Deutsche Tageszeitung - Mindestens 60 Festnahmen bei Protest am chinesischen Nationalfeiertag in Hongkong

Mindestens 60 Festnahmen bei Protest am chinesischen Nationalfeiertag in Hongkong


Mindestens 60 Festnahmen bei Protest am chinesischen Nationalfeiertag in Hongkong
Mindestens 60 Festnahmen bei Protest am chinesischen Nationalfeiertag in Hongkong / Foto: ©

In Hongkong sind bei Protesten anlässlich des chinesischen Nationalfeiertags dutzende Menschen festgenommen worden. Die Polizei meldete am Donnerstag mindestens 60 Festnahmen, die meisten wegen "unerlaubter Versammlungen". In der Metropole waren rund 6000 Polizisten - doppelt so viele wie gewöhnlich - im Einsatz, um gegen mögliche Proteste vorzugehen. Regierungschefin Carrie Lam beschwor anlässlich des chinesischen Nationalfeiertags eine "Rückkehr zum Frieden".

Textgröße ändern:

Am Morgen hielten Gruppen von Demokratie-Aktivisten kleine Kundgebungen ab, oft mit höchstens vier Teilnehmern, um die Corona-Regeln nicht zu verletzen. Eine von 40 Polizisten umringte Gruppe rief "Schluss mit der Einparteien-Regierung". Weitere Vierer-Gruppen versammelten sich vor dem Pekinger Verbindungsbüro in Hongkong.

Mit Plakaten warnten die Polizisten Menschenansammlungen, dass sie mit ihren Parolen gegen das von China verhängte sogenannte Sicherheitsgesetz verstoßen würden. Anmeldungen für Demonstrationen hatten die Behörden unter Verweis auf Sicherheitsbedenken und Corona-Vorschriften verboten.

"Im heutigen China werden diejenigen, die nach Freiheit streben unterdrückt, während die Unterdrücker an der Macht sind", sagte der Aktivst Lee Cheuk Yan zu Journalisten.

Im Einkaufsviertel Causeway Bay, in dem es im vergangenen Jahr immer wieder Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizisten gegeben hatte, löste die Polizei Menschenansammlungen auf. "Heute ist kein Feiertag", sagte der bekannte Aktivist Joshua Wong zu Reportern. Es sei Zeit, dass die Welt sich bewusst werde, wie die Kommunistische Partei die Stimme Hongkongs zum Schweigen bringe.

"Die nationale Sicherheit unseres Landes ist geschützt worden und unsere Bürger können wieder ihre Rechte und Freiheiten gesetzeskonform ausüben", sagte Regierungschefin Lam bei einer Zeremonie mit hohen chinesischen Beamten, die von Polizisten und Sicherheitsabsperrungen abgeschirmt wurde. Es sei "eine unumstrittene Tatsache", dass die Gesellschaft in Hongkong zum "Frieden" zurückgekehrt sei.

Am 1. Oktober feiert die Volksrepublik China den Jahrestag ihrer Gründung. In Hongkong ist der Jahrestag zu einem Protesttag für jene geworden, denen das harte Vorgehen der autoritären Pekinger Führung in Hongkong Sorgen bereitet.

Seit der Einführung des sogenannten chinesischen Sicherheitsgesetzes Ende Juni haben die Hongkonger Sicherheitsbehörden ihr Vorgehen gegen die Demokratiebewegung massiv verschärft. Das international heftig kritisierte Gesetz erlaubt den Behörden ein hartes Vorgehen gegen alle Aktivitäten in Hongkong, die nach ihrer Auffassung die nationale Sicherheit bedrohen. Verstöße können mit lebenslanger Haft geahndet werden.

Das Gesetz stellt den bislang schwersten Eingriff in den Autonomiestatus von Hongkong dar. Der früheren britischen Kronkolonie waren bei ihrer Übergabe an China 1997 für 50 Jahre Sonderrechte gewährt worden, darunter Meinungs- und Versammlungsfreiheit.

(A.Nikiforov--DTZ)

Empfohlen

Auf Einladung von Le Pen: Treffen rechtspopulistischer Politiker in Frankreich

Rechtspopulistische und ausländerfeindliche Politiker aus mehreren europäischen Staaten sind am Montag auf Einladung der Partei Rassemblement National von Marine Le Pen in Frankreich zusammengekommen. Die EU-Migrationspolitik komme derzeit einem "organisierten Bevölkerungsaustausch" gleich, sagte der ungarische Regierungschef Viktor Orban bei der Konferenz in Mormant-sur-Vernisson südlich von Paris. Die "kulturelle Basis" des Kontinents werde damit verändert.

Ultraorthodoxe Partei droht mit Sturz der israelischen Regierung

Vor dem Hintergrund des Streits um den Wehrdienst für ultraorthodoxe Juden in Israel hat die ultraorthodoxe Schas-Partei mit dem Bruch der Regierungskoalition gedroht. Sollte es in der Frage keine "Lösung in letzter Minute" geben, werde seine Partei für die Auflösung des Parlaments stimmen, sagte Schas-Sprecher Ascher Medina am Montag dem israelischen öffentlich-rechtlichen Radio.

Rutte will 400-prozentigen Ausbau der Nato-Luftabwehr - Kreml empört

Nato-Generalsekretär Mark Rutte will die Mitgliedsstaaten zu einer massiven Aufstockung der Luftabwehr auffordern und hat damit den Kreml erzürnt. Das Verteidigungsbündnis benötige zur Aufrechterhaltung seiner militärischen Abschreckung und Verteidigung eine "Steigerung der Luft- und Raketenabwehr um 400 Prozent", sagte Rutte laut Redemanuskript am Montag vor der britischen Denkfabrik Chatham House. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bezeichnete die Nato daraufhin als "Instrument der Aggression und Konfrontation".

Israel fängt Gaza-Hilfsschiff "Madleen" mit Greta Thunberg an Bord ab

Israel hat das Gaza-Hilfsschiff "Madleen" mit der Klimaaktivistin Greta Thunberg an Bord vor dem Eintreffen in dem Palästinensergebiet gestoppt. Das Boot sei auf sicherem Weg nach Israel umgeleitet worden, erklärte das israelische Außenministerium am Montag. Die Besatzung um Thunberg wollte Hilfsgüter durch die israelische Seeblockade in den Gazastreifen bringen. International wurde Israel für das Abfangen des Schiffs kritisiert, die Aktivisten an Bord bezeichneten sich als "entführt".

Textgröße ändern: