Deutsche Tageszeitung - Prozess um Berliner Gefriertruhenmord nach Auftakt vertagt

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Prozess um Berliner Gefriertruhenmord nach Auftakt vertagt


Prozess um Berliner Gefriertruhenmord nach Auftakt vertagt
Prozess um Berliner Gefriertruhenmord nach Auftakt vertagt / Foto: ©

Zehn Monate nach dem Fund eines zerstückelten Mordopfers in einer Tiefkühltruhe in Berlin ist der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter gleich zu Beginn vertagt worden. Nach der Feststellung der Personalien des Angeklagten Josef S. am Freitag vor dem Landgericht Berlin wurde das weitere Verfahren um zehn Tage verschoben. Die Verteidigung erhält so Gelegenheit, die Rechtmäßigkeit einer kurzfristigen Nachbesetzung der Ergänzungsschöffin zu prüfen.

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Der Trödelhändler S. soll um den Jahreswechsel 2006 zu 2007 den damals 80 Jahre alten Witwer Heinz N. mit einem Kopfschuss getötet haben. Der 56-Jährige hatte es demnach auf die Rente seines Opfers von 2000 Euro monatlich sowie auf dessen Erspartes abgesehen.

Der genaue Todeszeitpunkt lässt sich nach Angaben von Staatsanwalt Reinhard Albers nicht mehr feststellen. Das Datum orientiert sich an der Anlieferung der Gefriertruhe. "Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Tiefkühltruhe eigens angeschafft wurde", sagte Albers. Der Angeklagte müsse sich zuvor das Vertrauen des Rentners erschlichen haben.

Das Motiv der Habgier, die Verschleierung der Rentenerschleichung sowie Heimtücke, weil das Opfer wehr- und arglos war, werden in der Anklage als drei Mordmerkmale aufgeführt. S. droht eine lebenslange Haftstrafe - auch wenn die psychiatrische Sachverständige ihm Spielsucht attestieren könnte. Der zurückgezogen lebende Angeklagte verzockte Albers zufolge viel Geld in Spielhallen.

Hinzu kommt, dass gegen S. auch wegen des Verschwindens von Irma K. ermittelt wird. Der Verbleib der Rentnerin ist ungeklärt. S. habe über "viele Jahre" deren Rente bezogen, obwohl keinerlei Beziehung zwischen dem Angeklagten und der Frau bestehe, sagte Albers. "Es ist nicht ganz hoffnungslos, dass man da weiterkommen wird", sagte er zu den Ermittlungen.

S. schweigt zu den Vorwürfen. Der in Polen geborene Mann war bis zur Entdeckung von N.s Leichnam nie auffällig geworden. Nachbarn beschrieben ihn laut Albers als freundlich, hilfsbereit und handwerklich geschickt. So könne der Kontakt zum späteren Mordopfer entstanden sein, sagte Albers.

S. habe zehn Jahre lang "großen Aufwand" betrieben, um N.s Ableben zu verschleiern. Er verfasste in dessen Namen zwei Einkommensteuererklärungen, installierte eine Zeitschaltuhr, die regelmäßig Zimmerlampen anmachte. S. habe die Wohnung sauber gehalten und Jalousien hoch- und heruntergefahren, sagte Albers. "Alles sah aus wie in einer Puppenstube, viel zu sauber, viel zu ordentlich."

Doch während Vermieter und Behörden dem Schwindel glaubten, blieb ein Nachbar skeptisch. Er vermisste Heinz N. und meinte einen Verwesungsgeruch wahrzunehmen. "Tatsächlich hat aber nichts gestunken", sagte Albers. "Ich denke, das ist eher psychologisch gewesen." Schließlich konnte der Nachbar eine Polizeistreife überzeugen, einmal nachzusehen, die dann schließlich die Tiefkühltruhe entdeckte.

Zu diesem Zeitpunkt war die Wohnung schon durch S. gekündigt worden. Ende Januar hätte N. ausgezogen sein müssen. Den Leichnam wollte der Angeklagte offenbar verschwinden lassen. Albers zufolge wurde die Leiche "im allerletzten Moment" gefunden. Am 10. Januar wurde S. festgenommen. Am 16. Oktober soll ihm nun die Anklage verlesen werden.

(Y.Leyard--DTZ)

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