
Anti-IS-Koalition will zwischen Türkei und Kurden in Syrien vermitteln

Angesichts einer drohenden Eskalation zwischen der Türkei und den syrischen Kurden will sich die internationale Koalition gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) als Vermittler einbringen. "Wir stehen im Kontakt mit der Türkei und den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF), um eine Deeskalation der Situation zu erreichen", erklärte der Sprecher des US-geführten Bündnisses, Oberst Sean Ryan, am Donnerstag. Die US-Regierung hatte sich zuvor besorgt über türkische Angriffe auf kurdische Stellungen geäußert.
Die SDF sind ein kurdisch-arabisches Bündnis, dessen Rückgrat die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) bilden. Nach dem Beschuss von YPG-Stellungen nahe der nordsyrischen Grenzstadt Kobane durch die Türkei erklärte das SDF-Bündnis, ihre Offensive gegen die IS-Miliz im Osten Syriens auszusetzen. Die von den USA unterstützte Allianz belagert seit Wochen die IS-Bastion Hadschin, erlitt dort aber kürzlich einen schweren Rückschlag.
Die Türkei betrachtet die YPG-Miliz wegen ihrer engen Verbindungen zur Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als Bedrohung und will sie von der Grenze zurückdrängen. Erst kürzlich drohte Präsident Recep Tayyip Erdogan mit einer neuen Offensive. Die USA schätzen die YPG dagegen als schlagkräftigen Verbündeten im Kampf gegen die IS-Miliz und unterstützen sie trotz der Proteste ihres Nato-Partners Türkei mit Luftangriffen, Spezialkräften und Waffen.
Die Türkei hat die YPG bei zwei Offensiven aus der Region um Asas und der Region Afrin zurückgedrängt. Nach der Einnahme von Afrin im März drohte Erdogan auch mit einer Offensive auf die syrische Stadt Manbidsch westlich des Euphrat, die die YPG mit US-Unterstützung von der IS-Miliz erobert hatte. Um die Situation zu entschärfen, vereinbarten die Türkei und die USA im Juni die Abhaltung "koordinierter" Patrouillen in Manbidsch.
Am Donnerstag nun gab es erstmals eine gemeinsame Patrouille der Nato-Partner bei der Stadt, wie die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf Verteidigungsminister Hulusi Akar meldete. Demnach fand sie am Sadschur-Fluss zwischen Manbidsch und Dscharablus statt. Akar warf der YPG aber vor, sich entgegen der Vereinbarung nicht aus Manbidsch zurückgezogen zu haben, sondern dort Schützengräben auszuheben.
(M.Dylatov--DTZ)