Deutsche Tageszeitung - Klöckners freiwilliges Tierwohlkennzeichen steht wohl vor dem Aus

Klöckners freiwilliges Tierwohlkennzeichen steht wohl vor dem Aus


Klöckners freiwilliges Tierwohlkennzeichen steht wohl vor dem Aus
Klöckners freiwilliges Tierwohlkennzeichen steht wohl vor dem Aus / Foto: ©

Die Pläne von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) zur Einführung eines Tierwohllabels auf freiwilliger Basis stehen vor dem Scheitern. Wie die "Augsburger Allgemeine" am Freitag berichtete, stellt sich nach der SPD nun auch das CSU-geführte Innenministerium gegen die Pläne in dieser Form und fordert eine verpflichtende Kennzeichnung. Klöckner verteidigte ihre Pläne für eine freiwillige Lösung und verwies auf Vorgaben aus Brüssel.

Textgröße ändern:

Das Innenministerium merke zum Entwurf für ein Tierwohlkennzeichen an, dass "angesichts der inhaltlich nicht substanziellen Änderungen Bedenken gegen den Gesetzentwurf bestehen", zitierte die Zeitung aus der Stellungnahme zu Klöckners Plan, der sich gerade in der Ressortabstimmung befindet. "Vorzugswürdig wäre eine verpflichtende staatliche Haltungs- und Herkunftskennzeichnung, wie sie auch von zahlreichen Beteiligten (Landwirte, Verarbeiter, Handel, Bundesländer) gefordert wurde", heißt es. Im Ergebnis würde dies zu mehr Tierwohl führen und für eine bessere Rückverfolgbarkeit stehen.

Klöckner plant ein freiwilliges dreistufiges Tierwohlkennzeichen. Dieses würde Fleisch und Wurst auszeichnen, die aus einer besseren Produktion stammen, als die gesetzlichen Mindeststandards vorsehen. Das Label, das Verbrauchern Orientierung geben soll, gibt es zunächst nur für Schweinefleisch, später sollen auch weitere Tierarten hinzukommen.

An den Plänen gibt es immer wieder Kritik, besonders von Tierschutzorganisationen, aber auch aus der Politik. So hatte erst kürzlich die SPD ein verpflichtendes Label gefordert und gewarnt, der vorliegende Entwurf von Klöckner bekäme absehbar keine Mehrheit in den Koalitionsfraktionen.

Die CSU-Agrarpolitikerin Marlene Mortler, die ins EU-Parlament wechselte, hatte sich ebenfalls für eine verpflichtende Kennzeichnung ausgesprochen. Die CSU sieht sich dabei als Anwältin der in Bayern eher kleinteilig geprägten Landwirtschaft. Bäuerliche Betriebe könnten von einer Pflichtkennzeichnung eher profitieren, heißt es der "Augsburger Allgemeinen" zufolge in CSU-Kreisen.

Klöckner selbst verteidigte ihre Pläne und verwies auf Vorgaben der EU-Kommission, wonach einzig auf freiwilliger Basis für Produkte über den gesetzlichen Mindestanforderungen ein Label eingeführt werden dürfe. "Die EU hat jüngst mehrfach bekräftigt, dass das rechtlich die einzig sichere Möglichkeit ist, wenn wir nicht wie bei der Maut scheitern wollen", sagte Klöckner den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) vom Freitag. Wer ein national verpflichtendes Kennzeichen fordere, schiebe das Tierwohl "bewusst auf die lange Bank".

Klöckner kritisierte dabei vor allem die SPD und warf Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil vor, die Bemühungen der Regierung zu hintertreiben. Weil wolle auch die Einhaltung des gesetzlichen Mindeststandards bei der Tierhaltung auszeichnen, sagte sie mit Blick auf Niedersachsens Bundesratsinitiative zur Einführung eines verpflichtenden Labels. Das wäre so, als gebe es für das Halten an roten Ampeln ein Lob.

Die Grünen kritisierten Klöckner und forderten erneut ebenfalls eine verpflichtende Kennzeichnung. "Angekündigt wird viel, umgesetzt wird wohl nichts", erklärte Agrarexperte Friedrich Ostendorff. Klöckners Fleischlabel habe "gute Chancen, ein Rohrkrepierer zu werden".

(W.Budayev--DTZ)

Empfohlen

Gesetzesvorhaben: Neuer Gebäudetyp E soll Bauen vereinfachen

Die Bundesregierung will mit einer Gesetzesreform das Bauen deutlich vereinfachen, Innovation fördern und so die Baukonjunktur wieder ankurbeln. Mit dem geplanten sogenannten Gebäudetyp E sollen Bauunternehmen einfacher von technischen Normen abweichen können, wie es am Freitag aus dem Bundesjustizministerium hieß. Eine entsprechende Gesetzesänderung im Bürgerlichen Gesetzbuch in Absprache mit dem Bundesbauministerium soll bald vorgelegt werden.

Automobilzulieferer ZF will bis 2028 bis zu 14.000 Stellen in Deutschland abbauen

Deutschlands zweitgrößter Automobilzulieferer, das Friedrichshafener Unternehmen ZF, will in den kommenden Jahren tausende Stellen streichen. "Die deutschen Standorte sollen perspektivisch effizienter aufgestellt und zu mehreren Standortverbünden zusammengeführt werden", erklärte ZF am Freitag. Bis Ende 2028 soll sich die Zahl der derzeit rund 54.000 Beschäftigten in Deutschland um 11.000 bis 14.000 reduzieren.

Weiter stark steigende Preise: Russische Zentalbank hebt Leitzinsen

Die russische Zentralbank hat im Kampf gegen die weiter stark steigenden Preise im Land ihre Leitzinsen erneut erhöht. Der zentrale Zinssatz steigt von 16 auf 18 Prozent, wie die Moskauer Notenbank am Freitag mitteilte. "Die Inflation hat sich beschleunigt und liegt deutlich über der April-Prognose", erklärte sie dazu. Es ist bereits die sechste Zinsanhebung in gut einem Jahr.

Automobilzulieferer ZF will bis zu 14.000 Stellen in Deutschland abbauen

Der Automobilzulieferer ZF in Friedrichshafen will tausende Stellen streichen. "Die deutschen Standorte sollen perspektivisch effizienter aufgestellt und zu mehreren Standortverbünden zusammengeführt werden", erklärte das Unternehmen am Freitag. Bis Ende 2028 soll sich die Zahl der derzeit rund 54.000 Beschäftigten in Deutschland um 11.000 bis 14.000 reduzieren.

Textgröße ändern: