Deutsche Tageszeitung - Ein Toter bei Protesten gegen Boliviens Übergangspräsidentin Áñez

Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild

Ein Toter bei Protesten gegen Boliviens Übergangspräsidentin Áñez


Ein Toter bei Protesten gegen Boliviens Übergangspräsidentin Áñez
Ein Toter bei Protesten gegen Boliviens Übergangspräsidentin Áñez / Foto: ©

Begleitet von gewaltsamen Protesten hat Boliviens Übergangspräsidentin Jeanine Áñez die ersten Mitglieder ihrer Regierung nominiert. Die 52-Jährige, die von den USA und anderen Ländern offiziell anerkannt wurde, vergab mehrere Schlüsselposten in ihrem Kabinett und ernannte unter anderem eine neue Außenministerin. Bei Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des zurückgetretenen Präsidenten Evo Morales und der Polizei wurde ein Demonstrant erschossen.

Anzeige Bild

Textgröße ändern:

Áñez erneuerte am Mittwoch ihr Versprechen, so früh wie möglich Neuwahlen anzusetzen. Laut bolivianischer Verfassung hat sie dafür 90 Tage Zeit. Die Übergangspräsidentin ernannte elf von 20 Ministern. Als neue Außenministerin nominierte sie die frühere Diplomatin Karen Longari. Der konservative Senator Arturo Murillo soll das Innenressort übernehmen. Neuer Finanzminister wird der José Luis Parada, der bislang als Berater für die Regionalregierung von Santa Cruz tätig war.

Áñez wies die Anschuldigungen ihres Vorgängers Morales zurück, wonach sie das höchste Staatsamt zu Unrecht übernommen habe. "Es gibt keinen Staatsstreich in Bolivien", sagte die Übergangspräsidentin. Sie habe den Posten gemäß den Vorgaben der Verfassung übernommen.

Die zweite Vize-Präsidentin des bolivianischen Senats war am Dienstag vereidigt worden. Sie hatte sich zuvor mit Zustimmung des Verfassungsgerichts selbst als Übergangspräsidentin ernannt, nachdem das Parlament nicht die für eine Wahl nötige Beschlussfähigkeit erreicht hatte. Laut bolivianischer Verfassung muss Áñez nun ihre Regierung ernennen und innerhalb von 90 Tagen Neuwahlen organisieren.

In Bolivien war nach dem Rücktritt von Morales am Sonntag ein Machtvakuum entstanden. Der erste indigene Staatschef Boliviens reagierte damit auf die wochenlangen Proteste gegen seine Wiederwahl. Zudem hatte er den Rückhalt von Armee und Polizei verloren. Morales ging nach Mexiko ins Exil.

Von dort aus kündigte er am Mittwoch an, er werde nach Bolivien "zurückkehren, wenn mein Volk das will, um die Situation zu beruhigen". Morales rief zu einem "nationalen Dialog" zur Beilegung der politischen Krise auf. Übergangspräsidentin Áñez sprach er jegliche Legitimität ab.

Unterstützung erhielt die bisherige Senatorin von den USA. Seine Regierung erkenne Áñez als Übergangspräsidentin an, erklärte US-Außenminister Mike Pompeo. Auch Kolumbien und Guatemala stellten sich hinter die 52-Jährige.

Morales’ Anhänger gingen derweil aus Protest gegen die Absetzung des langjährigen Staatschefs am Mittwoch in mehreren Städten Boliviens auf die Straße. In La Paz setzte die Polizei Tränengas gegen hunderte Demonstranten ein, die nur wenige hundert Meter vom Präsidialpalast entfernt Steine auf Polizisten warfen.

Bei Zusammenstößen zwischen Morales-Anhängern und der Polizei nahe der Stadt Santa Cruz im Osten des Landes wurde ein 20-Jähriger nach Angaben eines Arztes durch einen Kopfschuss getötet. Damit erhöhte sich die Zahl der Todesopfer seit Beginn der Massenproteste gegen Morales auf insgesamt zehn. Mehr als 400 Menschen wurden verletzt.

Auslöser der Krise in Bolivien war die umstrittene Präsidentenwahl vom 20. Oktober. Morales war für eine vierte Amtszeit angetreten. Die Verfassung hätte eine weitere Kandidatur eigentlich nicht zugelassen, das Verfassungsgericht gestand ihm dies aber dennoch zu.

Der offiziell verkündete Wahlsieg von Morales bereits in der ersten Runde wurde von der Opposition als Betrug angeprangert und nicht anerkannt. Zuletzt hatte am Sonntag auch die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) wegen schwerwiegender Unregelmäßigkeiten gefordert, die Wahl für ungültig zu erklären.

(U.Stolizkaya--DTZ)

Empfohlen

SPD wählt auf Bundesparteitag Führungsspitze neu

Die SPD beginnt am Freitag (14.00 Uhr) ihren dreitägigen Bundesparteitag in Berlin. Am ersten Tag steht vor allem die Neuwahl der Führungsspitze auf der Tagesordnung. Dabei bewirbt sich Bundesfinanzminister Lars Klingbeil erneut um den SPD-Vorsitz. Zudem soll Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas als Ko-Vorsitzende Saskia Esken ablösen, die nicht erneut antritt.

Merz empfängt österreichischen Kanzler Stocker

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) empfängt am Freitag den österreichischen Regierungschef Christian Stocker im Kanzleramt in Berlin. Nach einem Empfang mit militärischen Ehren (12.00 Uhr) wollen Merz und Stocker nach Angaben der Bundesregierung über die bilaterale und europapolitische Zusammenarbeit sowie die aktuelle internationale Sicherheitspolitik sprechen. Ein Thema könnten die verschärften Grenzkontrollen sein, die Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) nach seinem Amtsantritt Anfang Mai angeordnet hatte. Für 12.30 Uhr ist eine gemeinsame Pressekonferenz geplant.

Migration: Bundestag entscheidet über Aussetzung des Familiennachzugs

Der Bundestag entscheidet am Freitag über die von der schwarz-roten Regierung geplante Aussetzung des Familiennachzugs bei Geflüchteten ohne Asylstatus (ab 09.00 Uhr). Dieser soll für zwei Jahre nicht mehr möglich sein. Dies ist eine von mehreren Maßnahmen, mit denen Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) die Migrationszahlen in Deutschland senken will.

New Yorks Bürgermeister greift bei Wahlkampfauftakt linksgerichteten Rivalen an

Im Rennen um den Bürgermeister-Posten in New York hat Amtsinhaber Eric Adams zum Auftakt seines Wahlkampfes gegen seinen linksgerichteten Rivalen Zohran Mamdani von den Demokraten ausgeteilt. Die Abstimmung im November sei "eine Wahl zwischen einem Arbeiter-Kandidaten und einem mit Anzug und silbernem Löffel", sagte Adams am Donnerstag (Ortszeit) vor seinen Anhängern vor dem New Yorker Rathaus. Seinem Kontrahenten, dem selbsterklärten "demokratischen Sozialisten" Mamdani, warf Adams leeren Idealismus und falsche Versprechungen vor, "jedem alles umsonst zu geben".

Textgröße ändern:

Anzeige Bild