Deutsche Tageszeitung - US-Richter lehnt Einigung zwischen Bayer und Roundup-Klägern ab

US-Richter lehnt Einigung zwischen Bayer und Roundup-Klägern ab


US-Richter lehnt Einigung zwischen Bayer und Roundup-Klägern ab
US-Richter lehnt Einigung zwischen Bayer und Roundup-Klägern ab / Foto: ©

Der deutsche Chemiekonzern Bayer hat im Streit um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup in den USA eine Schlappe erlitten. Ein Bundesrichter in San Francisco wies am Mittwoch den Vorschlag für eine Vereinbarung zwischen Bayer und Klägeranwälten über mögliche künftige Klagen zurück. Die Einigung im Umfang von zwei Milliarden Dollar (1,6 Milliarden Euro) sei für mögliche künftige Krebspatienten schlichtweg "unvernünftig".

Textgröße ändern:

Die Vereinbarung würde für die Bayer-Tochter Monsanto, die Roundup herstellt, "viel erreichen", schrieb Richter Vince Chhabria in seiner Entscheidung. Sie würde insbesondere das rechtliche und finanzielle Risiko für den Konzern deutlich abmildern. "Sie würde viel weniger für Roundup-Nutzer erreichen, die noch nicht mit (der Krebserkrankung Non-Hodgkin-Lymphom) NHL diagnostiziert wurden."

Bayer will die Rechtsstreitigkeiten über eine mögliche krebserregende Wirkung von Roundup mit Zahlungen in Höhe von insgesamt rund elf Milliarden Dollar beilegen. Davon sind etwa neun Milliarden Dollar für rund 125.000 Kläger vorgesehen, deren Klagen bereits eingereicht wurden oder in Vorbereitung sind. Zwei Milliarden Dollar sind für mögliche künftige Klagen vorgesehen.

Um diesen Teil der Vereinbarung geht es in der Entscheidung von Richter Chhabria. Der Bundesrichter bemängelte am Mittwoch insbesondere die Vorkehrungen für Menschen, die bis zum Februar 2021 Roundup benutzt haben, bei denen aber noch kein Non-Hodgkin-Lymphom diagnostiziert wurde.

Diese Roundup-Nutzer können sich zwar vier Jahre lang medizinisch beobachten lassen und im Krankheitsfall eine Entschädigung verlangen. Chhabria hob aber hervor, dass eine Entwicklung der Krankheit deutlich länger dauern könnte. Außerdem könne der Entschädigungsfonds schon vor Ablauf der vier Jahre ausgeschöpft sein durch Zahlungen an Menschen, bei denen bereits Krebs diagnostiziert wurde.

Bayer hatte Monsanto 2018 für rund 54 Milliarden Euro gekauft. Der Streit um den Unkrautvernichter Roundup ist für den Leverkusener Konzern bis heute eine juristische und finanzielle Belastung.

Bayer ist in den USA in drei Prozessen wegen Krebserkrankungen nach einer Nutzung von Roundup zu hohen Entschädigungszahlungen verurteilt worden. Erst Mitte Mai bestätigte ein Bundesberufungsgericht in San Francisco eine Verurteilung des Konzerns zu rund 25 Millionen Dollar Schadenersatz an einen an Krebs erkrankten Kläger.

Der Konzern bestreitet, dass der Unkrautvernichter krebserregend ist. Die Frage ist in der Forschung umstritten. Die US-Umweltbehörde EPA und auch die Aufsichtsbehörden in der EU und Deutschland sind zu dem Schluss gelangt, dass von Glyphosat keine Krebsgefahr ausgehe. Dagegen konstatierte die zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung 2015, dass Glyphosat "wahrscheinlich krebserregend bei Menschen" sei.

(N.Loginovsky--DTZ)

Empfohlen

Barcelona will Kreuzfahrt-Tourismus reduzieren - mehrere Terminals sollen schließen

Die Stadt Barcelona hat angekündigt, den Kreuzfahrt-Tourismus zu reduzieren. 2030 sollen nur noch fünf statt derzeit sieben Terminals für die riesigen Kreuzfahrt-Schiffe in Betrieb sein, wie die Stadtverwaltung und die Hafenbehörde in der zweitgrößten Stadt Spaniens am Donnerstag mitteilten. "Erstmals in der Geschichte der Stadt wird das Wachstum bei den Kreuzfahrtschiffen begrenzt", erklärte Barcelonas Bürgermeister Jaume Collboni.

Skandal um Cambridge Analytica: Meta-Chef Zuckerberg schließt Vergleich

Gut sieben Jahre nach dem Cambridge-Analytica-Skandal um mutmaßliche Wahlmanipulation mit Facebook-Nutzerdaten hat die Chefetage der Facebook-Mutter Meta einem Vergleich zugestimmt. Der Meta-Vorsitzende Mark Zuckerberg und andere Vorstandsmitglieder beendeten damit ein von Aktionären angestrengtes Verfahren, wie die Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag aus mit dem Fall vertrauten Kreisen erfuhr. Nähere Angaben zu den finanziellen Bedingungen lagen zunächst nicht vor.

Ex-Trigema-Chef Grupp macht Altersdepressionen und Suizidversuch öffentlich

Der deutsche Unternehmer und langjährige Chef der Textilfirma Trigema, Wolfgang Grupp, hat sich in einem Schreiben an die Belegschaft gewandt, in dem er von Altersdepressionen und einem Suizidversuch berichtet. "Ich habe versucht, mein Leben zu beenden", schrieb der 83-Jährige in dem Brief, aus dem die "Bild"-Zeitung am Donnerstag zitierte. "Ich würde es gerne ungeschehen machen", erklärte Grupp.

Lieferdienst Lieferando entlässt jeden fünften Fahrer

Der Lieferdienst Lieferando hat die Entlassung von bis zu 2000 Mitarbeitern angekündigt. Hintergrund sei eine Umstrukturierung, nach der künftig bei der Auslieferung stärker mit lokalen Drittfirmen zusammengearbeitet werden solle, teilte Lieferando am Donnerstag mit. Dabei sei eine Reduzierung der eigenen Flotte um rund 20 Prozent geplant. Die von Entlassungen betroffenen Fahrer würden "mit einem Sozialplan unterstützt", hieß es weiter.

Textgröße ändern: