Britische Altenheime schlagen Alarm wegen Corona-Krise
Seniorenvertreter und Betreiber haben sich alarmiert über die Lage in britischen Altenheimen in der Corona-Krise gezeigt. Alte Menschen würden in der Pandemie einfach ihrem Schicksal überlassen und tauchten in den Statistiken nicht auf, schrieb Ros Altmann, die sich seit Jahrzehnten für die Rechte alter Menschen einsetzt, in einem Meinungsbeitrag für die "Daily Mail" vom Dienstag.
Angesichts der Tatsache, dass in der offiziellen Statistik zu Corona-Toten nur im Krankenhaus gestorbene Patienten aufgeführt werden, sprach Altmann von zahlreichen "stillen und versteckten Todesfällen" in den Altenheimen.
Der Chef des größten britischen Altenheimbetreibers HC-One, David Behan sagte, in 232 und damit zwei Dritteln der von dem Unternehmen betriebenen Einrichtungen gebe es Fälle von Covid-19. Insgesamt 311 Bewohner und ein Mitarbeiter seien an den Folgen des Coronavirus gestorben.
Die offiziellen Regierungszahlen blendeten alte Leute einfach aus, "als ob sie nicht wichtig wären", kritisierte die Direktorin der Wohlfahrtsorganisation Age UK, Caroline Abrahams. Abrahams und die Vorsitzenden mehrerer weiterer Hilfsorganisationen hatten Gesundheitsminister Matt Hancock am Montag in einem Brandbrief aufgefordert, Altenheime mit mehr Virus-Teskits und Schutzausrüstung zu versorgen.
Regierungsberater Chris Witty hatte am Montag erklärt, in geschätzt 13,5 Prozent der britischen Altenheime gebe es Corona-Fälle. Eine am Dienstag veröffentlichte amtliche Statistik gab die Zahl der bis zum 3. April registrierten Todesfälle durch Covid-19 in den Senioreneinrichtungen in Wales und England mit lediglich 217 an. Insgesamt verzeichnete die Regierung in Großbritannien bisher rund 11.300 Todesfälle durch das Coronavirus.
Eine aktuelle Studie der London School of Economics zur Lage in fünf europäischen Ländern geht dagegen davon aus, dass Bewohner von Alten- und Pflegeheimen zwischen 42 und 57 Prozent aller Corona-Todesfälle ausmachen.
(O.Tatarinov--DTZ)