Deutsche Tageszeitung - EU-Neuwagenmarkt leidet weiter unter Lieferproblemen

EU-Neuwagenmarkt leidet weiter unter Lieferproblemen


EU-Neuwagenmarkt leidet weiter unter Lieferproblemen
EU-Neuwagenmarkt leidet weiter unter Lieferproblemen / Foto: © Patrik STOLLARZ/AFP/Archiv

Der Neuwagenmarkt in der EU wird weiter von Lieferproblemen ausgebremst. Im Mai wurden elf Prozent weniger Neuzulassungen verzeichnet als im Vorjahresmonat, wie der europäische Herstellerverband Acea am Donnerstag mitteilte. Insgesamt 791.546 verkaufte Neufahrzeuge bedeuteten demnach - mit Ausnahme des stark von der Corona-Krise geprägten Jahres 2020 - den schwächsten Mai seit Beginn der statistischen Reihe im Jahr 1990.

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Auf den vier wichtigsten Märkten gab es jeweils zweistellige Einbußen: den stärksten in Italien (minus 15,1 Prozent), gefolgt von Spanien (minus 10,9 Prozent), Deutschland (minus 10,2 Prozent) und Frankreich (minus 10,1 Prozent). Zugleich war der Einbruch bei den Neuzulassungen im Vormonat April 2022 noch stärker ausgefallen, als ein Rückgang um über 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnet worden war.

Es sei weiter keine Trendwende auf dem europäischen Neuwagenmarkt in Sicht, kommentierte der Automobilmarktexperte Peter Fuß von der Beratungsgesellschaft EY die neuen Zahlen. "Der Mangel an Halbleitern und Rohstoffen führt nach wie vor zu erheblichen Beeinträchtigungen - und diese Situation wird mindestens noch einige Monate anhalten", erklärte er.

Es sei noch unklar, wie stark die Corona-Lockdowns in China die weltweiten Lieferketten belasten. "Die erhoffte Erholung dürfte sich dadurch aber weiter verzögern", prognostizierte Fuß. "Das Gesamtbild bleibt damit unverändert: Die Verfügbarkeit von Neuwagen wird beschränkt bleiben, die Neuwagenpreise bleiben hoch, die Lieferzeiten lang."

Die Hersteller würden sich angesichts dieser Entwicklung "weiterhin auf die Produktion hochmargiger Fahrzeuge konzentrieren", fügte er hinzu. Für möglich hält Fuß zudem, dass wegen der derzeit hohen Inflation auch die Nachfrage unter Druck gerät. Eine sinkende Kaufkraft und gleichzeitig steigende Zinsen könnten "die bislang noch hohe private Nachfrage deutlich abschwächen", erklärte er.

(W.Uljanov--DTZ)