Deutsche Tageszeitung - Proteste in Serbien: Zehntausende Menschen fordern Neuwahlen

Proteste in Serbien: Zehntausende Menschen fordern Neuwahlen


Proteste in Serbien: Zehntausende Menschen fordern Neuwahlen
Proteste in Serbien: Zehntausende Menschen fordern Neuwahlen / Foto: © AFP

In Serbien haben am Samstag erneut zehntausende Menschen gegen die Regierung und für Neuwahlen demonstriert. Nach Angaben der Organisation Archiv öffentlicher Versammlungen, die die Größe von Protestkundgebung in Serbien schätzt, versammelten sich rund 140.000 Menschen auf dem Slavija-Platz in Belgrad. Nach Angaben der Polizei beteiligten sich lediglich 36.000 Menschen an der Demonstration. Am Abend kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei.

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Die Menschen waren am Samstag aus dem ganzen Land nach Belgrad gereist: Viele hielten serbische Flaggen und Schilder mit dem Namen ihrer Heimatorte hoch. Zu Beginn der Kundgebung sangen sie die Nationalhymne, für die Opfer eines Unglück am Bahnhof von Novi Sad im vergangenen November wurde eine Schweigeminute abgehalten.

Die Proteste blieben stundenlang friedlich. Am Abend ging die Polizei mit Tränengas und Blendgranaten gegen Demonstranten vor, Beamte wurden mit Steinen beworfen.

Serbien wird seit mehr als einem halben Jahr von der heftigsten Protestwelle seit den 1990er Jahren erschüttert. Auslöser war der Einsturz eines Bahnhofsvordachs in Novi Sadim November vergangenen Jahres, bei dem 16 Menschen ums Leben kamen.

Zunächst ging es um die Unglücksursache, später richteten sich die vor allem von Studierenden getragenen Kundgebungen gegen die Regierung und die weit verbreitete Korruption im Land. Inzwischen werden bei den Protesten Neuwahlen gefordert. An der bisher größten Demonstration hatten sich Mitte März rund 300.000 Menschen beteiligt.

Die Regierung steht wegen der Demonstrationen stark unter Druck. Die Studierenden, die die Proteste organisiert haben, stellten Präsident Aleksandar Vucic ein Ultimatum, bis Samstagabend um 21.00 Uhr Neuwahlen auszurufen. Vucic hatte die Forderung bereits am Freitag zurückgewiesen und erklärt, dass vor Ende 2026 nicht gewählt werde.

Vucic bezeichnete die Proteste zudem erneut als vom Ausland gesteuert: "Die ausländischen Mächte haben durch lokale Handlanger ein Ultimatum gestellt", sagte er.

Unweit der Großkundgebung der Studierenden auf einem großen Platz im Stadtzentrum versammelten sich am Samstag auch tausende Unterstützer des Präsidenten. Vucic heizte die angespannte Lage mit Warnungen vor gewaltsamen Zusammenstößen zwischen den beiden Lagern noch weiter an. Gegen Ende der Studentenproteste werde es zu "Gewalt kommen", warnte der Präsident.

(U.Kabuchyn--DTZ)

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