Deutsche Tageszeitung - Hitzige Debatte über Asylpolitik auf Grünen-Parteitag

Hitzige Debatte über Asylpolitik auf Grünen-Parteitag


Hitzige Debatte über Asylpolitik auf Grünen-Parteitag
Hitzige Debatte über Asylpolitik auf Grünen-Parteitag / Foto: © AFP

Die Grünen haben am Samstagabend in einer kontroversen und hoch emotionalen Debatte über das Thema Migration debattiert. Mehrere Rednerinnen und Redner der Grünen Jugend forderten, die Grünen in der Regierung dürften keine weiteren Asylrechtsverschärfungen mittragen. "Es darf nicht wahr sein, dass das Asylrecht noch weiter eingeschränkt wird", sagte die neue Bundessprecherin der Grünen Jugend, Katharina Stolla. Parteichef Omid Nouripour verteidigte den Kurs der Grünen in der Bundesregierung.

Textgröße ändern:

"Wir als Regierungspartei werden daran gemessen, ob wir Antworten liefern", sagte Nouripour. Es müsse Lösungen etwa für die Situation am Wohnungsmarkt und für die Integration geben, die in vielen Kommunen kaum noch möglich sei. Es gehe darum, alles dafür zu tun, "damit die Belastung überschaubar und beherrschbar wird", betonte der Grünen-Vorsitzende. Deshalb trage der Dringlichkeitsantrag des Parteivorstands die Überschrift "Humanität und Ordnung".

Es müsse auch über das Thema Rückführung geredet werden, sagte Nouripour. Wer ein Einwanderungsgesetz mache, überlege, wer kommen solle "und wer nicht". In dem Dringlichkeitsantrag des Parteivorstands heißt es: "Steuerung, Ordnung und Rückführung gehören zur Realität eines Einwanderungslandes wie Deutschland dazu." Darin wird auch davor gewarnt, dass die Politik die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger verliere, wenn sie ihrer Verantwortung nicht nachkomme.

Die Grüne Jugend kritisierte "Vorurteile und Populismus" in der migrationspolitischen Debatte. Die Ärmsten der Gesellschaft würden gegeneinander ausgespielt, heißt es in einem Änderungsantrag. Die Grünen dürften sich "nicht daran beteiligen, vermeintliche Handlungsfähigkeit durch Scheinlösungen zu demonstrieren".

In dem Antrag heißt es: "Weiteren Asylrechtsverschärfungen, wie etwa restriktiveren Regelungen für Rückführungen, der Kürzung von Sozialleistungen für Geflüchtete, der Absenkung von Schutzstandards, einer Ausweitung der sicheren Herkunftsstaaten, Schnellverfahren an Außengrenzen, der Unterbringung von Flüchtenden in Außengrenzlager sowie der Zurückweisung von Flüchtenden in vermeintlich sichere Drittstaaten dürfen weder die grünen Minister*innen in Bund und in den Ländern noch grüne Fraktionen zustimmen."

Grüne-Jugend-Chefin Stolla sagte: "Wer den Rechten hinterherläuft, der gerät in Stolpern." Es gebe keinen Grund für weitere Asylrechtsverschärfungen. Stolla forderte "Politik aus Liebe zu allen Menschen und nicht Politik aus Liebe zum Koalitionspartner".

Der Kölner Delegierte Leon Schlömer sagte, er könne in Deutschland eine "Debattenverschiebung nach Rechts" erkennen. "Die Antwort auf den Rechtsruck in der Gesellschaft kann doch nicht sein, den Faschisten immer weiter entgegenzukommen." Ebenso wie andere junge Rednerinnen und Redner forderte er, die Grünen müssten die Partei sein, "die sagt: Kein Mensch ist illegal".

Über den Antrag des Parteivorstands und die Änderungsanträge soll am späteren Abend abgestimmt werden.

(L.Møller--DTZ)

Empfohlen

Rechtsextremer israelischer Minister kündigt 22 neue Siedlungen in Westjordanland an

Der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich hat die Errichtung von 22 neuen Siedlungen im besetzten Westjordanland angekündigt. "Wir haben eine historische Entscheidung für die Entwicklung von Siedlungen getroffen: 22 neue Gemeinden in Judäa und Samaria", erklärte er am Donnerstag im Onlinedienst X, wobei er die israelische Bezeichnung für das Westjordanland benutzte. Die Siedlungen gelten nach internationalem Recht als illegal. Durch den Schritt könnten sich die angespannten Beziehungen Israels zu Teilen der internationalen Gemeinschaft weiter verschärfen.

AfD will in Streit um Bundesgeschäftsstelle in Berlin Mediation mit Vermieter

Im Streit um die Bundesgeschäftsstelle der AfD will die Partei angesichts einer laufenden Räumungsklage eine Mediation mit dem Vermieter der Immobilie. "Wir streben gemäß dem Vorschlag des Landgerichts eine Mediation an", sagte Vorstandsmitglied Kay Gottschalk dem Berliner "Tagesspiegel" laut Mitteilung vom Donnerstag. Die Partei halte dies für zielführend" und gehe "konstruktiv in diese Gespräche". Eine Sprecherin des Berliner Landgerichts bestätigte der Zeitung den Vorschlag und erklärte, eine Mediation werde "standardmäßig" nahegelegt.

Trump lehnt Sanktionen gegen Russland derzeit ab

US-Präsident Donald Trump will nach eigenen Worten zum jetzigen Zeitpunkt keine Sanktionen gegen Russland verhängen, um die derzeitigen Verhandlungen über eine Waffenruhe in der Ukraine nicht zu gefährden. Er lehne Sanktionen ab "aus dem einzigen Grund, dass ich glaube, kurz vor einer Einigung zu stehen, und diese nicht gefährden möchte", sagte Trump am Mittwoch vor Journalisten im Weißen Haus. Die Ukraine erklärte sich indes zu einem erneuten Treffen mit Unterhändlern Moskaus bereit, will aber vorher die russischen Bedingungen für einen Frieden sehen.

Wadephul beschwört bei Antrittsbesuch in Washington Einheit mit den USA

Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) hat bei seinem ersten USA-Besuch im Amt auf eine gemeinsame Haltung Washingtons und Berlins angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine gepocht und sich bezüglich neuer US-Sanktionen zuversichtlich gezeigt. "Wir haben, was die Ukraine angeht, eine gemeinsame Position - Deutschland und die Vereinigten Staaten von Amerika", sagte Wadephul am Mittwoch nach einem Gespräch mit seinem US-Kollegen Marco Rubio. Zur Lage im Gazastreifen sagte Wadephul, dass sich die Lage jüngst "dramatisch" verschlimmert habe.

Textgröße ändern: