Deutsche Tageszeitung - Lauterbach will Qualitätsstandards bei Krankenhausreform nicht aufweichen

Lauterbach will Qualitätsstandards bei Krankenhausreform nicht aufweichen


Lauterbach will Qualitätsstandards bei Krankenhausreform nicht aufweichen
Lauterbach will Qualitätsstandards bei Krankenhausreform nicht aufweichen / Foto: © AFP/Archiv

Im Ringen um die Krankenhausreform will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in den Gesprächen mit den Bundesländern keine Abstriche an den geplanten Qualitätsstandards machen. "Da glaube ich nicht, dass wir da nachgeben", sagte Lauterbach im ZDF-"Morgenmagazin" vor der für Donnerstag geplanten Verhandlungsrunde mit den Ländern.

Textgröße ändern:

Der Bund verfüge über die Daten zur Qualität von Operationen und Behandlungen in den jeweiligen Kliniken, sagte Lauterbach. Wenn ein Eingriff geplant sei, etwa eine Krebsbehandlung, dann sei es "ethisch sehr problematisch" zu sagen, der Bürger bekomme die Daten nicht, weil sich eine qualitativ schlechte Klinik dann möglicherweise nicht mehr füllt.

"Wenn es um Leben und Tod geht, ist das eine sehr problematische Haltung", betonte der Minister. Zur Not könne der Bund die Qualitätsdaten auch zur Verfügung stellen ohne Einigung mit den Ländern.

Berichten zufolge haben sich die Bundesländer in einem auf Mittwoch datierten Forderungspapier in zentralen Punkten gegen Lauterbachs Reformvorhaben gestellt und mehr Mittel gefordert. Die Länder verlangten unter anderem ein "Vorschaltgesetz zur Sicherung der Liquidität der Krankenhäuser und zur Vermeidung eines kalten Strukturwandels in den Jahren 2024 und 2025", zitierte das "Handelsblatt" aus dem Papier.

Die Länder lehnen laut "Handelsblatt" auch vehement das von Lauterbach geplante Transparenzvorhaben ab. Durch eine solche Veröffentlichung über die Qualitätsmerkmale der einzelnen Kliniken würden "Tatsachen geschaffen, die für die Krankenhäuser gegebenenfalls rufschädigend wirken", zitiert die Zeitung aus dem Länderpapier.

Forderungen einiger Länder nach Finanzmitteln vor der Reform lehnt Lauterbach ab. Das sei wie ein Gießkannenprinzip. "Es macht keinen Sinn, Kliniken zu unterstützen, die sich wirtschaftlich nicht tragen", sagte er. Auch eine Verschiebung der Reform lehnt Lauterbach ab. Ohne eine Reform "kommen sehr viele Krankenhäuser in existizielle Not", warnte Lauterbach.

Mit der geplanten Reform will Lauterbach die Finanzierung der Kliniken langfristig umstellen. Geplant sind zudem bundeseinheitliche Krankenhaus-Levels, mit denen das Leistungsniveau von Kliniken transparenter werden soll.

(A.Nikiforov--DTZ)

Empfohlen

Krankenversicherten drohen wegen schwieriger Finanzen noch höhere Zusatzbeiträge

Gesetzlich Versicherten drohen wegen der allgemein schwierigen Lage der Krankenkassen in diesem Jahr einem Bericht zufolge noch höhere Zusatzbeiträge. Wie das "Handelsblatt" am Donnerstag unter Berufung auf Angaben des Bundesamts für Soziale Sicherung (BAS) berichtete, lag zum Jahresende 2024 das Finanzvermögen von 45 der 58 überregionalen Krankenkassen unter der kritischen Marke von 20 Prozent einer Monatsausgabe. 22 dieser Kassen haben zudem "keine Rücklagen mehr".

Gutachten empfiehlt Anpassungen im Gesundheitssystem bei innovativer Arznei

Die Kosten für Arzneimittel sind der zweitgrößte Ausgabeposten in der gesetzlichen Krankenversicherung. Um dabei die Preisspirale bei innovativen Medikamenten zu stoppen, haben Gutachter nun Anpassungen im Gesundheitssystem vorgeschlagen. Der im Bundesgesundheitsministerium angesiedelte Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege legte am Donnerstag ein umfassendes Gutachten vor, das etwa auf die stärkere Prüfung des Nutzens der neuen Arznei und spätere erneute Preisverhandlungen abzielt.

Prozess um Millionenbetrug mit Coronatests im Saarland begonnen

Vor dem Landgericht Saarbrücken hat am Mittwoch ein Prozess um einen Millionenbetrug mit Coronatests begonnen. Angeklagt sind sechs Männer wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs. Sie sollen zwischen Juli 2021 und September 2022 in unterschiedlichen Führungsfunktionen sieben Coronatestzentren in Saarbrücken und Sulzbach betrieben haben. Gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung sollen sie zahlreiche erfolgte Coronatests abgerechnet haben, die tatsächlich aber nie gemacht wurden.

Umfrage: Besorgnis über gesundheitsschädliche Umweltprobleme sinkt

Vor gesundheitsschädlichen Umweltproblemen fürchten sich einer Umfrage zufolge heute weniger Menschen als noch vor einigen Jahren. Die Besorgnis über den Klimawandel sank von 2020 bis Ende 2024 um rund 13 Prozentpunkte, wie eine Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido) in Berlin laut Mitteilung vom Mittwoch ergab. Mit Blick auf Luftverschmutzung sank die Besorgnis um etwa elf Punkte.

Textgröße ändern: