Deutsche Tageszeitung - Spanisches Parlament lehnt Misstrauensantrag von Rechtsextremen gegen Regierung ab

Spanisches Parlament lehnt Misstrauensantrag von Rechtsextremen gegen Regierung ab


Spanisches Parlament lehnt Misstrauensantrag von Rechtsextremen gegen Regierung  ab
Spanisches Parlament lehnt Misstrauensantrag von Rechtsextremen gegen Regierung ab / Foto: © Lehtikuva/AFP/Archiv

Das spanische Parlament hat einen Misstrauensantrag der rechtsextremen Partei Vox gegen den linksgerichteten Ministerpräsidenten Pedro Sánchez mit breiter Mehrheit abgelehnt. 201 der 350 Abgeordneten stimmten am Mittwoch gegen den Antrag, 91 enthielten sich und nur die 52 Vox-Abgeordneten und ein weiterer Parlamentarier unterstützten den Antrag. Die größte Oppositionspartei, die konservative Partido Popular (PP), enthielt sich wie zuvor angekündigt. Es war erwartet worden, dass der Antrag scheitern würde.

Textgröße ändern:

Vox hatte bereits im September 2020 einen Misstrauensantrag gegen Sánchez von den Sozialisten eingebracht, der damals ebenfalls abgelehnt wurde. Dieses Mal setzte Vox auf den 89 Jahre alten früheren Kommunisten Ramón Tamames, um den Antrag zu präsentieren. Tamames saß wegen seines Widerstands gegen die Franco-Herrschaft im Gefängnis und war nach dem Ende der Diktatur eine Führungspersönlichkeit der Kommunistischen Partei.

In der letzten Zeit rückte der Wirtschaftsprofessor aber immer weiter nach rechts. Tamames verteidigte den Antrag mit Verweis auf die spanische "Nation", die vor einer linken Regierung in Schutz genommen werden müsse, die sich auf Unabhängigkeitsbefürworter aus Katalonien und dem Baskenland stützt.

"Aus Respekt vor den Spaniern werden wir nicht für diesen Antrag stimmen, und aus Respekt vor Ihnen, Herr Tamames, werden wir nicht gegen den Antrag stimmen", sagte Cuca Gamarra von der konservativen PP vor der Abstimmung. 2020 hatte die PP gegen den Misstrauensantrag von Vox gestimmt.

"Es ist bemerkenswert und aufschlussreich zu sehen, dass sich die traditionelle Rechte (...) immer mehr den Ultrarechten annähert", sagte Ministerpräsident Sánchez. Er warf der PP vor, sich der Stimme enthalten zu haben, weil sie wisse, "dass sie Vox (nach Wahlen in der Zukunft) zum Regieren brauchen wird". Die Parlamentswahlen Ende des Jahres könnte die PP den Umfragen zufolge gewinnen. Die Konservativen regieren bereits auf regionaler Ebene zusammen mit den Rechtsextremen von Vox.

Vox-Chef Santiago Abascal zeigte sich trotz der Ablehnung des Misstrauensantrags "zufrieden". Die Debatte habe gezeigt, dass Spanien von "einer der schlechtesten Regierungen unserer Geschichte" regiert werde.

Die rechtsextreme Partei Vox war mit ihrem Einzug ins Parlament 2019 zur drittgrößten Partei Spaniens aufgestiegen - trotz der langjährigen Vorbehalte in Spanien gegen die Ultrarechten infolge der Franco-Diktatur. Die Partei hofft, nach der Parlamentswahl im Dezember eine Koalition mit der PP eingehen zu können. Ende Mai finden bereits Kommunal- und Regionalwahlen in Spanien statt.

(L.Møller--DTZ)

Empfohlen

Migration: Neun EU-Länder für Überprüfung Europäischer Menschenrechtskonvention

Mehrere EU-Länder haben sich unter anderem mit Blick auf die Migration für die Überprüfung der Europäischen Menschenrechtskonvention ausgesprochen, darunter Italien und Dänemark. In einem vom Büro der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni am Donnerstag veröffentlichten Offenen Brief forderten die Länder "eine neue und offene Diskussion über die Auslegung der Europäischen Menschenrechtskonvention". Neben Italien und Dänemark gehören zu den Unterzeichnern Polen, Österreich, Belgien, Estland, Lettland, Litauen und Tschechien.

Bundesrat berät über Israel-Resolution und weitere Länderanträge

Der Bundesrat will in seiner Sitzung am Freitag (ab 9.30 Uhr) eine Resolution zum deutsch-israelischen Verhältnis beschließen, die von allen 16 Bundesländern gemeinsam eingebracht wurde. Anlass ist der 60. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern. In dem Text wird aber auch auf aktuelle Aspekte des Nahost-Konflikts eingegangen und dabei die Einhaltung des humanitären Völkerrechts durch alle Beteiligten angemahnt.

Bundestag debattiert über Europapolitik und Dürre

Der Bundestag debattiert am Freitag über die Europapolitik (9.00 Uhr). Anlass der einstündigen Debatte ist der 75. Jahrestag des Beitritts der Bundesrepublik zu dem in Straßburg ansässigen Europarat. Seit ihrer Gründung im Jahr 1949 setzt sich die europäische Institution für Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ein. Sein wichtigstes Instrument dabei ist die Europäische Konvention zum Schutz der Menschenrechte. Russland wurde nach dem Angriff auf die Ukraine 2022 aus dem Europarat ausgeschlossen.

Fünfte Runde der Atomgespräche zwischen USA und Iran in Rom

In Rom werden am Freitag die Atomgespräche zwischen den USA und dem Iran fortgesetzt. Es ist die fünfte Verhandlungsrunde über ein neues Atomabkommen unter Vermittlung des Golfstaats Oman, die im April gestartet worden waren. Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei hatte vor einigen Tagen seine Erwartungen an die Verhandlungen als gering bezeichnet: "Wir glauben nicht, dass es zu etwas führen wird", sagte er am Dienstag.

Textgröße ändern: