Deutsche Tageszeitung - Studie: Vor allem gut ausgebildete Migranten äußern Auswanderungsabsichten

Studie: Vor allem gut ausgebildete Migranten äußern Auswanderungsabsichten


Studie: Vor allem gut ausgebildete Migranten äußern Auswanderungsabsichten
Studie: Vor allem gut ausgebildete Migranten äußern Auswanderungsabsichten / Foto: © AFP/Archiv

Unter den Menschen mit Migrationsgeschichte in Deutschland hegen einer Studie zufolge vor allem die gut Ausgebildeten Auswanderungsabsichten. Das betrifft einer am Mittwoch veröffentlichten Online-Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zufolge besonders wirtschaftlich erfolgreiche Migranten und solche, die die deutsche Sprache gut beherrschen. Dies seien "genau diejenigen, die Deutschland dringend für die Fachkräftesicherung benötigt", betonte Migrationsforscherin Katia Gallegos Torres vom IAB bei der Vorstellung der Studie in Berlin.

Textgröße ändern:

Besonders betroffen seien die "wissensintensiven Dienstleistungsbranchen" wie IT, Finanz- und Versicherungsdienstleistung. Hier sagten der Studie zufolge zwischen 30 und 39 Prozent der befragten Migranten, dass sie Deutschland womöglich den Rücken kehren wollten. Relevante Abwanderungstendenzen gebe es auch im Gesundheits- und Sozialwesen, dem verarbeitenden Gewerbe, der Logistik und der Lagerei.

Dies sei "ein Risiko angesichts bestehender Fachkräfteengpässe", sagte Gallegos Torres. Insgesamt gebe es einen Zusammenhang "zwischen Bildungsstatus und Verdienst auf der einen und Abwanderungsabsichten auf der anderen Seite". Bei den Zielländern von Migranten, die aus Deutschland weiterwandern, also nicht in ihr Heimatland zurückkehren wollen, stehen die Schweiz, die USA und Spanien an der Spitze.

Für die Studie wurden zwischen Dezember 2024 und April 2025 den Angaben zufolge rund 50.000 Migrantinnen und Migranten online befragt. Damit ließen sich repräsentative Aussagen machen, betonten die Autorinnen und Autoren. Insgesamt 26 Prozent der Befragten sagten, dass sie bereits über eine Ausreise nachgedacht hätten. 57 Prozent sagten, dass sie dauerhaft in Deutschland leben wollen.

Der Analyse zufolge äußern diejenigen Migrantinnen und Migranten eher seltener Auswanderungsabsichten, die zufrieden mit ihren Jobs sind. Auch soziale Integration und gesellschaftliche Teilhabe mindern eher die Neigung, ins Ausland auswandern zu wollen. Diskriminierungserfahrungen – insbesondere im Kontakt mit Behörden oder am Arbeitsplatz – erhöhen dagegen die Abwanderungsneigung deutlich.

Als Gründe für ihre Auswanderungspläne gaben die betroffenen Migrantinnen und Migranten unter anderem die Steuerlast, die aufwendige Bürokratie und die allgemeine wirtschaftliche Lage in Deutschland am häufigsten an. Auch die politische Lage und eigene berufliche Gründe spielten demnach - neben Diskriminierungserfahrungen - häufig eine Rolle.

Die Autorinnen und Autoren der Studie weisen darauf hin, dass für eine "zukunftsfähige Migrationspolitik" nicht nur der Zuzug nach Deutschland gefördert werden müsse, sondern auch dauerhauft Bleibeperspektiven geschaffen werden. "Die Befunde aus der Befragung liefern hierfür wichtige Anhaltspunkte und unterstreichen die Dringlichkeit, strukturelle Hürden abzubauen, Migrations- und Verwaltungsprozesse zu beschleunigen und zu vereinfachen, soziale Integration zu stärken und gesellschaftliche Offenheit aktiv zu fördern müssten", heißt es in der Studie.

Vorgeschlagen werden etwa "eine umfassende Entbürokratisierung, Zentralisierung, Vereinfachung, Digitalisierung und Beschleunigung von Migrations- und Verwaltungsprozessen". Weiter heißt es in der Studie: "Besonders die Verfahren im Bereich der Arbeitsmigration müssen weiter vereinfacht und beschleunigt werden." Die Anerkennung ausländischer Abschlüsse sowie die Visaerteilung sollten "effizienter, transparenter und stärker digital gestaltet werden, um unnötige Hürden abzubauen und Deutschland im internationalen Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte wettbewerbsfähiger zu machen".

(V.Varonivska--DTZ)

Empfohlen

Umfrage: Nur 22 Prozent der Jugendlichen glauben an bessere Zukunft

Nur eine Minderheit der Jugendlichen in Deutschland sieht das Land auf einem guten Weg. Laut einer am Dienstag in Gütersloh veröffentlichten Umfrage für die Liz-Mohn-Stiftung glauben nur 22 Prozent oder etwas mehr als ein Fünftel der befragten Zwölf- bis 18-Jährigen, dass die Zukunft hierzulande in drei Jahren besser sein wird als heute. Mit dem eigenen Leben ist eine knappe Mehrheit von 52 Prozent demnach aber zufrieden.

China kündigt "Antidumping"-Zölle auf Schweinefleisch aus der EU an

Im Handelskonflikt mit der Europäischen Union hat China angekündigt, ab Mittwoch "Antidumping"-Zölle auf Schweinefleisch aus der EU zu erheben. Die Zölle auf Schweinefleisch und dessen Nebenprodukte sollen für einen Zeitraum von fünf Jahren 4,9 bis 19,8 Prozent betragen, wie das Handelsministerium in Peking am Dienstag mitteilte. Grund dafür sei, dass Schweinefleischerzeugnisse aus der EU "gedumpt" worden seien, was der chinesischen Industrie "erheblichen Schaden" zugefügt habe.

US-Autobauer Ford will weniger E-Autos bauen und schreibt 19,5 Milliarden Dollar ab

Der US-Autobauer Ford hat seine Pläne für den Bau insbesondere größerer E-Autos deutlich zurückgeschraubt. Die Nachfrage nach diesen Autos sei deutlich geringer als erwartet, teilte das Unternehmen am Montag mit. Ford werde sich stattdessen auf den Bau von Hybriden und Benziner konzentrieren. Der Strategiewechsel kostet den Konzern demnach 19,5 Milliarden Dollar.

Minister Frei sieht Einigung mit SPD über Bürgergeldreform - Beschluss am Mittwoch

Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU) sieht die Bedenken der Union gegen den Gesetzentwurf aus dem SPD-geführten Bundesarbeitsministerium zur Bürgergeldreform ausgeräumt. "Wir haben uns über alle offenen Punkte verständigen können", sagte Frei am Montag nach einer Sitzung des CDU-Bundesvorstands in Berlin. Er gehe davon aus, dass die Reform am Mittwoch im Kabinett verabschiedet werden könne.

Textgröße ändern: