataloniens ausgerufen worden war.

Die Zentralregierung in Madrid setzte die Autonomie der Region im Nordosten Spaniens daraufhin aus und enthob die Regionalregierung ihres Amtes. Regionalpräsident Carles Puigdemont floh ins Exil und entzog sich der Strafverfolgung in Spanien, zahlreiche andere Anführer der Bewegung wurden inhaftiert. Der Konflikt stürzte Spanien in eine der schwersten politischen Krisen der vergangenen Jahrzehnte.

An der Demonstration am Sonntag für die Einheit Spaniens beteiligten sich laut Polizei rund 80.000 Menschen. Sie riefen "Es ist genug!" und "Die Straßen gehören allen!" - als Antwort auf den Slogan der Unabhängigkeitsbefürworter "Die Straßen werden immer unsere sein!" In Madrid hatten am Samstag auch rund 20.000 Menschen an einer Demonstration der rechtsextremen Vox-Partei für die nationale Einheit Spaniens teilgenommen.

Vor einer Woche hatte Kataloniens Regionalpräsident Quim Torra den spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez erneut zu Gesprächen "ohne Vorbedingungen" aufgefordert. Mit seiner Forderung zielt Torra auch auf ein neues Unabhängigkeitsreferendum ab, das die spanische Zentralregierung allerdings kategorisch ablehnt.

Bei der Demonstration am Samstag sagte Torra, die Katalanen hätten bei den Protesten der vergangenen Tage ihre "Einigkeit" unter Beweis gestellt. Darauf müsse nun "der nächste Schritt" folgen - die Katalanen müssten ihr "Selbstbestimmungsrecht" ausüben.

Die Zentralregierung erteilte Torras Forderungen umgehend eine Absage. "Worüber wir nicht reden werden, ist das Selbstbestimmungsrecht", sagte Vize-Regierungschefin Carmen Calvo.

(U.Beriyev--DTZ)

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