
Terror-Verdacht nach tödlichem Messerangriff in Pariser Vorort

Nach dem tödlichen Messerangriff in einem Vorort von Paris gehen die französischen Ermittler einem Terrorverdacht nach. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft übernahm am Samstag die Ermittlungen, wie die Behörde in der französischen Hauptstadt unter Verweis auf eine mutmaßliche Radikalisierung des Täters sowie den offenbar gezielten Charakter der Tat mitteilte. Kurz zuvor war bekannt geworden, dass der Angreifer bei der Tat "Allahu Akbar" (Gott ist groß) gerufen und einen muslimischen Passanten verschont hatte.
Die Staatsanwältin von Créteil, Laure Beccuau, sagte am Samstag bei einer Pressekonferenz, der 22-jährige Nathan C. habe bei der Tat "Allah Akbar" gerufen. Er habe zudem einen Passanten verschont, der sich durch das Aufsagen eines Gebets auf Arabisch als Muslim zu erkennen gegeben habe. Danach habe der 22-Jährige mit "extremer Gewalt" und "extremer Entschlossenheit" seine Taten begangen.
Der Polizeivertreter Philippe Bugeaud sagte, Ermittler hätten in der Tasche des Angreifers salafistische Literatur gefunden. Darüber hinaus sei in der Tasche ein Brief gewesen, der Wendungen enthalte, die "recht typisch für einen muslimischen Mann" seien, "der sich selbst geißelt und weiß, dass er vielleicht ins kalte Wasser springen wird".
Beccuau machte auch weitere Angaben zum Gesundheitszustand des Angreifers. Dieser sei bis Mai in einer psychiatrischen Einrichtung in Behandlung gewesen. Demnach litt er seit seiner Kindheit an psychischen Problemen. 2017 konvertierte er den Angaben zufolge zum Islam. Die inzwischen durchsuchte Wohnung des Angreifers habe den Eindruck gemacht, dass sie "nicht länger bewohnt" werden sollte, sagte Beccuau weiter.
Bei dem Messerangriff in einem Park im südlichen Pariser Vorort Villejuif waren am Freitag ein Mann getötet und zwei Frauen verletzt worden. Der Angreifer wurde auf der Flucht erschossen. Nach Angaben von Beccuau konnten die beiden verletzten Frauen das Krankenhaus inzwischen verlassen.
Bereits am Freitag hatten die Ermittler von "psychischen Störungen" des Täters gesprochen. Den Behörden war im Vorfeld keine Radikalisierung des 22-Jährigen aufgefallen.
Die Tat erfolgte wenige Tage vor dem fünften Jahrestag des Angriffs auf die Satirezeitung Charlie Hebdo im Januar 2015. Bei dem islamistischen Anschlag waren zwölf Menschen getötet worden.
Frankreich ist seit 2015 von einer Reihe von Anschlägen getroffen worden, bei denen insgesamt mehr als 250 Menschen starben. Die Angriffe hatten zumeist einen islamistischen Hintergrund. Zuletzt erstach im Oktober ein zum Islam konvertierter Verwaltungsangestellter vier Polizisten im Pariser Polizeipräsidium.
(I.Beryonev--DTZ)