
Mindestens sieben Tote bei Unabhängigkeitserklärung von Kameruns Westregion

Die symbolische Unabhängigkeitserklärung des englischsprachigen Teils von Kamerun hat am Wochenende zu blutigen Zusammenstößen mit Toten und Verletzten geführt. Insgesamt sieben Menschen wurden nach Behördenangaben getötet, die meisten von ihnen bei Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten. Die englischsprachige Region im Westen Kameruns hatte sich am Sonntag symbolisch als Republik "Ambazonia" für unabhängig erklärt, weil sie sich vom mehrheitlich französischsprachigen Rest des Landes benachteiligt fühlt.
Der "Präsident" des neu ausgerufenen Staates, Sisisku Ayuk, hatte die Unabhängigkeit in einem symbolischen Akt über die sozialen Netzwerke erklärt. Als Termin wurde der 1. Oktober gewählt, weil sich an diesem Tag im Jahr 1961 die englisch- und französischsprachigen Teile nach dem Ende der Kolonialherrschaft zu einem gemeinsamen Staat Kamerun zusammengeschlossen hatten.
Heute zählen etwa 20 Prozent der Kameruner zum englischsprachigen Teil. Viele klagen über Vernachlässigung und fordern eine Rückkehr zum Föderalismus oder die volle Unabhängigkeit. Die kamerunische Regierung in Yaoundé lehnt dies vehement ab, sie hat die Zahl der Sicherheitskräfte in der Region am Wochenende deutlich aufgestockt sowie ein Ausgeh- und Versammlungsverbot erlassen.
Am Sonntag wurden den Angaben zufolge in den Städten Ndop und Kumbo drei Menschen bei Kundgebungen durch Kugeln getötet; in Kumbo hatten Sicherheitskräfte bereits am Samstag bei einer Demonstration einen jungen Mann erschossen.
Drei weitere Tote gab es bei einem versuchten Gefängnisausbruch in Kumbo am Sonntag: Nach Behördenangaben handelte es sich um Häftlinge, die die Unruhen in der Stadt zur Flucht aus dem Justizvollzug nutzen wollten. Sie seien von Sicherheitskräften erschossen worden.
Kameruns Präsident Paul Biya verurteilte "alle Akte der Gewalt". Er rief die Unabhängigkeitsbefürworter zum Dialog mit der Zentralregierung auf.
(W.Novokshonov--DTZ)