Deutsche Tageszeitung - Auch kleinste Werbegeschenke sind bei rezeptpflichtigen Medikamenten tabu

Auch kleinste Werbegeschenke sind bei rezeptpflichtigen Medikamenten tabu


Auch kleinste Werbegeschenke sind bei rezeptpflichtigen Medikamenten tabu
Auch kleinste Werbegeschenke sind bei rezeptpflichtigen Medikamenten tabu / Foto: ©

Apotheken dürfen ihren Kunden bei Medikamenten auf Rezept nicht einmal kleinste Werbegeschenke geben. Auch Geschenke wie ein Brötchen-Gutschein seien "wettbewerbsrechtlich unzulässig", entschied der Bundesgerichtshof (BGH) am Donnerstag in Karlsruhe. Die Bundesrichter sehen darin Verstöße gegen die geltende Preisbindung, von der es aus ihrer Sicht auch bei Kleinigkeiten keine Ausnahmen geben darf. (Az. I ZR 206/17 und I ZR 60/18)

Textgröße ändern:

Auslöser des Verfahrens waren Unterlassungsklagen der Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs gegen Apotheken in Darmstadt und Berlin. In Darmstadt bekam ein Kunde einen Brötchen-Gutschein über "2 Wasserweck oder 1 Ofenkrusti" in einer nahegelegenen Bäckerei. In Berlin gab es in einer Apotheke Ein-Euro-Gutscheine, die bei einem weiteren Einkauf eingelöst werden konnten.

Die bisherigen Urteile in den beiden Fällen fielen unterschiedlich aus. Die entscheidende Frage war dabei jeweils, ob auch kleinste Werbegeschenke mit geringem Wert unzulässig sind. Der Bundesgerichtshof bejahte dies nun mit seiner Entscheidung.

Hintergrund ist eine Gesetzesänderung aus dem Jahr 2013. Der Gesetzgeber sei mit der damaligen Änderung des Heilmittelwerbegesetzes davon ausgegangen, dass jede Abweichung vom Abgabepreis bei verschreibungspflichtigen Arzneimittel einen "unerwünschten Preiswettbewerb" zwischen den Apotheken auslösen könne.

Diese Regelung dürfe nicht dadurch unterlaufen werden, dass ein Verstoß als "nicht spürbar" eingestuft werde, stellte der BGH klar. Dies gilt demnach auch für Geschenke mit einem geringen finanziellen Wert, da die Preisbindung nach dem Willen des Gesetzgebers strikt einzuhalten sei.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) begrüßte das Urteil. Damit werde klar gestellt, "dass weiterhin einheitliche Abgabepreise für rezeptpflichtige Arzneimittel in allen Apotheken gelten", erklärte ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold. Einheitliche Preise seien wichtig, "weil sie eine Übervorteilung der Patienten verhindern, die in Notsituationen wie bei der Gabe von Antibiotika weder auf Schnäppchenjagd gehen sollen noch abgezockt werden dürfen".

Bundeseinheitliche Preise für rezeptpflichtige Medikamente verhinderten auch einen "destruktiven Preiswettbewerb zwischen konkurrierenden Apotheken, der letztlich zur Ausdünnung des Apothekennetzes und damit zu schlechterer Patientenversorgung führt".

(M.Dorokhin--DTZ)

Empfohlen

Dobrindt stellt Statistik zu politisch motivierter Gewalt vor

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) stellt am Dienstag (10.30 Uhr) gemeinsam mit dem Chef des Bundeskriminalamts, Holger Münch, die Statistik zu politisch motivierter Kriminalität für das vergangene Jahr vor. Darin werden etwa Straftaten aus dem rechts- oder linksextremistischen Milieu oder religiös motivierte Delikte registriert. Im Jahr 2023 ermittelten die Behörden in fast allen Bereichen eine gestiegene Fallzahl im Vergleich zu 2022.

Trump unterzeichnet Gesetz gegen "Racheporno"-Bilder

In den USA ist das Veröffentlichen intimer Aufnahmen ohne Zustimmung der Gezeigten künftig verboten. US-Präsident Donald Trump unterzeichnete am Montag ein Gesetz gegen sogenannte Rachepornografie (Englisch: revenge porn), das der Kongress nach seinem Amtsantritt mit großer Mehrheit beschlossen hatte. Auch mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellte Bilder sind betroffen.

Viele gute Smartwatches in Untersuchung der Stiftung Warentest

Sie messen den Puls und zeigen Nachrichten an: Die Stiftung Warentest hat Smartwatches und Fitnessarmbänder getestet und kann viele Produkte empfehlen. Wie die Warentester in Berlin am Montag mitteilten, gab es für die insgesamt 29 Geräte 20-mal die Note "gut", neunmal ein "Befriedigend". Gute Geräte gibt es bereits für rund 50 Euro. Das teuerste Produkt im Test lag bei 972 Euro.

Vergleich nach Musterverfahren: Sparer sollen Zinsnachzahlungen bekommen

Mögliche Zinsnachzahlung für zahlreiche Sparer: Nach einer Musterfeststellungsklage des Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) wegen der Berechnung von Zinsen hat sich die Stadtsparkasse München auf einen Vergleich mit den Verbraucherschützern geeinigt. "Rund 2400 Prämiensparer:innen bleiben von einer längeren gerichtlichen Hängepartie verschont und erhalten stattdessen unkompliziert Geld nachgezahlt", erklärte der vzbv am Montag. Das Gericht genehmigte den Vergleich nach eigenen Angaben. Nun müssen die Verbraucher noch zustimmen.

Textgröße ändern: