Deutsche Tageszeitung - Umfrage: Jede zweite Schulleitung kämpft mittlerweile mit Lehrermangel

Umfrage: Jede zweite Schulleitung kämpft mittlerweile mit Lehrermangel


Umfrage: Jede zweite Schulleitung kämpft mittlerweile mit Lehrermangel
Umfrage: Jede zweite Schulleitung kämpft mittlerweile mit Lehrermangel / Foto: ©

Der Lehrermangel an den allgemeinbildenden Schulen hat sich einer Umfrage zufolge binnen einem Jahr deutlich verschärft. Mittlerweile haben 50 Prozent der Schulleiter mit Lehrermangel zu kämpfen, wie die am Freitag in Düsseldorf veröffentlichte zweite Forsa-Repräsentativumfrage zur Berufszufriedenheit von Schulleitungen ergab. Bei der Vorgängerbefragung vor einem Jahr hatten noch 36 Prozent von schwerwiegenden Problemen durch Lehrermangel und unbesetzte Stellen berichtet.

Textgröße ändern:

Für die aktuelle Studie befragte Forsa im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) vom 22. Januar bis zum 7. März insgesamt 1232 Schulleiterinnen und Schulleiter. "Von den eigentlich zur Verfügung stehenden Stellen sind an den betroffenen Schulen durchschnittlich elf Prozent nicht besetzt", erklärte der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann zum Ergebnis der Umfrage. "An mehr als jeder dritten dieser Schulen sind es sogar noch mehr."

"Der Mangel ist kein Randphänomen, er ist bestimmend für die Schullandschaft geworden", mahnte Beckmann. Der Mangel an originär ausgebildeten Lehrkräften führt der Umfrage zufolge vor allem zur Einstellung von mehr Seiteneinsteigern. 45 Prozent der Schulleitungen gaben an, Seiteneinsteiger zu beschäftigen - 2018 waren es noch 37 Prozent.

Fast zwei von drei Leitern der Schulen mit Seiteneinsteigern gab zudem an, dass diese keine systematische, pädagogische Vorqualifizierung zur Vorbereitung auf ihr neues Berufsfeld erhalten hätten. Der VBE wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass anderen Untersuchungen zufolge Seiteneinsteiger überproportional häufig in Schulen in schwierigen sozialen Lagen eingesetzt würden.

"Kinder, die auf Lehrkräfte angewiesen sind, die mit besonders viel pädagogischem Geschick bilden und erziehen, wird besonders viel Unterricht durch dafür nicht angemessen qualifizierte Seiteneinsteigende gegeben", gab Beckmann zu bedenken. "Hier setzt sich eine Abwärtsspirale in Gang, die bald nicht mehr aufzuhalten ist."

Zudem würden die originär ausgebildeten Lehrkräfte in Zeiten des Lehrermangels immer stärker beansprucht. So gebe jede dritte Schulleitung an, dass die Zahl der langfristig aufgrund psychischer Erkrankungen ausfallenden Lehrer zunehme. "So produziert der Lehrermangel eine Verschärfung des Lehrermangels", erklärte Beckmann. "Die jahrelange Fehlplanung und das maßlose ’Draufsatteln’ von Aufgaben rächen sich jetzt."

Der Politik stellten die befragten Schulleiter insgesamt kein gutes Zeugnis aus: Nur zehn Prozent der Schulleitungen fühlen sich durch die jeweiligen Bildungsminister unterstützt. Als größte Belastungsfaktoren nannten Schulleitungen das stetig wachsende Aufgabenspektrum (91 Prozent) und die steigenden Verwaltungsarbeiten (88 Prozent).

86 Prozent der Befragten sahen es darüber hinaus als belastend an, dass die Politik bei ihren Entscheidungen den tatsächlichen Schulalltag nicht ausreichend beachte. 84 Prozent gaben an, dass sich durch die neuen Herausforderungen und Anforderungen an Schule, für "fast alle Lehrkräfte" oder "für die meisten" Mehrbelastungen ergeben.

(S.A.Dudajev--DTZ)

Empfohlen

Koalitionsgespräche erreichen Führungsebene - Parteichefs dämpfen Erwartungen

Die Verhandlungen über die Bildung der künftigen Bundesregierung sind seit Freitag Chefsache: Am Nachmittag kam in der Berliner SPD-Zentrale zum ersten Mal die 19-köpfige Hauptverhandlungsgruppe aus Union und SPD zusammen, um Lösungen in den verbliebenen Streitfragen zu finden. Die Parteichefs dämpften zum Auftakt Erwartungen, dass alle Wünsche aus den Facharbeitsgruppen auch finanziert werden könnten. Sie zeigten sich zum erfolgreichen Abschluss der Gespräche aber optimistisch.

Parteispitzen dämpfen Erwartungen an Umsetzung aller Wünsche aus Koalitions-AGs

Die Parteichefs von Union und SPD haben zum Start der nächsten Phase der Koalitionsverhandlungen Erwartungen an die Umsetzung aller Vorschläge aus ihren Parteien gedämpft. Er habe das Gefühl, dass in manchen Koalitionsarbeitsgruppen "die Überschrift lautete 'Wünsch Dir was'", sagte CDU-Chef Friedrich Merz am Freitag in Berlin. Aufgabe der Hauptverhandlungsgruppe werde es jetzt sein, "das auf das mögliche Maß zu reduzieren".

Vier Parteien in Grönland einigen sich auf breite Regierungskoalition

Vier Parteien in Grönland haben sich vor dem Hintergrund der Übernahme-Pläne von US-Präsident Donald Trump auf eine breite Regierungskoalition geeinigt. "Nur so können wir mit dem schweren Druck von außen umgehen, dem wir ausgesetzt sind", sagte der künftige grönländische Regierungschef Jens-Frederik Nielsen, am Freitag zu Journalisten.

Gericht: Antiisraelische Demonstration in Frankfurt am Main darf stattfinden

Eine antiisraelische Demonstration in Frankfurt am Main darf einer Gerichtsentscheidung zufolge wie geplant am Samstag stattfinden. Das Verbot sei rechtswidrig und aufgehoben, teilte das Verwaltungsgericht Frankfurt am Freitag mit. Demnach konnte die Stadt ein Verbot der Versammlung im Vorfeld nicht rechtfertigen. (Az.: 5 L 1245/25.F)

Textgröße ändern: