Deutsche Tageszeitung - EU-Kommission sieht "ernsthafte" Risiken bei Brexit-Aufschub bis Juni

EU-Kommission sieht "ernsthafte" Risiken bei Brexit-Aufschub bis Juni


EU-Kommission sieht "ernsthafte" Risiken bei Brexit-Aufschub bis Juni
EU-Kommission sieht "ernsthafte" Risiken bei Brexit-Aufschub bis Juni / Foto: ©

Die EU-Kommission sieht "ernsthafte rechtliche und politische Risiken" für die Europäische Union, wenn diese einer Verschiebung des Brexit-Datums bis Ende Juni zustimmt. Dies geht aus einem internen Dokument hervor, das am Mittwoch bei der wöchentlichen Sitzung der Behörde beraten wurde und der Nachrichtenagentur AFP vorliegt. Großbritanniens Premierministerin Theresa May hat inzwischen bei der EU beantragt, das Brexit Datum von Ende März auf Ende Juni zu verschieben.

Textgröße ändern:

In dem Dokument werden die Folgen mehrerer Verlängerungsvarianten durchgegangen. Als Ergebnis wird festgehalten, dass die EU entweder eine sehr kurze Verschiebung bis vor die Europawahlen Ende Mai gewähren könne oder eine "deutlich längere" Verschiebung "bis mindestens Ende 2019". Im letzteren Fall sei Großbritannien dann verpflichtet, Wahlen zum Europaparlament zwischen dem 23. und 26. Mai zu organisieren.

"Jede andere Option (zum Beispiel bei einer Verlängerung bis zum 30. Juni)" wäre mit deutlichen Risiken für die EU behaftet, hieß es weiter. Solche Varianten würden "einige der aktuellen Unsicherheiten im Vereinigten Königreich" in den Rest der EU "importieren".

Das Kommissionsdokument warnte klar vor der Möglichkeit, eine Verlängerung bis Ende Juni zu gewähren, ohne dass Großbritannien an der Europawahl im Juni teilnehmen muss. Dann seien Szenarien denkbar, in denen London im Juni um eine weitere Verlängerung bitte, ohne Wahlen abgehalten zu haben.

Dies könne "die formale Konstituierung des neuen Europäischen Parlaments illegal machen", hieß es. "Und diese Illegalität würde alle seine nachfolgenden Entscheidungen infizieren". Genannt wurde dabei die Ernennung der neuen EU-Kommission durch das Parlament oder die Verabschiedung des künftigen EU-Budgets. "Jede Entscheidung wäre rechtlich anfechtbar."

Auch britische Bürger oder EU-Bürger in Großbritannien könnten klagen, wenn ihnen das Recht auf Teilnahme an der EU-Wahl verwehrt werde, hieß es in dem Kommissionsdokument weiter. Ein Verzicht auf die Wahl neuer Abgeordneter sei ohne eine Änderung der EU-Verträge nicht möglich.

In dem Dokument wird auch vor der Möglichkeit gewarnt, dass Großbritannien nach Mai Europawahlen abhält. Denn dann wären bereits in 14 anderen EU-Ländern, auf die ein Teil der bisher 73 britischen Sitze bisher verteilt werden soll, zusätzliche EU-Abgeordnete gewählt, die ihr Mandat dann nicht antreten könnten.

"Aus den vorgenannten Gründen sollte jede dem Vereinigten Königreich angebotene Verlängerung entweder bis zum 23. Mai 2019 gehen oder wesentlich länger sein und Europawahlen erfordern", hieß es am Ende des Dokuments. "Nur so können das Funktionieren der EU-Organe und ihre Entscheidungsfähigkeit geschützt werden."

Ausgeschlossen werden müsse auch, dass London eine gewährte Verlängerung für Nachverhandlungen am Austrittsvertrag nutzen wolle. "Das Paket ist jetzt geschnürt", hieß es. Zusätzliche Zeit solle dazu dienen, die Ratifizierung des Abkommens in Großbritannien zu ermöglichen. Gegebenenfalls könnten dabei noch ehrgeizigere Formulierungen für die begleitende politischen Erklärung zu den künftigen Beziehungen gefunden werden, wenn das eine parteiübergreifende Unterstützung in Großbritannien erleichtere.

(A.Nikiforov--DTZ)

Empfohlen

Hunderttausende zu Berliner Christopher Street Day erwartet

In Berlin werden am Samstag (12.00 Uhr) zur Demonstration zum Christopher Street Day (CSD) hunderttausende Menschen erwartet. Neben 75 Trucks sollen dem veranstaltenden Verein zufolge auch mehr als hundert Fußgruppen bei dem Demonstrationszug unterwegs sein. Die Kundgebung steht in diesem Jahr unter dem Motto "Nur gemeinsam stark - für Demokratie und Vielfalt".

Baerbock fordert von Deutschland und EU mehr Investitionen in Sicherheit

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat Deutschland und die EU aufgefordert, mehr in die Sicherheit zu investieren. Der europäische Pfeiler in der Nato müsse gestärkt werden, unabhängig davon, wer demnächst in den USA regiert, sagte Baerbock am Freitag bei einer Veranstaltung der "Zeit". "Die Vorstellung, dass wir uns nicht verteidigen müssen, hat (Russlands Präsident Wladimir) Putin zerbombt."

Trump trifft Netanjahu und warnt vor "drittem Weltkrieg" bei Wahlniederlage

Ex-US-Präsident Donald Trump hat bei einem Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu vor einem "dritten Weltkrieg" gewarnt, sollten seine Republikaner nicht die Präsidentschaftswahl gewinnen. "Wenn wir gewinnen, wird alles ganz einfach. Dann klappt alles und ganz schnell", sagte Trump, der am Freitag Netanjahu und dessen Frau an seinem Anwesen in Florida empfing. "Wenn wir nicht gewinnen, gibt es große Kriege im Nahen Osten und vielleicht den dritten Weltkrieg."

Israels Armee: Bereiten "entscheidende Offensive" gegen Hisbollah im Libanon vor

Die israelische Armee bereitet laut eigenen Angaben eine "entscheidende Offensive" gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon vor. Die Truppen bereiteten sich auf den "Übergang zur Offensive" vor, sagte der israelische Generalmajor Ori Gordin laut Militärangaben vom Freitag. "Wenn der Moment kommt und wir in die Offensive gehen, wird es eine entscheidende Offensive", fügte er hinzu.

Textgröße ändern: