
Vier in Tigray festgenommene Journalisten und Übersetzer freigelassen

Vier Journalisten und Übersetzer, die von den äthiopischen Sicherheitskräften in der Krisenregion Tigray mehrere Tage festgehalten worden waren, sind am Mittwoch freigelassen worden. "Sie haben uns heute gehen lassen", sagte der Übersetzer Fitsum Berhane, der für die Nachrichtenagentur AFP arbeitet. "Sie haben nichts zu den Gründen dafür gesagt."
Zu den zeitweise Festgehaltenen zählten auch der Übersetzer der "Financial Times", Alula Akalu, der äthiopische Journalist Temrat Yemane und ein Journalist der britischen BBC, Girmay Gebru. Fitsum Berhane und Alula Akalu wurden bereits am Samstag festgenommen, nachdem sie drei Tage mit den Korrespondenten über die Tigray-Krise berichtet hatten.
Temrat Yemane wurde ebenfalls am Samstag festgenommen, Girmay Gebru am Montag. Die Behörden in Addis Abeba machten keine Angaben zu den Festnahmen und waren zunächst auch nicht für eine Stellungnahme zu den Freilassungen zu erreichen.
Die äthiopischen Truppen hatten Anfang November eine Offensive gegen die in Tigray regierende Volksbefreiungsfront TPLF begonnen. Gut drei Wochen später verkündete der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed die Einnahme der Regionalhauptstadt Mekele und das Ende des Militäreinsatzes.
AFP und die "Financial Times" hatten eine Genehmigung der Behörden erhalten, ihre Mitarbeiter nach Tigray zu schicken. Der Zugang in die Region wird strikt kontrolliert.
Fitsum Berhane schilderte in einem Telefonat mit dem AFP-Büro in Addis Abeba, wie die Soldaten in der Nacht zum Samstag in seine Wohnung in Mekele, der Hauptstadt von Tigray, eindrangen und ihm vorwarfen, er sei ein Anhänger der TPLF. Sie hätten auch behauptet, dass er der TPLF Informationen übermittle. "Ich habe aber alles bestritten und gesagt, dass ich nicht weiß, wovon sie sprechen", fügte der Übersetzer hinzu.
Ein in zivil gekleideter Polizist habe ihm eine Waffe an den Kopf gehalten, während die Soldaten die Wohnung durchsuchten, Telefone, einen PC und umgerechnet knapp 80 Euro Bargeld mitnahmen. Schließlich brachten sie ihn zur Militärakademie in Mekele, in der der Übersetzer drei Nächte in einer Zelle verbrachte, zwei davon in Handschellen.
Vor seiner Festnahme hatte Fitsum Berhane ein AFP-Team nach Dengolat begleitet, einen Ort in Tigray. Die Überlebenden schilderten dort ein Massaker, das im November verübt worden war. Die Soldaten hätten ihm vorgeworfen, dass er sein Land "für ein bisschen Geld verrate", sagte Fitsum Berhane. Er habe jedoch entgegnet, dass er nur übersetze und nichts verfälsche.
(U.Stolizkaya--DTZ)