
Steinmeier fordert Bürger zum Einreißen selbst errichteter Mauern auf

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Jahrestag des Mauerfalls die Deutschen aufgerufen, ihre selbst errichteten Mauern einzureißen. In den vergangenen Jahren seien quer durchs Land neue Mauern entstanden: "Mauern aus Frust, Mauern aus Wut und Hass. Mauern der Sprachlosigkeit und der Entfremdung", sagte der Bundespräsident am Samstag vor dem Brandenburger Tor. Diese Mauern seien unsichtbar, stünden aber dem Zusammenhalt im Wege. "Reißen wir diese Mauern endlich ein!"
Für den Zusammenhalt könne jeder und jede im Land etwas tun, appellierte der Bundespräsident. Er wünsche sich, "dass wir etwas von dem Mut, der Zuversicht und dem Selbstbewusstsein jener Tage des Mauerfalls in unsere Zeit heute holen".
Steinmeier betonte, die Mauer sei nicht einfach gefallen - die friedlichen Revolutionäre hätten sie eingerissen. Die "Mutigen in der DDR" hätten Geschichte geschrieben, dafür könnten die Deutschen ihnen auch 30 Jahre später "nicht dankbar genug sein".
Der Bundespräsident würdigte in seiner Rede auch den Beitrag der Menschen in Polen, Ungarn, Tschechien und der Slowakei zum Mauerfall. Ihr Mut habe die Teilung Europas beendet.
Er dankte dem damaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow, der eine Politik der Entspannung eingeleitet habe, und dem ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan als Vertreter des "starken Arms aus dem Westen". Dieses "Amerika als Partner in gegenseitigem Respekt" und "gegen nationalen Egoismus" wünsche er sich auch in Zukunft, sagte Steinmeier an die Adresse von US-Präsident Donald Trump gewandt.
In seiner Rede vor dem Brandenburger Tor gedachte der Bundespräsident auch der Reichsprogromnacht am 9. November 1938. "Spätestens, allerspätestens nach dem Anschlag von Halle" hätten hoffentlich alle in diesem Land begriffen, dass der Kampf gegen Rassenhass und Antisemitismus nicht vergehe, mahnte Steinmeier.
(W.Novokshonov--DTZ)