Deutsche Tageszeitung - Bundeskartellamt stellt Amazon unter verschärfte Beobachtung

Bundeskartellamt stellt Amazon unter verschärfte Beobachtung


Bundeskartellamt stellt Amazon unter verschärfte Beobachtung
Bundeskartellamt stellt Amazon unter verschärfte Beobachtung / Foto: © AFP/Archiv

Nach Google und Facebook nimmt das Bundeskartellamt auch den US-Onlineriesen Amazon genauer unter die Lupe. Amazon sei ein Unternehmen mit "überragender marktübergreifender Bedeutung für den Wettbewerb", erklärte das Kartellamt in Bonn am Mittwoch. Damit falle der Konzern mitsamt seiner Tochterunternehmen unter die sogenannte erweiterte Missbrauchsaufsicht, und zwar zunächst für fünf Jahre.

Textgröße ändern:

Kartellamtschef Andreas Mundt erklärte, Amazon sei "der zentrale Schlüsselspieler im Bereich des E-Commerce". Die Angebote des Konzerns als Händler, Marktplatz, Streaming- und Cloud-Anbieter seien zu einem "digitalen Ökosystem" verbunden.

Amazon erklärte, das Unternehmen stimme der Feststellung des Kartellamtes nicht zu. "Wir werden die Entscheidung sowie unsere Optionen, auch Rechtsmittel, sorgfältig prüfen", erklärte ein Sprecher. Amazon sei "in erster Linie ein Einzelhändler".

Kartellamtspräsident Mundt erläuterte, konkret bedeute die Entscheidung seiner Behörde, "dass wir bei Amazon mögliche wettbewerbsgefährdende Verhaltensweisen gezielt aufgreifen und unterbinden können, und zwar effektiver als das bisher der Fall war". Bei seinen Marktplatzdienstleistungen für Dritthändler halten die Kartellwächter Amazon demnach für marktbeherrschend. Hier greife zusätzlich die "klassische Missbrauchsaufsicht", auf deren Grundlage die Behörde schon Verfahren gegen Amazon führt.

In einem Fall untersucht das Kartellamt, inwieweit Amazon durch Preiskontrollmechanismen oder Algorithmen Einfluss auf die Preissetzung der Händler auf dem Amazon-Marktplatz nimmt. Im zweiten Verfahren geht es darum, inwieweit Vereinbarungen zwischen Amazon und Markenherstellern, die Dritthändler vom Verkauf von Markenprodukten auf dem Amazon Marktplatz ausschließen, ein Verstoß gegen Wettbewerbsregeln sind.

Amazon macht laut Kartellamt in Deutschland etwa 32 Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Jeder zweite Euro im deutschen Onlinehandel wird demnach bei Amazon ausgegeben. Mehr als 17 Millionen Menschen hierzulande sind zudem Prime-Abonnenten - neben versandkostenfreien Lieferungen können sie damit zahlreiche weitere Dienstleistungen erhalten. "Zudem verfügt Amazon über erhebliche Ressourcen wie wettbewerbsrelevante Daten und eine starke Finanzkraft", erläuterte das Kartellamt seine Entscheidung.

Anfang 2021 waren neue Vorschriften im Wettbewerbsrecht in Kraft getreten. Zentraler Bestandteil ist die Modernisierung der Missbrauchsaufsicht - die Aufsichtsbehörden können nun bei Verstößen großer Digitalkonzerne früher einschreiten und wettbewerbsgefährdende Praktiken untersagen. Das Kartellamt hat auf dieser Grundlage bereits die Google-Mutter Alphabet und den Facebook-Mutterkonzern Meta verschärft ins Visier genommen.

(L.Møller--DTZ)

Empfohlen

Antisemitismusbeauftragter ruft nach Sydney-Anschlag zu Schutz auf

Nach dem Anschlag auf eine jüdische Festveranstaltung im australischen Sydney hat der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, zu entschlossenem Schutz von Jüdinnen und Juden aufgerufen. "Dass jüdisches Leben und jüdische Festtage immer wieder zum Ziel von Terror werden, ist unerträglich", sagte Klein am Sonntag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Weder der Staat noch unsere Gesellschaft dürfen dies und seine Ursache, den Antisemitismus, unwidersprochen hinnehmen. Wir müssen jüdisches Leben schützen."

Obdachlose Frau will in Hamburger S-Bahn-Tunnel schlafen - Strecke gesperrt

Weil eine Frau in Hamburg an den S-Bahn-Gleisen in einem Tunnel entlang lief, ist die Strecke gesperrt worden. Bundespolizisten beobachteten das lebensgefährliche Verhalten der 48-Jährigen über Überwachungskameras, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Jederzeit hätte eine S-Bahn dort fahren können, die Stromschienen führten 1200 Volt.

Elf Tote bei antisemitischem "Terrorangriff" am Bondi Beach in Australien

Die australischen Behörden haben den tödlichen Schusswaffenangriff am berühmten Bondi Beach im australischen Sydney als antisemitischen "Terrorangriff" eingestuft. "Diese Attacke richtete sich am ersten Tag von Chanukka gegen die jüdische Gemeinde Sydneys", sagte der Regierungschef des Bundesstaats New South Wales, Chris Minns, am Sonntag vor Journalisten. Laut Polizei wurden mindestens elf Menschen getötet. Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) sprach von einem "Akt des Hasses" gegen Juden.

Australien: Mindestens zehn Tote bei Schusswaffenangriff am Bondi Beach

Bei dem Schusswaffenangriff am berühmten Bondi Beach im australischen Sydney sind laut Polizei mindestens zehn Menschen getötet worden. Berichte der australischen Rundfunkanstalt ABC, denen zufolge einer der Schützen unter den Toten war, bestätigte die Polizei am Sonntag zunächst nicht. An dem beliebten Strand im Osten Sydneys hatten sich am Sonntag auch Gläubige zur Feier des jüdischen Lichterfests Chanukka versammelt.

Textgröße ändern: