Deutsche Tageszeitung - Zwei Beinkeller im Vatikan auf der Suche nach vermisstem Mädchen geöffnet

Zwei Beinkeller im Vatikan auf der Suche nach vermisstem Mädchen geöffnet


Zwei Beinkeller im Vatikan auf der Suche nach vermisstem Mädchen geöffnet
Zwei Beinkeller im Vatikan auf der Suche nach vermisstem Mädchen geöffnet / Foto: ©

Auf der Suche nach der vor 36 Jahren unter ungeklärten Umständen verschwundenen Emanuela Orlandi sind im Vatikan zwei Beinkeller geöffnet worden. Aus den Anlagen unter dem deutschen Priesterkolleg wurden am Samstagvormittag mehrere Knochen entnommen, wie der Heilige Stuhl mitteilte. Die Untersuchung der Gebeine wurde demnach an Ort und Stelle begonnen. Wie lang diese dauert, war zunächst nicht absehbar.

Textgröße ändern:

Den Angaben zufolge wurden DNA-Proben aus den Knochen entnommen. Die Untersuchungen wurden durch den Rechtsmediziner Giovanni Arcudi vorgenommen, den der Vatikan mit der Aufgabe betraut hatte. Zudem war ein von der Familie Orlandi ausgewählter weiterer Experte vor Ort.

In Beinkellern oder den überirdisch gelegenen Beinhäusern werden menschliche Knochen aufbewahrt, die etwa aus Platzgründen aus Friedhöfen ausgelagert wurden. Die beiden Anlagen im Vatikan waren erst vergangene Woche entdeckt worden. Sie sind durch eine Falltüre zugänglich, die sofort versiegelt worden war.

Der Fund war nach der Öffnung zweier Prinzessinnengräber auf dem deutschen Pilgerfriedhof neben dem Priesterkolleg gelungen. Die Prinzessinnengräber aus dem 19. Jahrhundert waren auf Bitten von Orlandis Familie geöffnet worden, zu ihrer Überraschung jedoch komplett leer. Experten vermuten, dass sich die Gebeine der beiden Adeligen in den beiden nun untersuchten Beinkellern befinden - sie könnten im Zuge von Umbauarbeiten in den 60er und 70er Jahren dorthin verlegt worden sein.

Die 15-jährige Emanuela Orlandi war am 22. Juni 1983 nicht vom Musikunterricht heimgekehrt. Der Fall gilt als eines der größten Rätsel in der jüngeren italienischen Kriminalgeschichte. Um Orlandis Verschwinden rankten sich immer neue Spekulationen und Verschwörungstheorien, in denen teilweise auch der Vatikan eine Rolle spielt.

Vor einem Jahr erhielt die Anwältin der Familie einen mit einem Foto versehenen anonymen Hinweis, wonach die Überreste der Verschwundenen angeblich auf dem deutschen Pilgerfriedhof verscharrt seien. Daraufhin setzte sie eine Öffnung der beiden Gräber durch.

(A.Nikiforov--DTZ)

Empfohlen

Neuer libanesischer Regierungschef tritt von Amt als Vorsitzender Richter am IGH zurück

Der neue libanesische Regierungschef Nawaf Salam ist mit sofortiger Wirkung von seinem Amt als Vorsitzender Richter am Internationalen Gerichtshof (IGH) zurückgetreten. Seine Amtszeit als Mitglied und Präsident des IGH mit Sitz in Den Haag wäre am 5. Februar 2027 geendet, teilte das UN-Gericht am Dienstag mit. Salam war am Montag zum neuen Regierungschef im Krisenland Libanon ernannt worden.

Missbrauchsfall um schwangere Elfjährige: Stiefvater in Siegen vor Gericht

Im Fall um eine schwangere Elfjährige muss sich seit Dienstag der Stiefvater des Mädchens wegen Missbrauchs vor dem Landgericht im nordrhein-westfälischen Siegen verantworten. Der Prozess begann mit der Anklageverlesung, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte. Dem 38-Jährigen wird unter anderem mehrfacher teils schwerer sexueller Kindesmissbrauch vorgeworfen. Die Taten sollen sich laut Anklage über drei Jahre hinweg bis August 2023 ereignet haben. Bei der letzten Tat sei das Mädchen elf Jahre alt gewesen.

Steinwurf auf Bundesverfassungsgericht: Beschuldigter zu Geldstrafe verurteilt

Nach Steinwürfen auf das Bundeskanzleramt und das Bundesinnenministerium in Berlin hat derselbe Tatverdächtige auch das Gebäude des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe attackiert. Das Amtsgericht Karlsruhe sprach den Mann wegen des Steinwurfs auf das Gerichtsgebäude am Dienstag in einem beschleunigten Verfahren der Sachbeschädigung schuldig und verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von insgesamt 2400 Euro, wie das Gericht mitteilte. Das Urteil ist demnach rechtskräftig. Der Verurteilte, der sich zwischenzeitlich im Gewahrsam befand, kam anschließend wieder auf freien Fuß.

Zehn Jahre Haft nach tödlicher Messerattacke in Flüchtlingsheim in Nordrhein-Westfalen

Wegen einer tödlichen Messerattacke in einer Flüchtlingsunterkunft hat das Landgericht Krefeld einen 28 Jahre alten Angeklagten zu zehn Jahren Haft verurteilt. Der Angeklagte wurde des Totschlags schuldig gesprochen, wie ein Gerichtssprecher am Dienstag sagte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Textgröße ändern: