
Spezialkräfte stürmen Haus von Kirgistans Ex-Präsident Atambajew

Bei dem Versuch von kirgisischen Spezialkräften, den unter Korruptionsverdacht stehenden Ex-Präsidenten Almasbek Atambajew festzunehmen, hat es nach Angaben aus dessen Umfeld gewaltsame Zusammenstöße mit Atambajews Anhängern gegeben. "Die Spezialkräfte haben Anhänger Atambajews angegriffen, als dieser hinausging, um sie zu grüßen", sagte die Sprecherin des Ex-Staatschefs, Gulisa Tschodubajewa, der Nachrichtenagentur AFP. "Alle wurden verprügelt und es fielen Schüsse."
Dabei seien etwa zehn Menschen verletzt worden, sagte Tschodubajewa. Örtliche Medien veröffentlichten Fotos, die uniformierte und bewaffnete Männer vor Atambajews Haus sowie einen am Bein verletzten Mann zeigten. Auf Videos waren offenbar Schüsse und Granatenexplosionen zu hören.
Ein Sprecher der Sicherheitskräfte sagte der örtlichen Agentur 24.kg, die Spezialkräfte hätten keine Schusswaffen eingesetzt. Sie seien lediglich mit Gummimunition ausgerüstet. Der Einsatz gegen Atambajew dauere an, führte der Sprecher aus. Eine Festnahme des Ex-Präsidenten könnte in der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik Unruhen auslösen.
Die Staatsanwaltschaft wirft Atambajew unter anderem den illegalen Kauf von Grundstücken vor. Er weist die Vorwürfe zurück. Ende Juni hob das kirgisische Parlament seine Immunität auf, um den Weg für einen Korruptionsprozess gegen ihn frei zu machen. Nur sechs Abgeordnete stimmten dagegen. Im Parlament haben die Anhänger von Atambajews Nachfolger Sooronbai Scheenbekow die Mehrheit.
Scheenbekow hatte 2017 die Präsidentschaftswahl gewonnen, bei der Atambajew nach sechs Jahren Amtszeit nicht mehr antreten durfte. Es war der erste friedliche Machtwechsel an der Staatsspitze der ehemaligen Sowjetrepublik seit der Unabhängigkeit 1991.
Atambajew hatte Scheenbekow zunächst unterstützt, doch dann nahmen die Spannungen zwischen den beiden Politikern zu. Scheenbekow ließ unter anderem mehrere Vertraute Atambajews festnehmen, darunter den abgesetzten Ministerpräsidenten Sapar Isakow.
(I.Beryonev--DTZ)