Deutsche Tageszeitung - Libanesische Regierung tritt eine Woche nach Explosionskatastrophe zurück

Libanesische Regierung tritt eine Woche nach Explosionskatastrophe zurück


Libanesische Regierung tritt eine Woche nach Explosionskatastrophe zurück
Libanesische Regierung tritt eine Woche nach Explosionskatastrophe zurück / Foto: ©

Eine Woche nach der Explosionskatastrophe in Beirut tritt die libanesische Regierung zurück. Dies erklärte Ministerpräsident Hassan Diab am Montagabend in einer Fernsehansprache. Der erst im Januar ins Amt gekommene Regierungschef beklagte eine "endemische Korruption" in der politischen Elite seines Landes, die auch zu der Explosionskatastrophe am vergangenen Dienstag geführt habe. Auch am Montag gab es in Beirut wieder regierungskritische Proteste.

Textgröße ändern:

Mit ihrem Rücktritt komme die Regierung der Forderung des Volkes nach, "die Verantwortlichen für diese Katastrophe zur Rechenschaft zu ziehen", sagte Diab. Der Ministerpräsident, der keiner Partei angehört, verglich die gesellschaftlichen Auswirkungen der Explosionskatastrophe mit einem "Erdbeben". In Beirut gibt es seit Tagen Proteste gegen die Regierung, so auch am Montag. Auch die Demonstranten machen die grassierende Korruption im Land für das Unglück mit mindestens 160 Toten und tausenden Verletzten verantwortlich.

Vor dem Rücktritt der gesamten Regierung hatten bereits mehrere Minister Konsequenzen aus der Explosionskatastrophe gezogen und ihren Rücktritt verkündet, darunter Justizministerin Marie-Claude Najm und Finanzminister Ghasi Wasni.

Durch die Doppelexplosion im Hafen von Beirut sind in der libanesischen Hauptstadt nach offiziellen Angaben rund 300.000 Menschen obdachlos geworden. Nach Regierungsangaben waren 2750 Tonnen Ammoniumnitrat explodiert, das jahrelang ungesichert im Hafen gelagert worden war. Die genauen Ursachen der Explosionen sind noch unklar.

Der Libanon steckte bereits vor der Katastrophe in der schlimmsten Wirtschafts- und Währungskrise seit dem Ende des Bürgerkriegs vor 30 Jahren. Nach offiziellen Angaben leben inzwischen mehr als 45 Prozent der Libanesen unter der Armutsgrenze. Massive Engpässe unter anderem bei der Strom- und Wasserversorgung sind an der Tagesordnung.

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

Israels Regierungschef Netanjahu warnt bei umstrittener Konferenz vor Antisemitismus

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat bei einer umstrittenen Konferenz in Jerusalem vor weltweit ansteigendem Antisemitismus gewarnt. "Das Schicksal freier Gesellschaften ist mit ihrem Willen verknüpft, die Geißel des Antisemitismus zu bekämpfen", sagte Netanjahu am Donnerstag. Die Teilnahme von Politikern rechtsextremer europäischer Parteien an der Konferenz für den Kampf gegen Antisemitismus hatte für weltweite Kritik und Absagen gesorgt.

Russlands Präsident Putin nennt Übernahmepläne der USA für Grönland "ernst"

Die USA meinen es nach Ansicht des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit ihren Übernahmeplänen für Grönland "ernst". Es sei "ein tiefer Fehler zu denken, dies sei eine Art extravagantes Gerede" Washingtons, sagte Putin beim russischen Arktis-Forum am Donnerstag in Murmansk. Moskau sei besorgt, dass Nato-Staaten "den fernen Norden immer mehr als Sprungbrett für mögliche Konflikte betrachten", fügte er hinzu.

Selenskyj zu europäischem Kontingent in der Ukraine: Viele Fragen offen

Zum möglichen Einsatz eines europäischen Kontingents zur Überwachung einer möglichen Waffenruhe in der Ukraine sind nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj noch viele Fragen offen. "Was die Tätigkeiten dieses Kontingents sind, seine Verantwortlichkeiten, was es tun kann, wie es eingesetzt werden kann, wer verantwortlich ist – es gibt viele Fragen", sagte Selenskyj am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. "Bisher gibt es nur wenige Antworten."

Trump und Republikaner nehmen öffentliche US-Sender ins Visier

Die öffentlichen Rundfunkanstalten in den USA müssen eine Streichung ihrer staatlichen Finanzierung durch den von den Republikanern dominierten Kongress fürchten. Abgeordnete der Partei von Präsident Donald Trump griffen die Fernsehsender PBS und das Radionetzwerk NPR am Mittwoch in einer Anhörung des Repräsentantenhauses in Washington massiv wegen angeblich voreingenommener Berichterstattung an und forderten den Entzug ihrer staatlichen Zuwendungen.

Textgröße ändern: