Deutsche Tageszeitung - Kanzlerin reist zu Weltkriegsgedenken nach Warschau

Kanzlerin reist zu Weltkriegsgedenken nach Warschau


Kanzlerin reist zu Weltkriegsgedenken nach Warschau
Kanzlerin reist zu Weltkriegsgedenken nach Warschau / Foto: ©

Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Sonntag zum Weltkriegsgedenken nach Polen reist, wird US-Präsident Donald Trump nicht wie geplant unter den Gästen sein. Regierungssprecher Steffen Seibert kündigte am Freitag die Teilnahme der Kanzlerin an der Veranstaltung anlässlich des 80. Jahrestags des deutschen Überfalls auf Polen an. Trump hatte kurz zuvor seine Reise nach Warschau wegen eines auf die US-Küste vorrückenden Hurrikans abgesagt.

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Offiziell wird Deutschland bei der Zeremonie in Warschau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vertreten, der auch eine Rede halten wird. Zuvor besucht Steinmeier eine Gedenkveranstaltung in der Kleinstadt Wielun. Zusammen mit seinem polnischen Kollegen Andrzej Duda erinnert er dort an die ersten Opfer des Zweiten Weltkriegs.

Die Kanzlerin werde direkt im Anschluss an die Gedenkveranstaltung in Warschau wieder zurück nach Berlin reisen, sagte Seibert. Der Besuch finde auf Einladung des polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki statt. Dabei stehe das Gedenken im Mittelpunkt. Zu den polnischen Reparationsforderungen wegen der deutschen Gräueltaten und Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg sagte Seibert, dieses Thema sei für die Bundesregierung "juristisch und politisch abgeschlossen".

Der polnische Botschafter in Berlin, Andrzej Przylebski, mahnte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP eine Lösung im Streit um die Reparationen an. Er forderte ein größeres Bewusstsein für das Leiden der polnischen Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg. Der Botschafter verwies auf den polnischen Widerstand gegen die NS-Besatzer und die hohe Zahl von rund sechs Millionen Kriegstoten in Polen, unter ihnen drei Millionen Juden.

Die beiden Präsidenten Steinmeier und Duda wollen am frühen Sonntagmorgen nach der Gedenkzeremonie in Wielun bei einem Rundgang durch die Stadt Orte der Zerstörung in Augenschein nehmen. Am Denkmal für die Opfer des Bombardements wollen sie Kränze niederlegen. In einem Museum treffen sich die beiden Staatschefs außerdem mit Zeitzeugen.

Die deutsche Luftwaffe hatten den Ort zwischen Breslau und Lodz in den frühen Morgenstunden des 1. September 1939 weitgehend zerstört. Mehr als tausend Zivilisten wurden Schätzungen zufolge getötet.

Die ersten Bomben auf Wielun fielen gegen 4.40 Uhr am Morgen und damit wenige Minuten bevor das deutsche Kriegsschiff "Schleswig-Holstein" ein polnisches Munitionsdepot auf der Halbinsel Westerplatte vor Danzig unter Beschuss nahm. Der Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen markierte den Beginn des Zweiten Weltkriegs.

Der Polen-Beauftragte der Bundesregierung, Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), plädierte in Berlin dafür, den 1. September künftig deutlich stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. "Wir sollten diesen wichtigen Gedenktag jedes Jahr gemeinsam mit Polen begehen", forderte Woidke. Er empfinde "Wut und Scham" angesichts des deutschen Vernichtungskriegs. Woidke bekräftigte seine Unterstützung für die Idee eines nationalen Gedenk- und Bildungsortes.

Das Weiße Haus hatte Trumps Besuch der zentralen Gedenkveranstaltung in Warschau Ende Juli bestätigt. Der Präsident gab nun kurzfristig bekannt, er wolle durch sein Verbleiben im Land sicherstellen, dass alle Ressourcen seiner Regierung "auf den ankommenden Sturm ausgerichtet" seien. Er habe deshalb beschlossen, sich bei den Gedenkveranstaltungen in Polen durch Vizepräsident Mike Pence vertreten zu lassen.

Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Trump hatten sich vergangene Woche beim G7-Gipfel in Biarritz getroffen. Dort hatte Trump einen baldigen Besuch in Deutschland angekündigt.

(U.Beriyev--DTZ)

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