Deutsche Tageszeitung - Habeck betrachtet Vorwürfe wegen seiner Doktorarbeit als "erledigt"

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Habeck betrachtet Vorwürfe wegen seiner Doktorarbeit als "erledigt"


Habeck betrachtet Vorwürfe wegen seiner Doktorarbeit als "erledigt"
Habeck betrachtet Vorwürfe wegen seiner Doktorarbeit als "erledigt" / Foto: © AFP/Archiv

Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck betrachtet wegen seiner Doktorarbeit gegen ihn erhobene Vorwürfe nach eigenen Worten als "erledigt". Er verwies dabei am Montagabend in der ZDF-Sendung "Was nun, Herr Habeck" auf die Ergebnisse einer Überprüfung seiner Dissertation durch die Universität Hamburg. Habeck ließ erkennen, dass er die Vorwürfe für ein Wahlkampfmanöver hält.

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Der Vizekanzler war am Vormittag selbst mit einem Video an die Öffentlichkeit gegangen, um sich gegen den Verdacht einer unsauberen wissenschaftlichen Arbeit zu wehren. Darin hatte er darauf hingewiesen, dass entsprechende Vorwürfe gegen ihn kurz vor der Veröffentlichung stünden - und dass diese unbegründet seien. Die Universität Hamburg bestätigte danach im Wesentlichen Habecks Darstellung.

Wenige Stunden nach Habecks Äußerungen veröffentlichte das rechtsgerichtete Internetportal Nius einen Text, der sich nach Angaben seines Autors auf Recherchen des "Plagiatsjägers" Stefan Weber stützt. Darin hieß es, Habeck habe in seiner Doktorarbeit vorgetäuscht, "Geistesgrößen im Original gelesen zu haben, während er seine Quellen aus den Arbeiten anderer Wissenschaftler nur abgeschrieben" habe. Dies sei "unwissenschaftlich und unehrlich".

Habeck sagte dazu im ZDF, er habe schon seit Jahren gewusst, dass Weber seine Arbeit auf mögliche Fehler durchsuche. "Offensichtlich hat er nichts im Text gefunden", daher habe er dann Vorwürfe erhoben, "bei den Fußnoten sei nicht sauber gearbeitet worden". Die Auftraggeber Webers, der gegen Bezahlung derartige Prüfungen vornimmt, kenne er nicht, aber es stelle sich schon die Frage, ob es Zufall sei, dass die Vorwürfe zwölf Tage vor der Bundestagswahl veröffentlicht würden.

Der Grünen-Politiker verwies auf eine Überprüfung seiner Arbeit durch die Universität Hamburg. Da er vorab Kenntnis von den Vorwürfen erhalten habe, habe er diese selbst darum gebeten. Die Universität habe ihm mitgeteilt: "Da sind ein paar Ungenauigkeiten, die kann man vielleicht ein bisschen besser machen, aber das hat nichts mit der Qualität der Arbeit zu tun." Insofern betrachte er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe als "haltlos" und "damit ist die Sache auch schon wieder erledigt", sagte Habeck.

Die Universität Hamburg bestätigte diese Darstellung. Die Dissertation sei "im Einzelnen sorgfältig begutachtet und fachlich eingeordnet" worden, teilte die Universität mit. Dabei sei festgestellt worden, dass gemäß den Regeln der Universität "kein wissenschaftliches Fehlverhalten vorliegt, da weder vorsätzlich noch grob fahrlässig gegen die Standards der guten wissenschaftlichen Praxis verstoßen wurde".

Zudem habe die Prüfung bestätigt, dass Habeck seine Forschungsleistung eigenständig erbracht habe. Ihm sei lediglich empfohlen worden, einzelne Zitate und Fußnoten zu überarbeiten. Grund sei, dass heute in der wissenschaftlichen Praxis andere Regeln gälten als zum Zeitpunkt der Veröffentlichung.

Habeck sagte weiter, er habe zudem auch den Präsidenten der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Gerald Haug, um eine Einschätzung gebeten. "Auch er hat keine Zweifel an der Eigenständigkeit der wissenschaftlichen Arbeit", erklärte der Minister. Auch gegen die Doktorarbeit seiner Ehefrau will Weber Habeck zufolge Vorwürfe erheben.

Nachdem Habeck die Öffentlichkeit über die Vorwürfe informiert hatte, meldete sich auch Plagiatsjäger Weber über den Internetdienst X zu Wort. Im Gegensatz zur Einschätzung der Universität Hamburg beharrte er darauf, es gehe bei den Vorwürfen "nicht um 'Ungenauigkeiten in den Fußnoten'" sondern Habeck habe "methodisch eine Quellenarbeit simuliert, die nicht stattgefunden" habe.

Habeck hat vor rund 25 Jahren in Hamburg promoviert - mit einer germanistischen Arbeit unter dem Titel "Die Natur der Literatur. Zur gattungstheoretischen Begründung literarischer Ästhetizität."

(A.Nikiforov--DTZ)

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