
Australien startet wegen Buschbränden größte Zwangseinberufung von Reservisten

Wegen der verheerenden Buschbrände hat die australische Regierung die größte Zwangseinberufung von Reservisten in der Geschichte des Landes gestartet. Premierminister Scott Morrison mobilisierte am Samstag rund 3000 Reservisten der Armee, damit diese die Feuerwehrleute im Kampf gegen die Flammen unterstützen. Im Bundesstaat New South Wales legten Brände zwei Umspannwerke und Hochspannungsleitungen lahm, so dass der Millionenmetropole Sydney Stromausfälle drohten.
Ein Zwei-Sterne-General sei mit der Beaufsichtigung der Bekämpfung der Buschbrände durch das Militär beauftragt worden, sagte Morrison. Zudem komme der Hubschrauberträger "HMAS Adelaide" der Armee zum Einsatz. Die Einberufung der Reservisten wiederum bringe mehr Kräfte in den Einsatz, "mehr Flugzeuge in die Luft, und mehr Schiffe auf See", sagte Morrison, dessen zögerlicher Umgang mit den Bränden für massive Wut in der Bevölkerung sorgte.
"Die Regierung hat diese Entscheidung nicht leichtfertig gefällt", betonte Verteidigungsministerin Marise Payne. Es sei das erste Mal in der Geschichte Australiens, dass Reservisten in so großer Zahl herangezogen würden. Australiens Armee unterstützt die Einsatzkräfte im Kampf gegen die Buschbrände bereits seit Monaten mit rund 2000 Soldaten sowie mit Erkundungsflügen und Logistik.
Allerdings hagelte es im Zusammenhang mit der Einberufung der Reservisten erneut Kritik an Morrison, weil dieser die Entscheidung werbewirksam auf seinem persönlichen Twitter-Kanal verbreitete, versehen mit Bildern der Brandkatastrophe. Seine Liberale Partei prahlte ebenfalls in einer Art Werbeanzeige mit den Ankündigungen des Premiers.
Morrison versuche, "eine nationale Tragödie auszuschlachten", kritisierte der Labor-Abgeordnete Pat Conroy. Dies sei ein "neuer Tiefpunkt". Sein Parteikollege Murray Watt forderte die Partei des Regierungschefs aus, den Beitrag von ihrer Internetseite zu nehmen.
Australien wird seit Monaten von verheerenden Buschbränden heimgesucht. Etwa ein Dutzend Menschen kamen seit September ums Leben, mehr als 1500 Häuser und Gebäude wurden beschädigt. Im gesamten Land wurde inzwischen eine Fläche doppelt so groß wie Belgien zerstört.
Die jüngsten Todesfälle wurden von der bei Touristen beliebten Känguru-Insel gemeldet. Dort starben am Freitag zwei Menschen, als ihr Auto von Flammen erfasst wurde. Die Polizei teilte mit, dass ein Buschbrand den Flinders-Chase-Nationalpark auf der Insel nahezu zerstört habe. Der Premier von Südaustralien, Steven Marshall, beklagte, dass es durch den Brand "erhebliche Verluste" unter den Wildtieren gebe. In dem Nationalpark leben unter anderem Kängurus, Koalas und Ameisenigel.
Die Lage spitzte sich am Samstag weiter zu, als in einigen Städten die Temperaturen auf weit über 40 Grad Celsius stiegen. In Sydney wurde ein neuer Hitzerekord von 48,9 Grad Celsius gemessen. Auch die Hauptstadt Canberra verbuchte mit 44 Grad Celsius einen neuen Rekordwert, wie ein Sprecher des Wetterdienstes mitteilte.
Orkanartige Winde fachten zudem viele Feuer in den bevölkerungsreichsten Bundesstaaten New South Wales und Victoria an. Nahezu im gesamten Südosten des Landes gilt der Ausnahmezustand. Die Buschbrände legten in der Region zwei Umspannwerke und Hochspannungsleitungen lahm. Die Behörden von New South Wales warnten deshalb, dass einer Gegend mit rund acht Millionen Einwohnern und der Metropole Sydney Stromausfälle bevorstehen könnten.
(P.Vasilyevsky--DTZ)