Deutsche Tageszeitung - Landgericht Duisburg schlägt Einstellung von Loveparade-Prozess vor

Landgericht Duisburg schlägt Einstellung von Loveparade-Prozess vor


Landgericht Duisburg schlägt Einstellung von Loveparade-Prozess vor
Landgericht Duisburg schlägt Einstellung von Loveparade-Prozess vor / Foto: ©

Das Landgericht Duisburg will den Loveparade-Prozess gegen die drei noch verbliebenen Angeklagten einstellen. Die Kammer begründete ihren Vorschlag unter anderem mit der dynamischen Entwicklung der Corona-Pandemie, wie ein Gerichtssprecher am Dienstag mitteilte. Es sei aktuell nicht absehbar, wann und wie die Verhandlung fortgesetzt werden könne. Nebenklage-Anwälte sprachen angesichts des Einstellungsvorschlags von einem "weiteren schwarzen Tag" für die Opfer der Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten.

Textgröße ändern:

Die Duisburger Richter vertraten unter anderem die Auffassung, aufgrund der pandemiebedingten Prozesseinschränkungen bestehe nur noch "eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit, den angeklagten Sachverhalt verurteilungsreif aufzuklären". Die Prozessbeteiligten können zu dem Vorschlag des Gerichts nun bis zum 20. April schriftlich Stellung nehmen.

Die Düsseldorfer Kanzlei Baum Reiter & Collegen, die in dem Prozess zu den Nebenklagevertretern zählt, äußerte die Erwartung, dass die Staatsanwaltschaft und die Angeklagten der Einstellung zustimmen werden. "Wir bedauern, dass der Loveparade-Prozess nach nunmehr fast zehn Jahren Bearbeitung durch Polizei und Justiz ohne ein Gerichtsurteil enden wird", erklärte die Kanzlei. Die Geschädigten und die Angehörigen der Todesopfer seien "maßlos enttäuscht".

Die Duisburger Staatsanwaltschaft kündigte an, sie werde den Vorschlag und die Argumentation der Kammer sorgfältig prüfen. Danach werde die Anklagebehörde "innerhalb der eingeräumten Frist entscheiden, ob die Einstellung des Verfahrens in Betracht kommen könnte", erklärte eine Sprecherin.

In dem Verfahren geht es um die Loveparade-Tragödie in Duisburg vom 24. Juli 2010. Damals wurden bei der Technoparade in einem Gedränge 21 Menschen getötet und mehr als 650 verletzt.

In dem Duisburger Verfahren sind noch drei Mitarbeiter des Loveparade-Veranstalters wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung angeklagt. Gegen sieben weitere Angeklagte stellte die Duisburger Strafkammer das Verfahren im Februar 2019 wegen geringer Schuld ein.

Die Duisburger Kammer verwies dem Gerichtssprecher zufolge in ihrem Einstellungsvorschlag unter anderem darauf, dass das "im Verfahren gründlich aufgeklärte, multikausale Geschehen" bei der Loveparade bereits fast zehn Jahre zurückliege. Spätestens am 27. Juli 2020 dürfte demnach hinsichtlich des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung die absolute Verjährung eintreten.

Auch dürfe eine etwaige Schuld der Angeklagten nach allen bisher vorliegenden Erkenntnissen als gering angesehen werden. Unter Würdigung dieser und weiterer Umstände würde sich eine eventuelle Strafe für die Angeklagten im unteren Bereich des Strafrahmens bewegen.

Sollte das Verfahren eingestellt werden, will die Duisburger Strafkammer die in dem Prozess gewonnenen Erkenntnisse zum Loveparade-Unglück in einem schriftlichen Beschluss zusammenfassen. Den Inhalt dieses Beschlusses will das Gericht dann "im Rahmen einer zeitlich begrenzten Hauptverhandlung" vortragen.

(W.Budayev--DTZ)

Empfohlen

Lebenslange Haft für 32-Jährigen wegen Mordes an Drogenkurier in Brandenburg

Wegen Mordes an einem Drogenkurier ist ein 32-Jähriger vom Landgericht Frankfurt an der Oder in Brandenburg zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Er wurde des Mordes in Tateinheit mit versuchtem Raub mit Todesfolge schuldig gesprochen, wie eine Gerichtssprecherin am Montag sagte. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Mann aus Habgier und heimtückisch handelte.

Prozess zu einem der schlimmsten Umweltdesaster Brasiliens in London begonnen

In London hat am Montag ein Prozess zu einer der schlimmsten Umweltkatastrophen in der Geschichte Brasiliens begonnen. Der High Court soll bis März prüfen, ob der australische Bergbaukonzern BHP, der zum Zeitpunkt des Unglücks im November 2015 Miteigentümer des brasilianischen Minenbetreibers Samarco war, zur Verantwortung gezogen werden kann.

Von eigenem Ehemann mit Auto erfasst: 86-Jährige stirbt bei Unfall in Bochum

Eine 86-Jährige ist in Bochum von ihrem Ehemann mit einem Auto erfasst und dabei tödlich verletzt worden. Der 87-Jährige wollte am Montag rückwärts in eine Einfahrt fahren, wie die Polizei in der nordrhein-westfälischen Stadt mitteilte. Dabei erfasste er seine 86-jährige Frau und stieß danach gegen eine Hauswand.

Autofahrer in Mannheim von Unbekanntem brutal mit Messer und Reizgas attackiert

Zwei Insassen eines Autos sind in Mannheim brutal von einem Unbekannten attackiert worden. Der 32-jährige Fahrer war mit seinem Fahrzeug in der Nacht zu Sonntag aus einer Tiefgarage gekommen, als sich plötzlich ein Unbekannter näherte und die Seitenscheibe einschlug, wie die Polizei in der baden-württembergischen Stadt am Montag mitteilte. Er stach mutmaßlich mit einem Messer auf den 24-jährigen Beifahrer ein und sprühte Pfefferspray in das Auto.

Textgröße ändern: