Deutsche Tageszeitung - Merkel und Scholz wollen für Klimaschutz-Ausgaben keine neuen Schulden aufnehmen

Merkel und Scholz wollen für Klimaschutz-Ausgaben keine neuen Schulden aufnehmen


Merkel und Scholz wollen für Klimaschutz-Ausgaben keine neuen Schulden aufnehmen
Merkel und Scholz wollen für Klimaschutz-Ausgaben keine neuen Schulden aufnehmen / Foto: ©

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) wollen für Ausgaben zum Klimaschutz keine neuen Schulden aufnehmen. Die Kanzlerin habe "nie in Frage gestellt, dass sie zum Ziel eines ausgeglichenen Haushalts steht", sagte ihr Sprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Scholz sagte, die notwendigen Maßnahmen seien auch "ohne neue Schulden zu leisten".

Textgröße ändern:

Seibert verwies darauf, dass die zuständigen Fachminister am 20. September im Klimakabinett eine Entscheidung treffen wollen, wie die Klimaschutzziele einzuhalten seien. Dann solle eine "für die Gesellschaft verkraftbare effektive Klimapolitik auf den Weg gebracht" werden - ohne Neuverschuldung. Auch dies sei eine Art von "Nachhaltigkeit".

Aus der SPD, aber auch von den oppositionellen Grünen war die schwarze Null zuvor infrage gestellt worden. Grünen-Chef Robert Habeck sagte am Montag im Deutschlandfunk, die CDU betreibe angesichts immer neuer Ausgabenforderungen eine "Voodoo-Haushaltspolitik". Habeck fügte hinzu: "Wir werden eine massive Investition in Klimaschutzprojekte brauchen und den Verzicht auf andere Ausgaben an anderen Stellen."

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte die Debatte am Wochenende mit neuen Vorschlägen zum Klimaschutz befeuert. Sie plädierte unter anderem für eine umfassende Steuerreform im Energiesektor und für steuerliche Entlastungen bei der Gebäudesanierung, darunter Anreize für die Ausmusterung von Ölheizungen.

Eine Abkehr von der schwarzen Null sei aber nicht ihr Ziel, sagte sie am Montag im Sender n-tv. "Wir haben auch mit Blick auf die schwarze Null Spielräume." Diese Spielräume müssten nun ausgelotet werden. "Aber es ist kein Grund, als allererstes zu sagen: ’Wir geben solide Finanzpolitik auf.’"

Die Grünen unterstützten die Forderung der CDU-Chefin nach einer Abwrackprämie für Ölheizungen. Es sei "gut", wenn Kramp-Karrenbauer endlich begriffen habe, dass Ölheizungen angesichts der Klimakrise keine Zukunft mehr hätten, sagte der stellvertretende Fraktionschef Oliver Krischer dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe).

Krischer kritisierte allerdings, dass die Bundesregierung sogar bis heute noch den Einbau neuer Ölheizungen fördere. Es sei "seit Jahren überfällig, dass die Bundesregierung diesen klimapolitischen Irrsinn endlich beendet".

Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums bestätigte, dass es derzeit noch Förderprogramme für Ölheizungen gebe - allerdings nur für "besonders effiziente Heizsysteme". Das Fördersystem werde derzeit überarbeitet. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) begrüßte Kramp-Karrenbauers Vorstoß im Grundsatz.

Grünen-Chef Habeck bescheinigte der Union ein Umdenken beim Klimaschutz. "Noch vor noch wenigen Wochen haben vor allem Unions-Politiker gesagt, es gibt einen Gegensatz zwischen Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit", sagte er im Deutschlandfunk. Das scheine sich zu ändern, "und das ist auch über die Maßen wichtig, weil wir in eine Phase der wirtschaftlichen Rezession reinlaufen."

(M.Dylatov--DTZ)