
Paris blockiert vor EU-Gipfel Beschluss zu Beitrittsgesprächen mit Balkanstaaten

Wegen des Widerstands Frankreichs haben sich die EU-Staaten nicht auf den Start von Beitrittsverhandlungen mit den Balkan-Ländern Albanien und Nordmazedonien einigen können. Die EU-Europaminister konnten bei ihrem Treffen am Dienstag in Luxemburg keinen Beschluss zu der Frage fassen, wie die finnische Europaministerin Tytti Tuppurainen sagte, deren Land derzeit den EU-Vorsitz hat. Diplomaten sagten, EU-Ratspräsident Donald Tusk habe sich einverstanden erklärt, dass das Thema nun beim EU-Gipfel diese Woche beraten werde.
Die EU-Kommission hat Albanien und Nordmazedonien bereits im vergangenen Jahr bescheinigt, alle notwendigen Reformen für Beitrittsgespräche umgesetzt zu haben. Die Mitgliedstaaten haben seitdem ihre Entscheidung über den Start wegen des Widerstands einzelner EU-Länder zweimal verschoben. Denn Beschlüsse in diesem Bereich müssen einstimmig gefasst werden. Gegen Albanien sprachen sich am Dienstag neben Frankreich dem Vernehmen nach auch die Niederlande und Dänemark aus.
Bei den Europaministern wurde laut Diplomaten deshalb auch kurzzeitig der Vorschlag erwogen, die Frage der Beitrittgespräche beider Staaten zu entkoppeln. Bei Nordmazedonien hätten die EU-Staaten demnach jetzt grünes Licht geben sollen, der Beschluss zu Albanien wäre aber auf März 2020 verschoben worden. Auch dies habe Frankreich aber abgelehnt. Mit Blick auf den Gipfel sei "jetzt wieder alles offen", sagte ein Diplomat.
Ein deutscher Regierungsvertreter ging davon aus, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) das Thema am Mittwoch auch beim deutsch-französischen Ministerrat gegenüber Präsident Emmanuel Macron ansprechen wird. "Das ist kein Thema, das wir jetzt unter ferner liefen behandeln", hieß es. Deutschland stehe zu der Entscheidung, mit beiden Ländern Beitrittsverhandlungen aufzunehmen. Dies sei "für die strategische Situation der EU eine entscheidende Frage".
(A.Nikiforov--DTZ)