Deutsche Tageszeitung - Erster Herausgeber von Oxford-Wörterbuch hielt "Antisemit" für kurzlebigen Begriff

Erster Herausgeber von Oxford-Wörterbuch hielt "Antisemit" für kurzlebigen Begriff


Erster Herausgeber von Oxford-Wörterbuch hielt "Antisemit" für kurzlebigen Begriff
Erster Herausgeber von Oxford-Wörterbuch hielt "Antisemit" für kurzlebigen Begriff / Foto: ©

Der erste Herausgeber des Oxford English Dictionary hat das Wort "Antisemit" nach neuesten Erkenntnissen für einen kurzlebigen Begriff gehalten und ihn deshalb nicht in das berühmte Wörterbuch aufgenommen. Nach Einschätzung des britischen Lexikografen James Murray, der 1879 mit der Arbeit am Oxford-Wörterbuch begann, war der Begriff "nicht mehr als ein übergangsweise gebildetes Wort", wie am Montag in Israel veröffentlichte Archivdokumente zeigten.

Textgröße ändern:

In der Liste der aufzunehmenden Wörter gab es zwar eine Reihe von Begriffen mit der Vorsilbe "anti". Als Claude Montefiore, ein einflussreiches Mitglied der jüdischen Gemeinde Großbritanniens, erfuhr, dass "Antisemit" und die daraus abgeleiteten Begriffe keinen Eintrag haben würden, schrieb er an Murray und äußerte sich besorgt.

Murray erklärte sein Vorgehen gegenüber Montefiore am 5. Juli 1900 in einem Brief damit, dass das Wort Antisemit und die verwandten Begriffe erst 1881 vom Deutschen ins Englische gekommen seien und dass er glaube, der Begriff würde angesichts seiner begrenzten Nützlichkeit wohl kaum Fuß fassen. "Daher wurden sie nicht in einem separaten Artikel behandelt", erklärte er und fügte hinzu, dass "die Straße eher ’anti-jüdisch’ als antisemitisch sagen würde".

In dem Brief bezweifelte er allerdings bereits, ob es die richtige Entscheidung war, Antisemitismus aus dem Wörterbuch herauszulassen: "Es ist wahrscheinlich, dass, wenn wir das Wörterbuch heute veröffentlichen würden, wir ’antisemitisch’ zu einem der Hauptwörter gemacht hätten", schrieb er und beklagte: "Hätte der Antisemitismus doch nur ein flüchtiges Interesse gehabt."

Für die Archivarin der Israelischen Nationalbibliothek, Rachel Misrati, die den Brief entdeckte, ist das Schriftstück ein "fehlendes Glied in der Kette der Geschichte". Er zeige, wie der Begriff "semitisch", der sich eigentlich auf Sprecher des Hebräischen, Arabischen und Aramäischen bezieht, bereits in einem frühen Stadium nur auf Juden angewandt wurde. "Der Antisemitismus richtete sich anfangs gegen alle semitischen Rassen", sagte Misrati. Murray stellte ihn aber bereits den anti-jüdischen Kontext.

Das Oxford-Wörterbuch wurde in Raten zwischen 1884 und 1928 erstmalig veröffentlicht. Unklar ist bis heute, wann der Begriff Antisemit endgültig in das Oxford-Wörterbuch aufgenommen wurde.

(W.Uljanov--DTZ)

Empfohlen

Lebenslange Haft für 32-Jährigen wegen Mordes an Drogenkurier in Brandenburg

Wegen Mordes an einem Drogenkurier ist ein 32-Jähriger vom Landgericht Frankfurt an der Oder in Brandenburg zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Er wurde des Mordes in Tateinheit mit versuchtem Raub mit Todesfolge schuldig gesprochen, wie eine Gerichtssprecherin am Montag sagte. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Mann aus Habgier und heimtückisch handelte.

Prozess zu einem der schlimmsten Umweltdesaster Brasiliens in London begonnen

In London hat am Montag ein Prozess zu einer der schlimmsten Umweltkatastrophen in der Geschichte Brasiliens begonnen. Der High Court soll bis März prüfen, ob der australische Bergbaukonzern BHP, der zum Zeitpunkt des Unglücks im November 2015 Miteigentümer des brasilianischen Minenbetreibers Samarco war, zur Verantwortung gezogen werden kann.

Von eigenem Ehemann mit Auto erfasst: 86-Jährige stirbt bei Unfall in Bochum

Eine 86-Jährige ist in Bochum von ihrem Ehemann mit einem Auto erfasst und dabei tödlich verletzt worden. Der 87-Jährige wollte am Montag rückwärts in eine Einfahrt fahren, wie die Polizei in der nordrhein-westfälischen Stadt mitteilte. Dabei erfasste er seine 86-jährige Frau und stieß danach gegen eine Hauswand.

Autofahrer in Mannheim von Unbekanntem brutal mit Messer und Reizgas attackiert

Zwei Insassen eines Autos sind in Mannheim brutal von einem Unbekannten attackiert worden. Der 32-jährige Fahrer war mit seinem Fahrzeug in der Nacht zu Sonntag aus einer Tiefgarage gekommen, als sich plötzlich ein Unbekannter näherte und die Seitenscheibe einschlug, wie die Polizei in der baden-württembergischen Stadt am Montag mitteilte. Er stach mutmaßlich mit einem Messer auf den 24-jährigen Beifahrer ein und sprühte Pfefferspray in das Auto.

Textgröße ändern: