Spanien zählt mehr Coronavirus-Todesopfer als China
Nach Italien zählt nun auch Spanien mehr Coronavirus-Todesopfer als China: Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Madrid vom Mittwoch starben in Spanien bislang 3434 Menschen an der durch das neuartige Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19. Binnen eines Tages seien weitere 738 Todesopfer hinzugekommen. Weltweit stieg die Zahl der Todesfälle nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP auf mehr als 19.000.
Nach Italien mit inzwischen 6820 Coronavirus-Toten ist Spanien das am stärksten von der Coronavirus-Pandemie betroffene Land in Europa. Trotz der vor elf Tagen verhängten strikten Ausgangssperre stieg die Zahl der Infizierten auf 47.610 an. Am stärksten betroffen ist die Hauptstadtregion Madrid mit 1825 Toten, das sind 53 Prozent der landesweiten Opferzahl.
Die Spitzen der EU-Institutionen sicherten Spanien die Solidarität der anderen EU-Staaten zu: "Ich möchte, dass Ihr wisst, dass wir unermüdlich arbeiten, um Euch zu helfen - Ihr seid nicht allein", erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einer Videobotschaft im Online-Dienst Twitter.
EU-Ratspräsident Charles Michel erklärte in einem offenen Brief an die Spanier, Europa stehe "in voller Solidarität an Eurer Seite, und wir werden keine Anstrengungen scheuen, Euch zu helfen". EU-Parlamentspräsident David Sassoli versicherte auf Twitter, "die Probleme, die Ihr habt, sind auch unsere".
Allein etwa 5400 Beschäftigte im spanischen Gesundheitswesen wurden positiv auf das Virus getestet. Spaniens Militär forderte nach Angaben der Nato internationale Hilfe bei der medizinischen Versorgung an. Demnach bat Madrid um 500.000 Test-Kits, 500 Beatmungsgeräte sowie 1,5 Millionen OP-Masken und 450.000 Atemschutzmasken.
In China, wo bislang 3281 Todesfälle und mehr als 81.200 bestätigte Infektionsfälle gezählt wurden, wurde unterdessen die Abriegelung der Provinz Hubei weitgehend aufgehoben. Sofern sie gesund sind, dürfen die meisten Bewohner von Hubei wieder aus der Provinz ausreisen.
In den vergangenen Wochen waren die offiziellen Zahlen der Neuinfektionen innerhalb der Provinz deutlich zurückgegangen. Die Behörden hatten das knapp 60 Millionen Einwohner zählende Hubei zwei Monate lang von der Außenwelt abgeschottet.
Die Millionenmetropole Wuhan, die als Ausgangspunkt der Pandemie gilt, erlaubt ihren Bewohnern ab dem 8. April wieder zu reisen. Die Schulen in Hubei bleiben weiterhin geschlossen.
Chinas Behörden melden kaum noch neue Coronavirus-Patienten, die sich innerhalb Chinas angesteckt haben. Hingegen stieg die Zahl der ins Land gebrachten Infektionsfälle auf 474. Dabei handelt es sich nach Angaben des chinesischen Außenministeriums überwiegend um Chinesen, die nach Hause zurückkehren.
In Indien, dem zweitbevölkerungsreichsten Land der Erde nach China, trat am Montagabend eine Ausgangssperre für alle 1,3 Milliarden Einwohner in Kraft. Sie soll nach Angaben von Premierminister Narendra Modi für mindestens drei Wochen gelten. Auf den Straßen des Landes herrschte am Mittwoch eine unwirkliche Stille. Flugzeuge blieben am Boden, Busse und Züge fuhren nicht mehr.
Indien hat offiziellen Angaben zufolge bislang 562 bestätigte Infektionsfälle; mindestens neun Menschen starben durch die Lungenkrankheit Covid-19. Experten befürchten jedoch, dass die Dunkelziffer aufgrund der geringen Anzahl von Tests weitaus höher ist.
Die Coronavirus-Pandemie kam auch im Krisenland Libyen an. Es sei "eine erste Ansteckung mit dem Coronavirus in Libyen" zu verzeichnen, teilte die von der UNO anerkannte Einheitsregierung in Tripolis mit. Die Risiken durch die Coronavirus-Pandemie sind in dem nordafrikanischen Land besonders besorgniserregend. Durch den jahrelangen Konflikt ist das öffentliche Gesundheitssystem extrem geschwächt.
(O.Tatarinov--DTZ)