Deutsche Tageszeitung - Brasilianischer Spitzenforscher steht nach Streit mit Präsident vor Entlassung

Brasilianischer Spitzenforscher steht nach Streit mit Präsident vor Entlassung


Brasilianischer Spitzenforscher steht nach Streit mit Präsident vor Entlassung
Brasilianischer Spitzenforscher steht nach Streit mit Präsident vor Entlassung / Foto: ©

Der Chef des angesehenen brasilianischen Weltraumforschungsinstitut INPE rechnet nach einem öffentlich ausgetragenen Streit mit dem rechtsradikalen Staatschef Jair Bolsonaro über die Ausmaße der Zerstörungen des Regenwaldes mit seiner Entlassung. "Meine Äußerungen über den Präsidenten haben Ärger verursacht, deshalb werde ich gefeuert werden", sagte Ricardo Galvao am Freitag. Der INPE-Leiter hatte Bolsonaro "Feigheit" vorgeworfen, nachdem dieser öffentlich die Satellitendaten des Instituts in Frage gestellt hatte. Die Daten zeigen einen dramatischen Anstieg der Regenwald-Zerstörung um 88 Prozent binnen eines Jahres.

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Bolsonaro hatte die Satelliten-Daten vor zwei Wochen mit den Worten quittiert: "Bei all der Zerstörung, die sie uns vorwerfen, wäre das Amazonas-Gebiet bereits völlig verschwunden." Der als Klimawandel-Skeptiker bekannte Staatschef hatte Galvao zudem aufgefordert, "nach Brasilien zu kommen, um die Daten zu erklären, die an die Presse gegeben wurden". Zudem unterstellte Bolsonaro dem INPE, in Diensten von "einigen NGOs" zu handeln. Einen Tag später konterte Galvao, die Vorwürfe des Präsidenten glichen einem "Witz eines 14-Jährigen". Die Äußerungen Bolsonaros gegenüber brasilianischen Spitzenforschern seien "unangemessen".

Zunächst hatte Galvao einen Rücktritt ausgeschlossen, dann am Freitag aber eingeräumt, seine Entlassung sei mit Forschungsminister Marcos Pontes erörtert worden. INPE werde durch seinen Rücktritt aber nicht geschwächt. Die jüngsten INPE-Satellitendaten hatten gezeigt, dass die Abholzung des brasilianischen Regenwaldes, dessen Bedeutung immens ist für das Weltklima, allein in den vergangenen zwei Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 40 Prozent zugenommen hat. Bolsonaro gilt als Freund der Agrarlobby. So hatte er die Idee in Umlauf gebracht, auch geschützte Urwaldregionen für die Landwirtschaft zu erschließen. Ein großer Teil der abgeholzten Flächen wird zur Rinderzucht sowie zum Anbau von Sojabohnen genutzt.

(U.Stolizkaya--DTZ)