RKI gibt trotz Corona-Lockerungen noch keine Entwarnung
Trotz sinkender Ansteckungsraten und ungeachtet der vereinbarten Corona-Lockerungen gibt das Robert-Koch-Institut (RKI) noch "keine Entwarnung". "Die Epidemie ist natürlich nicht zu Ende, das Virus ist noch in Deutschland", sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade am Donnerstag in Berlin. Es müsse aber ein Weg gefunden werden, um das Virus zu kontrollieren und trotzdem ein gesellschaftliches Leben zu haben.
Die nun von Bund und Ländern beschlossenen Lockerungen seien daher "legitim" und auch gesellschaftlich erforderlich. Gleichwohl bergen Schaade zufolge alle Lockerungsmaßnahmen "ein gewisses Risiko" und sollten daher "mit Augenmaß" erfolgen. Die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln bleiben dem RKI zufolge sehr wichtig.
Schaade schloss nicht aus, dass Deutschland schon im Sommer eine zweite Corona-Welle treffen könnte, wenn die Menschen ihr Verhalten nicht entsprechend anpassen. "Wir haben es alle selbst in der Hand, ob und wann es diese zweite Welle geben wird", warnte der RKI-Vizepräsident.
Den von Bund und Ländern vereinbarten Grenzwert von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner hält Schaade für sinnvoll. Dieser Grenzwert diene vor allem dazu, die Entscheidungshoheit im Ernstfall von der örtlichen Ebene auf die Landesebene zu heben, betonte er. Ein Notfallmechanismus sieht vor, dass bei mehr als 50 Neuinfektionen unter 100.000 Einwohnern in Landkreisen oder kreisfreien Städten in einem Zeitraum von sieben Tagen wieder regional verschärfte Beschränkungen gelten.
Das RKI stellt unterdessen seine bislang regelmäßigen Presseunterrichtungen ein. Statt Journalisten zweimal wöchentlich zu informieren, plant das Institut künftig nur noch bei konkreten Anlässen Pressekonferenzen. Das RKI informiert ansonsten weiterhin auf seiner Webseite und über die anderen Pressekanäle über die Lage.
(Y.Ignatiev--DTZ)