
Großbritannien droht mit Verhandlungsstopp mit EU bei ausbleibendem Fortschritt

Die britische Regierung hat mit einem vorzeitigen Ende der Verhandlungen mit der EU über die künftigen Beziehungen gedroht, sollte es bis Juni keine Fortschritte geben. Das geht aus dem am Donnerstag in London veröffentlichten Verhandlungsmandat der Regierung von Premierminister Boris Johnson hervor. Demnach will sich London künftig nicht mehr automatisch EU-Regeln anpassen.
Großbritannien war am 31. Januar aus der EU ausgetreten. In einer Übergangsphase bis Ende des Jahres bleibt das Land noch im EU-Binnenmarkt und der Zollunion. In dieser Zeit sollen die Vereinbarungen zu den künftigen Beziehungen getroffen werden. Die schwierigen Verhandlungen darüber beginnen am Montag.
Die Vorstellungen in Brüssel und London liegen teils weit auseinander. Die EU stellte London in ihrem Verhandlungsmandat ein Freihandelsabkommen ohne Zölle in Aussicht, verlangt aber Garantien, um Sozial-, Umwelt- und Steuerdumping auszuschließen. Die Regierung von Johnson strebe eher ein Abkommen wie das der EU mit Kanada an, sagte ein Sprecher am Dienstag.
Der Chefunterhändler der EU, Michel Barnier, hält das Vorbild Kanada für die Beziehungen zwischen Brüssel und London hingegen für ungeeignet. Die Handelsbeziehungen mit Großbritannien seien "fast zehnmal größer als (mit) Kanada", sagte der Franzose. "Gleichzeitig ist Kanada rund 5000 Kilometer entfernt. Es ist klar, dass die Regeln nicht dieselben sein können."
(P.Tomczyk--DTZ)