Deutsche Tageszeitung - Nawalny-Unterstützer vor Straflager des inhaftierten Kreml-Kritikers festgenommen

Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild

Nawalny-Unterstützer vor Straflager des inhaftierten Kreml-Kritikers festgenommen


Nawalny-Unterstützer vor Straflager des inhaftierten Kreml-Kritikers festgenommen
Nawalny-Unterstützer vor Straflager des inhaftierten Kreml-Kritikers festgenommen / Foto: ©

Mehrere Unterstützer des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny sind am Dienstag vor dem Straflager östlich von Moskau festgenommen worden, in dem der erkrankte Kreml-Kritiker inhaftiert ist. Die Nawalny-Anhänger, darunter auch Ärzte, hatten Zugang zu dem 44-Jährigen gefordert, der sich weiter im Hungerstreik befindet und innerhalb einer Woche fünf Kilogramm Körpergewicht verloren haben soll.

Anzeige Bild

Textgröße ändern:

Unter den Festgenommenen war auch Nawalnys persönliche Ärztin Anastasia Wasiljewa, wie eine AFP-Journalistin berichtete. Sie hatte zusammen mit weiteren Ärzten gefordert, Informationen über den Gesundheitszustand des im Straflager von Pokrow inhaftierten Nawalny zu erlangen.

Sie sei "besorgt" und wolle verstehen, "was im Lager Pokrow vor sich geht", erklärte Wasiljewa vor der Strafkolonie. Sie warf den Behörden vor, Nawalnys Rechte zu verletzen, indem sie sich weigerten, ihn angemessen zu behandeln. Sie habe Angst um Nawalnys Gesundheit und forderte seine Verlegung in ein ordentliches Krankenhaus. Die junge Frau ist auch Vorsitzende der Ärzteallianz, einer Vereinigung, die der Opposition nahe steht und den Behörden ein Dorn im Auge ist.

Die Polizei in der Region Wladimir erklärte, dass neun Menschen wegen Störung der "öffentlichen Ordnung" festgenommen worden seien. Es hätten sich rund 45 Menschen versammelt, darunter etwa 30 Journalisten und Blogger. Unter den Festgenommenen befand sich auch ein CNN-Journalist.

Nawalnys Frau Julia erklärte im Online-Dienst Instagram, sie habe einen Brief vom Leiter der Pokrow-Strafkolonie erhalten. In diesem stand demnach, dass die Gefängnisbeamten den Pass Nawalnys nicht hätten und ihn deshalb auch nicht in ein Krankenhaus bringen könnten.

Der Kreml-Kritiker befindet sich seit dem 31. März aus Protest gegen seine Haftbedingungen in einem Hungerstreik und leidet nach eigenen Angaben unter Schmerzen, starkem Husten und Fieber. Laut seiner Anwältin Olga Michailowa hat das Gefängnis nur einen Pfleger und keinen Arzt.

Seine Anhänger befürchten, dass ihm nach der Vergiftung im August 2020 weiteres Leid zugefügt wird. Nawalny beschuldigt die Gefängnisverwaltung, ihm die medizinische Versorgung zu verweigern und ihn mit Schlafentzug zu "foltern". Nach Angaben Kreml-naher Medien war er am Montag infolge seines verschlechterten Gesundheitszustandes auf eine Krankenstation verlegt worden.

Nawalny äußert sich regelmäßig in Online-Netzwerken über die Zustände in Pokrow. Unklar ist, wie seine Botschaften aus dem Gefängnis nach draußen gelangen. Erst am Montag berichtete der 44-Jährige von einem Häftling, der mit Tuberkulose ins Krankenhaus eingeliefert worden war - der dritte innerhalb weniger Wochen. "Jeder Gefangene betet zu Gott, dass er nicht hier landet, denn drinnen herrschen gesundheitsgefährdende Zustände, Tuberkulose und Medikamentenmangel", schrieb er.

Pokrow gilt als eines der härtesten Straflager Russlands. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow machte am Dienstag klar, dass Nawalny kein Anrecht auf eine Sonderbehandlung habe. Es könne keine "besonderen Bedingungen" für einzelne Häftlinge geben, sagte Peskow.

Nawalny gilt als Putins größter Widersacher. Er war im vergangenen August in Russland Opfer eines Giftanschlags geworden, für den er den russischen Geheimdienst und den Kreml verantwortlich macht. Nawalny wurde nach Deutschland geflogen und in der Berliner Charité behandelt. Unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Moskau im Januar wurde er dann festgenommen. Wegen angeblicher Verstöße gegen seine Bewährungsauflagen wurde Nawalny im Februar zu mehr als zweieinhalb Jahren Haft in einem Straflager verurteilt.

(A.Nikiforov--DTZ)

Empfohlen

Putin äußert Bereitschaft zu Treffen mit Selenskyj in "finaler" Verhandlungsphase

Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich zu einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bereit erklärt - allerdings erst in einer "finalen Phase" der Verhandlungen mit Kiew über den seit drei Jahren andauernden Konflikt. Der Kreml-Chef warnte vor Vertretern ausländischer Medien in St. Petersburg auch vor einer Taurus-Lieferung durch Deutschland an die Ukraine. Dies würde die deutsch-russischen Beziehungen "komplett ruinieren".

Laschet dämpft Erwartungen an Iran-Treffen von Wadephul mit Amtskollegen

Der CDU-Außenpolitiker Armin Laschet hat die Erwartungen an das Treffen von Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) mit seinen Kollegen aus Frankreich und Großbritannien zum Krieg zwischen dem Iran und Israel gedämpft. "Entscheidend sind aus meiner Sicht die Amerikaner. Weniger die europäischen Außenminister", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag am Donnerstag dem Sender Welt TV. "Es liegt jetzt viel in Washington."

Verfassungsschutz in Niedersachsen warnt vor neuen rechtsextremen Jugendnetzwerken

Der niedersächsische Verfassungsschutz warnt vor neuen Netzwerken aus gewaltbereiten rechten Jugendlichen und organisierten Neonazigruppierungen. "Es kristallisiert sich ein aktionsorientiertes Personenpotenzial an der Schnittstelle zwischen Neonazismus und subkultureller Szene heraus", erklärte Landesverfassungsschutzchef Dirk Pejril am Donnerstag in Hannover bei der Vorstellung des Landesverfassungsschutzberichts 2024. "Junge, teilweise minderjährige" Menschen auch mit Gewaltneigung würden dadurch an die Neonaziszene gebunden.

Nach iranischem Angriff auf Klinik: Israel kündigt Vergeltung an und droht Chamenei

Nach einem iranischen Raketenangriff auf ein Krankenhaus in Israel hat die israelische Regierung Vergeltung angekündigt und eine direkte Drohung gegen Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei ausgesprochen. Chamenei dürfe nicht "weiter existieren", sagte Israels Verteidigungsminister Israel Katz am Donnerstag. Bei der jüngsten iranischen Angriffswelle wurden nach Angaben von Rettungskräften dutzende Menschen verletzt. Während Israel erneut iranische Atomanlagen bombardierte, heizte US-Präsident Donald Trump Spekulationen über eine Beteiligung der USA an den Angriffen gegen den Iran an.

Textgröße ändern:

Anzeige Bild