Deutsche Tageszeitung - Über 60 Staaten unterzeichnen umstrittenes UN-Abkommen gegen Cyberkriminalität

Über 60 Staaten unterzeichnen umstrittenes UN-Abkommen gegen Cyberkriminalität


Über 60 Staaten unterzeichnen umstrittenes UN-Abkommen gegen Cyberkriminalität
Über 60 Staaten unterzeichnen umstrittenes UN-Abkommen gegen Cyberkriminalität / Foto: © AFP

Mehr als 60 Staaten haben ein bei Menschenrechtlern und Tech-Konzernen umstrittenes UN-Abkommen zum Kampf gegen Cyberkriminalität unterzeichnet. UN-Generalsekretär António Guterres beschrieb das Abkommen bei der Zeremonie zur Unterzeichnung am Samstag in Vietnams Hauptstadt Hanoi als "wichtigen Meilenstein", der beim Kampf gegen Cyberkriminalität "nur der Anfang" sei. Es ist das erste UN-Abkommen dieser Art.

Textgröße ändern:

Täglich würden "raffinierte Betrügereien" Familien zerstören und der Wirtschaft "Milliarden von Dollar" entziehen, fügte Guterres hinzu. "Wir brauchen eine starke global-vernetzte Antwort", sagte der UN-Generalsekretär weiter.

Durch das Abkommen soll die internationale Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Verbrechen im digitalen Raum gestärkt werden, insbesondere mit Blick auf Darstellungen von sexuellem Kindesmissbrauch und Geldwäsche.

Die Gründerin der Nichtregierungsorganisation (NGO) Tech Global Institute, Sabhanaz Rashid Diya, kritisierte das Abkommen: "Sehr problematische Praktiken, die in autoritären Staaten gegen Journalisten verwendet werden, werden nahezu kopiert", sagte Diya der Nachrichtenagentur AFP.

Cyberkriminalität sei weltweit ein großes Problem, für dessen Bekämpfung auch demokratische Staaten Zugang zu bestimmten Daten bräuchten, den sie nach der derzeitigen Gesetzeslage oft nicht hätten, räumte Diya ein. Die in dem Abkommen enthaltenen Mechanismen zur Sicherung von Menschenrechten seien jedoch nicht ausreichend, kritisierten Menschenrechtsgruppen.

Auch Technologie-Unternehmen hatten das Abkommen kritisiert. So sagte ein Branchenverband mit Mitgliedern wie Meta und Dell seine Teilnahme an der Unterzeichnung in Hanoi ab. Die Unternehmen kritisieren, Staaten erhielten mit dem Abkommen die Befugnis, "bei fast jeder Straftat ihrer Wahl" zusammenzuarbeiten.

Zudem sorgt für Kritik, dass das Abkommen in Vietnam unterzeichnet wurde. Die vietnamesischen Behörden unterdrückten gezielt die Meinungsfreiheit im Internet, sagte Deborah Brown von Human Rights Watch. "Russland war eine der treibenden Kräfte hinter dem Vertrag und wird sich sicherlich über die Unterzeichnung freuen", fügte sie hinzu.

Das Abkommen muss nach der Unterzeichnung noch von den Mitgliedsstaaten ratifiziert werden, um in Kraft zu treten.

Der Ausschuss zur Ausarbeitung des Abkommens war trotz Widerstands aus den USA und aus Europa eingesetzt worden, nachdem Russland im Jahr 2017 einen ersten Vorstoß unternommen hatte.

(L.Møller--DTZ)

Empfohlen

Ukraine und USA sprechen von "produktiven und konstruktiven" Treffen in Miami

Die Gespräche in den USA über ein Ende des russischen Angriffskriegs in der Ukraine sind nach Angaben Kiews und Washingtons "produktiv und konstruktiv" verlaufen. Eine entsprechende Erklärung zu den Gesprächen in Miami im US-Bundesstaat Florida veröffentlichten die Delegationen aus den USA und der Ukraine am Sonntag. Zuvor hatte der Kreml die Erwartungen an die Gespräche gedämpft.

Macron gibt Startschuss für Bau von neuem Flugzeugträger für Frankreich

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat den Startschuss für den Bau eines neuen Flugzeugträgers gegeben, der 2038 in Dienst gestellt werden und den in die Jahre kommenden Flugzeugträger "Charles de Gaulle" ersetzen soll. Nach einer "umfassenden und sorgfältigen Prüfung" habe er beschlossen, "Frankreich mit einem neuen Flugzeugträger auszustatten", verkündete Macron bei einem Besuch französischer Soldaten in den Vereinigten Arabischen Emiraten am Sonntag.

Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha: Hunderttausende Menschen vertrieben

Hunderttausende Menschen sind offiziellen Angaben zufolge im wiederaufgeflammten Grenzkonflikt zwischen Kambodscha und Thailand in beiden Ländern vertrieben worden. In Kambodscha seien mehr als 518.000 Menschen vor thailändischen Angriffen geflohen, erklärte das Innenministerium in Phnom Penh am Sonntag. Nach Angaben aus Bangkok wurden auf thailändischer Seite rund 400.000 Menschen vertrieben. Beide Staaten erklärten, dass ein Treffen der südostasiatischen Außenminister am Montag in Malaysia voraussichtlich zur Entspannung der Lage beitragen werde.

Ukraine-Diplomatie weiter auf Hochtouren - Kreml dementiert aber Direkt-Gespräche mit Ukraine

Kurz vor Weihnachten laufen die Verhandlungen über eine Beendigung des Ukraine-Kriegs weiter auf Hochtouren: Wenige Tage nach den Ukraine-Treffen in Berlin gingen die Gespräche am Wochenende im US-Bundesstaat Florida weiter. Der Kreml dementierte allerdings Informationen aus Kiew, wonach es dabei erstmals seit einem halben Jahr wieder direkte Gespräche zwischen Unterhändlern der Ukraine und Russlands geben sollte.

Textgröße ändern: