Deutsche Tageszeitung - Parlament in Kiew stimmt für Verbot von Russland nahestehender orthodoxer Kirche

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Parlament in Kiew stimmt für Verbot von Russland nahestehender orthodoxer Kirche


Parlament in Kiew stimmt für Verbot von Russland nahestehender orthodoxer Kirche
Parlament in Kiew stimmt für Verbot von Russland nahestehender orthodoxer Kirche / Foto: © AFP

Die Ukraine will mit einem neuen Schritt weitere Verbindungen zu Moskau zu kappen: Das ukrainische Parlament sprach sich am Dienstag für ein Verbot der Russland nahestehenden ukrainisch-orthodoxen Kirche aus. 265 Abgeordnete stimmten für den Gesetzentwurf, der ein Verbot religiöser Organisationen mit Verbindungen zu Moskau vorsieht. Russland verurteilte die Maßnahme.

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Um als Gesetz in Kraft zu treten, muss der Entwurf noch vom ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj unterzeichnet werden. Selenskyj erklärte nach der Abstimmung in der Rada, das Verbot werde die "spirituelle Unabhängigkeit" des Landes fördern. Er kündigte ein baldiges Gespräch mit dem Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus, an.

Der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, schrieb im Onlinedienst Telegram, es werde "keine Moskauer Kirche in der Ukraine geben". Die Parlamentsabgeordnete Iryna Heraschtschenko nannte die Entscheidung "historisch" und erklärte, es handle sich um "eine Frage der nationalen Sicherheit, nicht der Religion".

Der Gesetzentwurf legt eine Frist fest, innerhalb derer religiöse Organisationen ihre Verbindungen zu Russland abbrechen müssen. Die Umsetzung des Gesetzes könnte viele Jahre dauern.

Das russische Außenministerium verurteilte die Entscheidung als "heftigen Schlag gegen die gesamte Orthodoxie". Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa warf der Ukraine vor, "die wahre Orthodoxie zerstören" zu wollen.

Der Sprecher der russisch-orthodoxen Kirche, Wladimir Legoida, sprach von einem "illegalen Akt und einer "groben Verletzung der Grundprinzipien der Glaubensfreiheit und der Menschenrechte". Er warnte davor, dass die Umsetzung dieses Gesetzes "zu massiver Gewalt gegen Millionen von Gläubigen führen" könne.

Auch das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill, meldete sich zu Wort und sprach bei einem Besuch im Kloster Solowki in Nordrussland von einer "schwierigen Zeit, in der sich viele gegen uns gewendet haben, nicht weil wir schlecht sind, sondern nur weil wir anders sind".

Die dem Moskauer Patriarchat nahestehende ukrainisch-orthodoxe Kirche hatte sich nach Beginn des russischen Angriffskrieges 2022 offiziell von Moskau losgesagt. Einige Abgeordnete werfen ihren Würdenträgern dennoch vor, weiterhin mit russischen Geistlichen zusammenzuarbeiten und von Russland abhängig zu sein. Auf russischer Seite unterstützt die orthodoxe Kirche den Kreml und den Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Der ukrainische Sicherheitsdienst SBU teilte der öffentlich-rechtlichen ukrainischen Medienanstalt Suspilne mit, dass seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 "Strafverfahren gegen mehr als 100 Geistliche" der von Moskau unterstützten Kirche eingeleitet und 26 von ihnen verurteilt worden seien. Zu den spezifischen Vorwürfen gab es keine Angaben.

Metropolit Kliment, Sprecher der ukrainisch-orthodoxen Kirche, sagte Suspilne am Dienstag, die Kirche habe "immer innerhalb der Grenzen des Gesetzes gehandelt" und werde versuchen, "das verfassungsmäßige Grundrecht auf Gewissens- und Religionsfreiheit zu verteidigen".

Die Russland nahestehende ukrainisch-orthodoxe Kirche war einst die beliebteste Kirche in der Ukraine, einem Land mit einer großen orthodoxen Mehrheit. In den vergangenen Jahren hat sie jedoch viele Gläubige verloren, zudem bildete sich ein von Russland unabhängiger Zweig. Medienberichten zufolge zählt die dem Moskauer Patriarchat nahestehende Kirche heute noch 9000 Gemeinden.

(U.Kabuchyn--DTZ)

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