
Evangelikale Kirche in Brasilien verspricht "Immunisierung" gegen Coronavirus

Die brasilianische Polizei hat Ermittlungen gegen eine evangelikale Kirche eingeleitet, die ihren Gläubigen eine "Immunisierung" gegen das neuartige Coronavirus versprach. Gegen die Kirchenvertreter werde wegen des Verdachts des "Scharlatanismus" ermittelt, sagte Kommissarin Laura Lopes der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag (Ortszeit).
Die Catedral Global do Espírito Santo in der südbrasilianischen Stadt Porto Alegre hatte in einer Online-Broschüre mit der "Kraft Gottes gegen das Coronavirus" geworben. Sie versprach ihren Gläubigen "eine Salbung mit geweihtem Öl", das "gegen Epidemien, Viren oder Krankheiten immun macht". Bei der Polizei gingen daraufhin zahlreiche Anrufe ein. Als die Beamten zum Gottesdienst am Sonntag anrückten, konnten sie nach eigenen Angaben jedoch keine Hinweise auf ein Vergehen feststellen.
Wegen der Online-Broschüre wird nun aber gegen die Kirchenoberhäupter ermittelt. Nun solle geklärt werden, was sie den Gläubigen wirklich versprochen haben und ob sie vermeintliche Heilmittel oder Impfstoffe verteilt haben, sagte Lopes. Kirchenvertreter und einige Gläubige wurden zu Befragungen einbestellt. Auf "Scharlatanismus" steht in Brasilien ein Jahr Haft.
Ein Vertreter der Catedral Global do Espírito Santo, der Prediger Silvio Ribeiro, verteidigte die Broschüre bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Darin werde an keiner Stelle versprochen, "dass das Öl das Coronavirus heilt". Es sei auch nicht die Rede davon, dass die Kirche das Öl verkaufe. "Ich bitte um Verzeihung. Mit dieser Broschüre wollten wir allen Menschen Glaube, Hoffnung und Liebe bringen, sonst nichts", sagte er.
Bei der letzten offiziellen Volkszählung im Jahr 2010 gaben 22,2 Prozent der Brasilianer an, Anhänger einer evangelikalen Kirche zu sein. Jüngste Meinungsumfragen deuten aber darauf hin, dass der Anteil inzwischen bei 30 Prozent liegen könnte.
In Südkorea steht eine christliche Sekte im Zentrum der Coronavirus-Epidemie. Die meisten Infektionsfälle stehen im Zusammenhang mit der Shincheonji Church of Jesus: Eine 61-jährige Anhängerin hatte trotz einer fiebrigen Erkrankung mindestens vier Gottesdienste der Glaubensgemeinschaft in der Millionenstadt Daegu besucht, bevor bei ihr das Coronavirus diagnostiziert worden war.
Südkorea ist nach China das am stärksten vom Coronavirus betroffene Land. Am Mittwoch meldeten die Behörden 142 neue Infektionsfälle - damit stieg die Zahl der Fälle auf insgesamt 5328. Die Zahl der Toten stieg auf 32. Aus Brasilien wurden bislang zwei bestätigte Coronavirus-Fälle und 488 Verdachtsfälle gemeldet.
(W.Budayev--DTZ)