Bericht: 260 Deutsche melden sich als Opfer mangelnder Corona-Maßnahmen in Tirol
Etwa 260 Ski-Urlauber aus Deutschland, die sich Anfang März in österreichischen Skiorten mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt hatten, haben sich laut einem Bericht bei der Staatsanwaltschaft Innsbruck als Opfer gemeldet. "Bislang haben 285 Personen aus mehreren Ländern erklärt, sich als Opfer dem Verfahren anzuschließen – etwa 90 Prozent davon kommen aus Deutschland", zitierte "Focus Online" am Dienstag den Sprecher der Staatsanwaltschaft, Hansjörg Mayr.
Die Deutschen hatten Urlaub in Ischgl, Sölden oder St. Anton gemacht. In den vollen Hütten, Apres-Ski-Bars und Restaurants der Skiorte hatten sich tausende Wintersportler infiziert, nach ihrer Rückkehr in die Heimatländer steckten sie weitere Menschen an.
Der österreichische Verbraucherschutzverein (VSV) hatte Ende März mitgeteilt, bereits zwei Tage nach einem entsprechenden Aufruf hätten sich rund 400 Menschen gemeldet, die sich einer Sammelklage gegen die Tiroler Behörden wegen einer zu späten Reaktion auf die Corona-Pandemie anschließen wollten. Mehr als 350 von ihnen waren demnach Deutsche.
VSV-Chef Peter Kolba sagte nun "Focus Online", mittlerweile hätten rund 400 Deutsche seinen Verband bevollmächtigt, ihre Interessen zu vertreten. Der VSV wolle die Betroffenen noch "diese Woche und in der Folge laufend als Privatbeteiligte im Strafverfahren anmelden". Der VSV strebt nach Abschluss der strafrechtlichen Ermittlungen einen Zivilprozess an und will für die Betroffenen Schadenersatz in Millionenhöhe erstreiten.
Die Staatsanwaltschaft Innsbruck führt nach der rasanten Corona-Ausbreitung in Tirol ein Ermittlungsverfahren wegen "Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten". Auf das Delikt stehen in Österreich bis zu drei Jahre Haft, bei fahrlässiger Handlung bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe. In dem Verfahren wird geprüft, ob Behörden, Unternehmen oder einzelne Personen die Corona-Verbreitung begünstigt haben, indem sie den Skibetrieb aus wirtschaftlichen Gründen trotz eindeutiger Warnsignale weiterlaufen ließen.
Staatsanwalt Hansjörg Mayr sagte "Focus Online", die Ermittlungen des Landeskriminalamts (LKA) Tirol dauert an. Das LKA werde demnächst einen Zwischenbericht erstellen, auf dessen Grundlage über eine Fortsetzung des Verfahrens entschieden werde.
(P.Vasilyevsky--DTZ)